Wertstofftonne

Seit 2010 testet aha in Hannover und Umgebung die O-Tonne für stoffgleiche Nichtverpackungen. Die Bilanz fällt durchwachsen aus. Das größte Manko sind die Kosten. Ob es die Tonne weiterhin geben wird, ist offen.

Wie geht es weiter mit der O-Tonne?


45.000 graue Tonnen mit orangefarbenen Deckel, kurz O-Tonne, hat der Abfallzweckverband aha in der Region Hannover seit 2010 aufgestellt. Der Erfolg der Wertstofftonne ist bislang zufriedenstellend – zumindest mengenmäßig. Im vergangenen Jahr wurden rund 3.000 Tonnen Kunststoffe, Metalle und Folien sowie Textilien eingesammelt, annähernd so viel wie in den drei vorangegangen Jahren. Das entspricht drei Kilogramm pro Einwohner.

Ganz anders sieht es jedoch mit der Wirtschaftlichkeit aus. Seit Einführung der O-Tonne fährt der Zweckverband jedes Jahr rund 1,5 Millionen Euro Verlust ein. Die Regionalpolitiker der Großen Koalition in Hannover wollen daher einen Prüfauftrag zur Zukunft der O-Tonne stellen. Denn auch im Koalitionsvertrag heißt es dazu: „Die O-Tonne, eingeführt als strategische Entscheidung, muss weiterentwickelt werden, mit dem Ziel, dass sie als Wertstofftonne möglichst Leichtverpackungen und stoffgleiche Nichtverpackungen einsammelt. Wenn dies im Laufe der Wahlperiode nicht gelingt, soll die O-Tonne unter den aktuellen Sammelvoraussetzungen rückabgewickelt werden.“

Damit wird die O-Tonne aller Voraussicht nach nicht wie ursprünglich geplant zum 1. Januar 2018 flächendeckend eingeführt. Auch sonst ist der Zeitplan noch offen. Wie aha-Geschäftsführer Thomas Schwarz, auf Anfrage von 320° mitteilt, ist der Prüfauftrag an die Verwaltung bislang noch nicht ergangen. „Ich erwarte eine Beratung frühestens Mitte 2018“, erklärt der Verbandschef.

Abfallbilanz 2016

Ob die O-Tonne flächendeckend kommen wird oder nicht, dürfte die Gesamt-Abfallbilanz der Region Hannover allerdings nur unwesentlich beeinflussen. Auch im vergangenen Jahr war die zu verwertende Fraktion aus der O-Tonne die kleinste. Insgesamt haben die Hannoveraner 2016 laut Bilanz des Abfallzweckverbands aha 678.196 Tonnen Abfälle erzeugt – 593 Kilogramm je Einwohner. Das waren 40.640 Tonnen oder 42 Kilogramm je Einwohner weniger als im Jahr zuvor.

Bei den einzelnen Abfallfraktionen gab es bis auf eine Ausnahme keine wesentlichen Änderungen. Die größte Fraktion stellten nach wie vor die Restabfälle. Mit 200.839 Tonnen stieg die Menge gegenüber 2015 leicht um 3.641 Tonnen. Von der Gesamtmenge wurden 191.161 Tonnen in der mechanisch-biologischen Restabfallbehandlungsanlage auf der Deponie Hannover behandelt.

Auf Rang zwei folgen Grünabfälle. Laut aha wurden im vergangenen Jahr 138.619 Tonnen Material erzeugt – ein Rückgang um 12.263 Tonnen (2015: 150.882 Tonnen). Der Großteil der Grünabfälle, nämlich 90.991 Tonnen, wurde kompostiert. Die aha betreibt insgesamt drei Anlagen beziehungsweise Plätze, um das Material aufzubereiten. Die Menge an Bioabfällen blieb mit 24.179 Tonnen gegenüber 2015 (24.394 Tonnen) stabil.

E-Schrott-Aufkommen leicht gesunken

Die drittgrößte Abfallfraktion in der Region Hannover ist Altpapier. 2016 kamen 100.582 Tonnen zusammen. Damit ist die Menge gegenüber dem Vorjahr um 897 Tonnen nahezu gleich geblieben.

Konstant blieb auch die Menge an Sperrmüll: 2015 generierten die Hannoveraner 42.162 Tonnen, 2016 waren es 41.082 Tonnen. Das gilt auch für die verzeichnete Altholzmenge. Sie wuchs nur marginal von 34.479 auf 35.239 Tonnen.

Den stärksten Rückgang weist der Zweckverband bei Leichtverpackungen aus. Fielen 2015 noch 32.709 Tonnen (29 Kilogramm pro Einwohner) an, stehen für 2016 lediglich 10.926 Tonnen (10 Kilogramm je Einwohner) in der Bilanz. Der Grund: 2015 hatte der Zweckverband den Sammelauftrag für die Gesamtregion Hannover, 2016 nur noch für die Stadt.

Tatsächlich gesunken ist die Menge an Altmetall – von 11.327 Tonnen im Jahr 2015 auf 9.615 Tonnen im vergangenen Jahr. Das Aufkommen an E-Schrott ist mit 7.583 dagegen nur leicht zurückgegangen (2015: 7.915).

Stoffliche Verwertung bei 50 Prozent

Von den insgesamt 678.196 Tonnen, die 2016 anfielen, wurden laut Abfallbilanz 342.874 Tonnen stofflich verwertet – etwa 50,6 Prozent. 258.437 Tonnen gingen in die mechanisch-biologische Restabfallbehandlungsanlage/thermische Verwertung. Das entspricht rund 38,1 Prozent. Ein kleinerer Anteil von 76.321 (Sperrmüll und Altholz) wurde stofflich und thermisch verwertet.

Darüber hinaus mussten im vergangenen Jahr 30.245 Tonnen Abfälle deponiert werden. Weil auf den Deponien Hannover und Burgdorf nicht mehr abgelagert werden darf, ging das Material nach Wunstorf. Die dortige Deponie hat laut aha noch ein Restvolumen von 3,14 Millionen Kubikmetern.

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