IWES-Studie

Während Putin mit höheren Energiepreisen droht, zeigt eine Studie, wie es auch ohne russisches Erdgas geht. Nötig ist dazu ein Mix aus Energieeinsparung, Energieeffizienz und Substitution von Erdgas durch Biomethan.

Biomethan kann russisches Gas ersetzen


Bis zum Jahr 2030 kann sich Deutschland aus seiner Abhängigkeit von russischem Gas befreien – mit Biomethan als wichtigem Bestandteil eines beschleunigten Erdgas-Ausstiegs. Zu diesem Ergebnis kommt eine bereits im Juni veröffentlichte Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES), die jetzt, da Moskau mit den Säbeln rasselt und höhere Energiepreise ankündigt, stärkere Beachtung findet.

Die Kurzstudie „Erdgassubstitution durch eine forcierte Energiewende“ erläutert, wie durch einen Mix von Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erdgassubstitution bereits im Jahr 2030 die Höhe der heutigen Importmenge Russlands ersetzt werden kann. Deutschland hat im Jahr 2013 rund 900 Terawattstunden (TWh) Erdgas verbraucht. Davon wurden 814 TWh importiert, was einem Anteil von 86 Prozent entspricht. Von diesen 814 TWh stammten 315 TWh oder 38,7 Prozent – und damit der allergrößte Teil der Gasimporte – aus Russland.

Für den Verzicht auf russisches Erdgas sind laut Studie eine effizientere Energiewende und eine bessere Ausgestaltung des Anreizsystems bzw. Förderrahmens notwendig. Darüber hinaus sei „eine Versachlichung und Objektivierung der öffentlich geführten Diskussion“ nötig, sowohl in der Kostendebatte als auch bei der Frage der Nährstoffbelastung und beim Energiepflanzenanbau.

„Biogas ist enorm flexibel und lässt sich sehr variabel einsetzen. Die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und die Einspeisung ins Erdgasnetz ist Stand der Technik und geht mit einer Vielzahl von Energiepflanzen, nicht nur mit Mais. Angesichts der aktuellen politischen Entwicklung sollte die Bundesregierung statt endlichen und unsicheren russischen Erdgases lieber heimisches, umweltfreundliches Biomethan bestellen“, fordert Claudius da Costa Gomez Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Biogas.

Dass die Substitution von Erdgas durch Biomehtan möglich ist, ist eigentlich keine neue Erkenntnis. Bereits im Jahr 2007 stand im „Bericht zur Umsetzung des IKEP (Int. Energie- und Klimaprogramm)“, dass bis zum Jahr 2030 zehn Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs durch Biomethan substituiert werden könnten. „Leider ist dieser Bericht das Papier nicht wert, auf dem er verfasst wurde – denn seit dem Jahr 2007 hat keine Regierung ernsthaft etwas getan, um dieses Ziel zu erreichen“, bedauert Claudius da Costa Gomez. Im Gegenteil: mit dem am 1. August in Kraft getretenen EEG 2014 wurde der Ausbau der Biogasnutzung in Deutschland faktisch eingestellt.

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