Zukunft Stahlschrott

Das weltweite Stahlschrott-Aufkommen soll in den kommenden Jahren massiv ansteigen – alleine bis 2030 um ein Drittel. Doch was passiert mit den Schrotten, wo werden sie überwiegend anfallen und wo verarbeitet? Ein Blick in die Zukunft.

Wohin steuert der Stahlschrottmarkt?


Das Wachstum ist rasant: In etwa 30 Jahren sollen weltweit über 500 Millionen Tonnen mehr Stahlschrott anfallen als derzeit. Wie der Rohstoffanalyst Baris Bekir Çiftçi von Woldsteel schreibt, dürfte damit das jährliche Aufkommen von derzeit 750 Millionen Tonnen auf etwa 1,3 Milliarden Tonnen im Jahr 2050 anwachsen. Schon für das Jahr 2030 rechnet der Experte mit einem jährlichen Aufkommen von etwa einer Milliarde Tonnen.

Das stärkste Wachstum erwartet Çiftçi in den Entwicklungsländern und vor allem in China. Diese Länder hatten in den 1990-er und 2000-er Jahren den Stahlverbrauch massiv verstärkt – entsprechend viel wird dann als Schrott anfallen. So soll sich das Stahlschrottaufkommen in China von derzeit jährlich etwa 200 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2050 auf 400 Millionen Tonnen verdoppeln.

Damit China die großen Mengen auch verarbeiten kann, muss die dortige Stahlindustrie verstärkt auf das Elektrostahlverfahren setzen. Noch ist diese Herstellungstechnik mit Stahlschrott als Rohstoff dort wenig verbreitet. Lediglich 6,5 Prozent beträgt ihr Anteil an der gesamten Stahlherstellung. In anderen Teilen der Welt wird bereits um die 45 Prozent des Stahls in Elektrolichtbogenöfen hergestellt. Der weltweite Durchschnitt lag 2016 bei 25,7 Prozent.

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Elektrolichtbogenöfen für Millionen Tonnen

Bereits im vergangenen Jahr zeigte sich in China, dass die Stahlhersteller die Schrotte aus dem eigenen Land noch nicht adäquat einsetzen kann: 2017 exportierte es eine Rekordmenge von 2,3 Millionen Tonnen Stahlschrott und importierte gleichzeitig aber 1,08 Milliarden Tonnen Eisenerz für die Herstellung – ein weiterer Rekordwert.

Um mehr Schrott verarbeiten zu können, wurden in China in den vergangenen Jahren Induktionsstahlöfen mit einer Gesamtkapazität von 140 Millionen Tonnen geschlossen und alleine in den nächsten fünf Jahren sollen Elektrolichtbogenöfen mit einer Gesamtkapazität von 50 Millionen Tonnen entstehen.

Allerdings betont der Analyst Frank Zhong von Worldsteel, dass China in naher Zukunft wohl nicht ausschließlich auf das Elektrostahlverfahren setzen wird. Denn viele Öfen, die mit dem Sauerstoffblasverfahren (basic oxygen process, BOP) arbeiten, sind erst in den vergangenen zehn bis 15 Jahren gebaut worden und hocheffizient und modern. Immerhin kann dort bis zu 30 Prozent Stahlschrott eingesetzt werden. Der Austausch der Technologie würde für die Stahlhersteller großen finanziellen Aufwand bedeuten. Für Zhong wäre die Lösung daher, dass die Stahlhersteller mithilfe neuer Technologien zwischen Eisenerz und Schrott als Rohstoff hin und her switchen können.

Starker Ansprung im Aufkommen in Indien und den ASEAN-Staaten

Neben China sollen vor allem Indien und die südostasiatischen ASEAN-Staaten zu dem erhöhten Stahlschrottaufkommen betragen. Alleine in den kommenden 15 Jahren soll sich dort die Verfügbarkeit verdoppeln.

Deutlich geringer soll das Wachstum im Rest der Welt ausfallen. So glaubt Çiftçi, dass in den NAFTA-Ländern, der EU und Japan die derzeitige Anfallmenge von 320 Millionen Tonnen im Jahr 2030 auf 350 Millionen steigen wird.

© 320° | 08.05.2018

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