Aufbereitung aus Elektroaltgeräten

Wissenschaftler arbeiten an der Aufbereitung von Antimon und Titan aus Elektroaltgeräten. In der Praxis bereitet das Vorhaben allerdings Probleme. Ein neues Verfahren soll Abhilfe schaffen.

Wissenschaftler wollen Antimon und Titan recyceln


Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) hat die beiden kritischen Metalle Antimon und Titan ins Visier genommen. Beide Metalle stecken in Kunststoffen von Elektroaltgeräten. Ihre Aufbereitung ist theoretisch möglich, in der Praxis aber schwierig. Denn Antimon und Titan müssen aus Kunststoffabfällen geholt werden, die mit Flammschutzmitteln belastet sind.

Um sie dennoch wiederzugewinnen, soll in den nächsten drei Jahren ein geeignetes Recyclingverfahren entwickelt werden. Als Ausgangspunkt soll hierfür der CreaSolv-Prozess dienen, bei dem zunächst die flammgeschützten Kunststoffe gelöst und anschließend Antimon und Titan aus diesen Lösungen abgetrennt werden. An dieser Technologie arbeitet das IVV schon eine Zeit lang. Allerdings ist der Prozess bislang noch nicht im industriellen Maßstab umgesetzt worden.

Dazu haben sich nun die Fraunhofer Forscher mit dem Trenntechnikhersteller Flottweg, dem Unternehmen Argus Additive Plastics und mit der Managementberatungsgesellschaft uve zu dem gemeinschaftlichen Projekt „Add Resources“ zusammengeschlossen. Flottweg übernimmt nach Angaben des IVV die Entwicklung geeigneter technischer Aggregate. Der Flammschutzmittelhersteller Argus soll die technischen Anwendungen des zurückgewonnenen Antimons und Titans erproben und die Technologie im größeren Maßstab umsetzen. Die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt sowie ein Ergebnis-Workshop für Verwerter von Elektroaltgeräten, Kunststoffrecycler und Rezyklatanwender liegt in der VErantwortung von uve.

Globaler Bedarf nimmt zu

Dass Antimon und Titan recycelt werden sollten, begründet das IVV damit, dass Antimon neben Germanium und Rhenium zu den drei kritischsten Metallen gehört und sehr selten ist. In Form von Antimontrioxid (ATO) werde das Metall als Zusatz in halogenhaltigen Flammschutzmitteln in Kunststoffen, Gummi, Textilien und anderen brennbaren Materialien benötigt. Wichtigstes Förderland ist China.

Titan dagegen kommt zwar häufiger vor, ist aber nur in sehr geringen Konzentrationen in der Erdkruste vorhanden. Die Fraunhofer Forscher schätzen, dass der globale Bedarf künftig ansteigen und somit teurer wird. Darüber hinaus würden derzeit global 5 bis 7 Millionen Tonnen Titandioxid pro Jahr verbraucht und nicht recycelt.

Das Projekt „Add Resources“ ist Anfang März 2015 gestartet und wird innerhalb des Programms „r4-Wirtschaftsstrategische Rohstoffe“ vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. In Europa werden derzeit flammgeschützte Kunststoffe nicht stofflich verwertet. Die Kunststoffabfälle gehen nach China oder Afrika oder werden verbrannt.

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