Verpackungen

Bunt, glänzend und voll mit Verbraucherinformationen sollen Verpackungen aus Sicht von Marketingstrategen sein. Nur recyclingfähig sind sie dadurch nicht. Ein Überblick über die Schwierigkeiten, mit denen Kunststoffrecycler derzeit kämpfen.

Worunter Kunststoffrecycler leiden


Eine der großen Herausforderungen des neuen Verpackungsgesetzes ist der Paragraf 21. Gemäß dieser Vorschrift sind die dualen Systeme künftig verpflichtet, bei der Festlegung der Beteiligungsentgelte auch ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Hersteller sollen auf diese Weise bewegt werden, Verpackungsmaterialen zu verwenden, die aus Recyclaten bestehen oder zu einem hohen Prozentsatz recycelt werden können.

Wie die Vorschrift mit Leben gefüllt wird, ist derzeit in der Diskussion. Spätestens bis 1. September 2019 muss ein Mindeststandard vorliegen, der die Recyclingfähigkeit von Verpackungen bemisst. Für Recycler könnte der Paragraf 21 große Fortschritte bringen, denn was bislang bei ihnen landet, ist oftmals nicht recycelbar – zumindest nicht mit vertretbarem Aufwand.

Welche Materialien zu den Problemfällen zählen, hat Michael Scriba, Geschäftsführer von mtm plastics, vergangene Woche bei der Konferenz „Recycling und Recyclingfähigkeit von Verpackungen“ in Berlin beschrieben. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass folgende Eigenschaften und Materialien das Recycling behindern oder gar unmöglich machen:

  • Unzureichende Restentleerbarkeit,
  • Papier-Kunststoff-Kombinationen,
  • Untrennbare Kunststoffkombinationen,
  • Metallbeschichtungen,
  • Polyester-Polyolefin-Kombinationen und
  • Druckfarben

Papier-Kunststoff-Verbunde seien grundsätzlich „des Teufels für den Kunststoffrecycler“, erklärte Scriba. Grund ist der Umstand, dass sich beim Recycling die Faser nicht abtrennen lässt. Im Waschprozess bleibt die Faser aufgrund der Feuchtigkeit hängen und hinterher nach dem Trocknen ebenfalls. Landet sie dann im Extruder, verbrennt sie, während der Kunststoff weiterverarbeitet wird. Das Verbrennen führt zu Geruch, zu Verfärbungen und zu Gasblasen, erklärte Scriba.

Schwierigkeiten bereiten auch die so genannten Full Body Sleeves: Hier sei noch Entwicklungsarbeit in der Verpackungsindustrie zu leisten, sagte Scriba. An sich sei das Material eine gute Lösung. Voraussetzung sei jedoch, dass das Etikett, auf dem sämtliche Marketinginformationen stehen, von einem gut recycelbarem Verpackungskörper wie beispielsweise einer HDPE-Flasche oder einer klaren PET-Flasche lösbar sei. Dann löse sich das Etikett beim Shreddern ab.

In der Praxis aber bestehe das Problem, dass Full Body-Sleeves nicht als PE oder PP des Hauptkörpers erkannt werden, sondern als Polyester oder Polystyrol des Etiketts. Hier müsse die Industrie noch weiter forschen und Marker entwickeln, die dem Detektor das Signal senden, es bestehe aus PE oder PP.

Daneben gibt es die metallisierten Verpackungen, die in manchen Fällen mit einer Polyester-Außenschicht versehen werden. „Bei mtm landet dieses Material komplett im Sortierrest“, sagte Scriba. Der Grund: Das Material werde in der Sortierung als Polyester und nicht verwertbar eingestuft.

„Zirkularität first“

Ein Problem stellen auch Druckfarben dar. Zwar würden Hersteller hervorheben, dass die Druckfarben bei Temperaturen zwischen 90 und 110 Grad stabil seien, doch das Kunststoffrecycling wird in der Regel zu Temperaturen von rund 200 Grad betrieben. 80 Prozent der Druckfarben, die heute auf dem Markt sind, würden bei diesen Temperaturen beginnen abzubauen, erläuterte der mtm-Geschäftsführer.

Folglich würden sie beginnen zu gasen, und dieses Gas bleibe im Recyclingprodukt enthalten, was zu Reklamationen seitens der Kunststoffverarbeiter führe. Dabei ist die Druckfarbe per se schon ein Problem. Sie ist dafür verantwortlich, dass Recyclate nicht bunt, sondern grau sind.

Doch trotz der vielen Schwierigkeiten ist Scriba überzeugt, dass schon bald das Motto „Zirkularität first“ gelten wird. „Die Leute, die wir adressieren müssen, sind die großen Brandowners“, sagte er. Wichtig sei dabei, dass der Vorrang von Recyclingware von der Unternehmensführung vorgegeben werde. Denn ein Verpackungseinkäufer schaue primär auf den Einkaufspreis. Zirkularität spiele für den Einkäufer bislang keine Rolle.

Den Grund für seinen Optimismus nannte Scriba auch. „Der Dialog zwischen den Beteiligten der Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa ist in vollem Gang“, betonte er. Alle würden jeden Tag voneinander lernen.

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