Forschungsprojekt

Der Anteil erneuerbarer Energien wächst kontinuierlich. Bis 2050 will die Bundesregierung eine Quote von 80 Prozent erreichen. Doch welchen Beitrag können hierzu Müllverbrennungsanlagen leisten? Ein Forschungsvorhaben prüft die Potenziale einer MVA zur flexiblen Energieerzeugung.

Wie MVA zur flexiblen Energieerzeugung beitragen können


Das Energiekonzept der Bundesregierung verfolgt hehre Ziele: Bis zum Jahr 2050 sollen rund 80 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Im Fokus stehen vor allem die Sonnen- und Windenergie, doch womöglich besitzen auch Müllverbrennungsanlagen größere Potenziale zur flexiblen Energieerzeugung als bislang angenommen.

In einem Forschungsprojekt soll eben diese Frage geklärt werden. Das Projekt mit dem Titel „ELMAR“ soll aufzeigen, inwieweit sich die Strom- und Wärmebereitstellung am Beispiel der MVA Krefeld verbessern lässt. Dazu kommt in Betracht, die Erzeugung und die jeweiligen Bedarfe effizient über die verschiedenen Sektoren miteinander zu koppeln. An dem Forschungsvorhaben sind die Hochschule Niederrhein, die EGK Entsorgungsgesellschaft Krefeld GmbH & Co. KG und die Stadtwerke Krefeld AG beteiligt.

„Ziel des Projektes ist es, das Flexibilisierungspotenzial der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage (MKVA) Krefeld aus technischer, wirtschaftlicher und betrieblich-organisatorischer Sicht zu ermitteln und zu nutzen“, erklärt Professor Frank Alsmeyer von der Hochschule Niederrhein, der am SWK-Forschungsinstitut E2 das Forschungsprojekt leitet. „Dabei bekommt das Krefelder Projekt bundesweiten Modellcharakter. Die ermittelten Potenziale der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage Krefeld zur flexiblen Energieerzeugung sollen im Anschluss auf Nordrhein-Westfalen und Deutschland hochgerechnet werden.“


erneuerbare-energien---verteilung-der-stromerzeugung-nach-energietraeger-2017


Für die Abschätzung des Potenzials wird am SWK-Institut mit Hilfe einer Simulationssoftware die Krefelder MKVA und das technische Umfeld in einem mathematischen Modell abgebildet. Auf diese Weise kann die dortige Energieerzeugung simuliert werden. „Wir wollen gemeinsam herausfinden, welcher Mehrwert durch eine modifizierte Betriebsweise der MKVA geschaffen werden kann“, sagt Raschad Damati, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energietechnik und Energiemanagement.

Die dazu erforderlichen Daten liefert Thomas Brangers, Betriebsleiter der MKVA Krefeld. Er leitet auch die sich anschließenden Optimierungsversuche. Dass die Wahl auf die MVA Krefeld fällt, ist kein Zufall. „Die MKVA Krefeld ist ein Müllheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung und als Untersuchungsgegenstand besonders interessant, weil sie im Vergleich zu anderen Anlagen eine Reihe zusätzlicher Gestaltungsmöglichkeiten bietet“, erläutert Professor Hermann-Josef Roos, Geschäftsführer der EGK.

Zu den Gestaltungsmöglichkeiten zählt Roos das im Anlagenverbund betriebene Großklärwerk und die Klärschlammtrocknungsanlage als Eigenverbraucher für Strom und Wärme. Ferner verweist er auf die energetische Nutzung des Faulgases aus der Kläranlage und die Wärmeeinspeisung ins Fernwärmenetz zur Versorgung der Stadt Krefeld. Außerdem gebe es drei in das Fernwärmenetz integrierte Blockheizkraftwerke und zwei Heizwerke sowie die Option der Dampflieferung an den benachbarten Chemiepark Krefeld-Uerdingen.

Das Projekt „Erzeugungs- und Lastmanagement in Müllverbrennungsanlagen als Beitrag zur Sektorenkopplung (ELMAR)“ läuft über einen Zeitraum von drei Jahren (1. Juni. 2018 bis 31. Mai 2021) und umfasst ein Gesamtbudget von rund 1,2 Millionen Euro. Davon entfallen auf die Hochschule Niederrhein 701.000 Euro und auf die EGK 523.000 Euro, die zu jeweils 90 bzw. 40 Prozent gefördert werden. Die bereit gestellten Fördermittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE.NRW)

 

© 320° | 11.07.2018

Mehr zum Thema
So lassen sich Lederreste upcyceln
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Forscher entwickeln Lkw-Front, die Leben retten soll