Wiederverwendung

Nun hat auch Stuttgart einen Coffe-to-go-Pfandbecher eingeführt. Damit aber solche Pfandbecher umweltfreundlich sind, muss der Becher hinreichend oft wiederverwendet werden. Inzwischen zeigt sich auch, an welchen Verkaufsstellen der Pfandbecher besonders gefragt ist.

Coffe-to-go: Pfandbecher sind nicht immer umweltfreundlich


Kaufen, Trinken, Wegschmeißen. Hunderttausendfach greifen Kaffeetrinker in Deutschland zu – und werfen den Becher danach in den Müll. Rund 2,8 Milliarden Einwegbecher landen nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe auf diese Weise Jahr für Jahr in Deutschland im Abfall, im Gebüsch oder auf der Straße. In Stuttgart allein sind es etwa 80.000 Stück – täglich.

Damit soll jetzt Schluss sein. Mit einem Pfandbecher will Stuttgart gegen die Müllflut beim schnellen Kaffee unterwegs angehen. Ähnliche Systeme verschiedener Anbieter gibt es in Baden-Württemberg schon vielfach, unter anderem in Schwäbisch Hall, Freiburg, Heidelberg und am Bodensee.

Der Einwegbecher sei ein „Symbol für eine Ex-und-Hopp-Gesellschaft“ und ein Problem im öffentlichen Raum, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) bei der Ankündigung des Systems in der Landeshauptstadt. „Entweder vermüllen achtlos weggeworfene Becher Parks oder Grünanlagen, oder sie verstopfen öffentliche Abfalleimer, weil sie sperrig sind.“ Weil die Einwegbecher in der Regel nicht recycelbar sind, müssen sie verbrannt werden.

Mindestens zehn Mal

Doch auch Mehrwegbecher sind nicht per se umweltfreundlich. Denn dafür muss laut Umweltbundesamt eine Bedingung erfüllt sein: Mindestens zehn Mal, besser öfter, müssen die Becher wiederverwendet werden. Für den Klimaschutz sollten es sogar mehr als 50 Mal sein. Einen Einweg-Deckel dürfen sie nicht haben, der verdirbt die Bilanz.

In Stuttgart nehmen am geplanten Kreislaufmodell des Anbieters Recup mehr als 50 Läden teil, darunter vor allem Cafés und Bäckereien. Wer seinen Kaffee unterwegs trinken möchte, bestellt ihn im Mehrweg- statt im Einwegbecher und hinterlegt ein Euro Pfand. Gibt der Kunde den leeren Becher zurück, werden sie gereinigt und anschließend direkt wieder eingesetzt.

Städte-Kooperationen mit Recup gibt es nach Angaben des Münchner Unternehmens im Südwesten mit Ulm/Neu-Ulm, Heidelberg, dem Allgäu, der Bodenseeregion und Böblingen. „Generell sind wir sehr zufrieden mit der Situation in Baden-Württemberg“, sagt eine Recup-Sprecherin.

Deutschlandweit arbeitet Recup mit 27 Städten oder Regionen zusammen. Die Becher werden nach Angaben der Sprecherin an 3.100 Stationen angeboten. „Natürlich ist es das ferne Ziel, langfristig ein gemeinsames Netzwerk aller Anbieter dieses Pfandsystems aufstellen zu können“, sagt Recup-Geschäftsführer Fabian Eckert.

Kunden müssen aufmerksam gemacht werden

Andere Städte sind schon weiter als Stuttgart: Freiburg zum Beispiel ist zufrieden mit seinem vor drei Jahren eingeführten eigenen Angebot, dem „FreiburgCup“. „Der Becher hat gerade bei jüngeren Leuten einen hohen Stellenwert“, sagt Dieter Bootz, Sprecher der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF). Erfolgreich sei er vor allem in Szene-Cafes, im Uniklinikum und an den Hochschulen, während Kaffeetrinker in Bäckereifilialen eher noch zum Einwegmodell griffen.

Wichtig sei, dass Verkäufer die Kunden auf das Angebot ansprechen, sagt Bootz. Eine weitere Erfahrung: Nicht selten wird der Becher nicht zurückgegeben, sondern in der eigenen Küche eingesetzt, oft auch von Touristen als Souvenir gekauft. „Von den 32.000 bislang in Umlauf gebrachten Bechern sind das vielleicht 10 bis 15 Prozent.“ Bisher hätten sich aber die großen Kaffeeanbieter wie McDonalds oder Starbucks in Freiburg noch nicht dem Pfandsystem angeschlossen.

Ganz anders in Heidelberg: „Bei uns bieten 30 Betriebe den Becher an, darunter auch McDonalds“, heißt es bei der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung. Vom Interesse der Heidelberger am Pfandsystem sei die Stadt überrascht.

 

© 320°/dpa | 08.10.2019

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