Biogasanlagen

Knapp zwei Drittel der Biogasanlagen in Deutschland verfügen über offene oder nicht gasdicht abgedeckte Gärrestlager. Daraus entweichen täglich klimaschädliche Gase wie Methan und Ammoniak. Doch die Emissionen lassen sich vermindern, wie Forscher herausgefunden haben.

Wie Emissionen aus Gärrestlagern reduziert werden können


Wie können Methan- und Ammoniakemissionen aus nicht gasdichten oder offenen Gärrestlagern von Biogasanlagen einfach und wirtschaftlich vermindert werden? Diese Frage haben sich Forscher am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) gestellt. Ihre Lösung: Gärreste mit handelsüblichen mineralischen Düngern vermengen.

Für ihren Test haben die Potsdamer Wissenschaftler zunächst fünf Biogasanlagen in Brandenburg ausgewählt. Alle Anlagen arbeiten im Nassvergärungsverfahren (40 bis 45 Grad Celsius), setzen aber einen unterschiedliche Substratmix ein (Rindergülle, Getreidekorn, Maissilage, CCM-Silage, Mist). Außerdem besitzen alle kein abgedecktes Gärrestlager.

Im nächsten Schritt wurden in allen Anlagen Proben entnommen und mit Dünger vermischt. Zum Einsatz kamen verschiedene Mittel: Triplesuperphosphat, Magnesiumchlorid, Bortrac, Tenso Eisen, 60erKali Standard und Esta Kieserit.

Im Ergebnis ließen sich die Methan-Ausgasungen durch die Beimengungen deutlich reduzieren. „Unter Laborbedingungen haben Tripelsuperphosphat, Magnesiumchlorid, Bortrac und Eisen, unabhängig vom Substrat sehr gute Einsparungsergebnisse erzielt, welche mindestens bei 81 Prozent lagen“, schreiben die Forscher. Teilweise wurden Einsparungen von über 90 Prozent erzielt.

Noch weitere Untersuchungen nötig

Hinsichtlich der Reduktion der Ammoniakfreisetzung waren die Dünger ebenfalls hilfreich. So wurde eine Absenkung von bis 85 Prozent erreicht.

Allerdings „scheint es so zu sein, dass die Wirkung der unterschiedlichen Mineraldünger auf die Ammoniakemission aus Gärresten erheblich von den Eigenschaften der Gärreste abhängig ist“, schreiben die Autoren. Beispielsweise zeigte die Beimischung von Triplesuperphosphat eine Spannweite von 34 bis 88 Prozent über alle getesteten Gärrückstände. Ausnahme war Tenso Eisen, der einen Anstieg der Ammoniakfreisetzung bewirkte.

Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass Mineraldünger zur Emissionsreduzierung eingesetzt werden können, selbst dann wenn aufgrund von Restriktionen im Zuge des neuen Düngerechts nur ein Teil der angeratenen Düngermenge beigemischt würde. Zur Bestätigung einer deutschlandweiten Einsetzbarkeit müssten jedoch noch weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Darüber hinaus sei eine direkte wirtschaftliche Anwendung aufgrund des Grundlagencharakters der durchgeführten Arbeiten noch nicht möglich.

Entsprechend der aktuellen Gesetzeslage müssen Gärreste vor der Ausbringung auf landwirtschaftlichen Nutzflächen für mindestens 150 Tage lagern. Die Lagerung muss ohne Gasemissionen erfolgen. Allerdings sind nur 36 Prozent der rund 9.000 Biogasanlagen in Deutschland mit einem gasdicht abgedeckten Gärrestlager ausgestattet. Der Rest der Anlagen besitzt entweder ein geschlossenes, aber kein gasdichtes System (27 Prozent) oder ein offenes Gärrestlager (36 Prozent).

Dabei handelt es sich aber keineswegs nur um Altanlagen. In Deutschland ist ein gasdichtes System bei Biogasanlagen erst seit dem EEG 2012 Pflicht. Bislang verfügen rund 22 Prozent der neuen Biogasanlagen über offene Gärrestlager.

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