Digitalisierung

Apps können wertvolle Dienste leisten – auch im Alltag eines Recyclingbetriebes. Das zeigen die Erfahrungen der Stuttgarter Firma Karle Recycling. Dort sind Business-Apps im Einsatz, mit deren Hilfe Geschäftsprozesse digitalisiert werden.

Wie eine Altfahrzeug-App den Arbeitsalltag erleichtert


Wenn Mitarbeiter von Karle Recycling die Fahrgestellnummern von Altautos erfassen, sind sie nicht mehr auf Papier und Stift angewiesen. Mit einer Altfahrzeug-App auf ihrem Smartphone fotografieren sie die Nummer auf dem Schrottplatz und schicken diese an die Karle-Zentrale, wo ihre Kollegen sie in das entsprechende Pflichtfeld des Verwertungsnachweises eintragen. Das Foto wird als Nachweis in der Cloud des App-Anbieters SmapOne gespeichert.

„Unsere Mitarbeiter erfassen so täglich die Fahrgestellnummern von 10 bis 15 Fahrzeugen“, sagt Bastian Lauer, Kundenservice-Leiter bei Karle Recycling. „Als die Nummern noch per Hand notiert werden mussten, kam es immer wieder zu Fehlern. App und Foto liefern uns hingegen einen eindeutigen und sicheren Nachweis“.

Inzwischen setzt Karle Recycling nicht nur die Altfahrzeug-App ein, sondern auch eine App für den Fahrzeugcheck. Mitarbeiter von Karle Recycling müssen nämlich ihren Lkw vor der Abfahrt überprüfen, um sicherzustellen, dass Abfalltransporte reibungslos verlaufen werden. Eventuelle Fehler und Mängel, wie etwa nicht funktionierende Lampen, müssen im Formular festgehalten werden. Lange Zeit nutzte Karle für die Dokumentation Papierformulare, doch die Zettelwirtschaft hat ihre Tücken.

„Zum einen ist es zeitaufwändig, Papierformulare auszufüllen und manuell weiterzugeben. Zum anderen kommt es vor, dass Papiere unleserlich oder unvollständig ausgefüllt sind, vom Regen ausgewaschen werden oder schlimmstenfalls ganz verloren gehen – und das kostet am Ende des Tages noch mehr Zeit“, erklärt Lauer. Mit der eigenen App erfassen die Mitarbeiter alle Daten nun mobil und digital, indem sie die Informationen eintippen oder per Foto hochladen. Mögliche Schäden werden auf digitalem Weg sofort in die hauseigene Werkstatt übermittelt.

Apps für den passgenauen Bedarf

Die Apps bei Karle Recycling laufen auf der App-Plattform des Telekom-Partners SmapOne. Mit deren Business-Apps können Unternehmen analoge Abläufe ablösen und durch vereinfachte Verfahren mit digitalisierten Formularen ersetzen. Programmierkenntnisse sind hierbei nicht erforderlich, erklärt SmapOne. Fachabteilungen erstellen ihre Apps selbst und passen sie an ihre spezifischen Anforderungen an. Einmal eingerichtet, seien die Apps innerhalb weniger Stunden voll einsatzbereit und stünden zum Download für die entsprechenden Mitarbeiter zur Verfügung. Abgerechnet werde monatlich pro Nutzerlizenz.

„Der App-Baukasten von SmapOne ist wirklich kinderleicht zu handhaben“, bestätigt Lauer. „Apps lassen sich passgenau auf unseren jeweiligen Bedarf zuschneiden. So können wir Papierformulare problemlos eins zu eins in den Eingabefeldern digital nachbilden und sogar noch verbessern.“

Mit seinen eigenen Apps liegt Karle Recycling im Trend: Laut einer Studie des internationalen Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Frost & Sullivan, die den Einfluss der Digitalisierung auf die Abfallwirtschaft untersucht, gehören mobile Applikationen zu den digitalen Lösungen, die neue Wachstumsfelder schaffen. Für 2020 erwarten die Marktforscher in der Entsorgungsbranche einen weltweiten Umsatz von 3,6 Milliarden US-Dollar.

App auch für Mulden und Container

Karle Recycling will nun im nächsten Schritt weitere Geschäftsprozesse digitalisieren. So führt der Entsorger auch für Mulden und Container eine App ein, die der Dokumentation der gesetzlich vorgeschriebenen UVV-Prüfung zur Unfallverhütung dient. Ähnlich wie beim Lkw-Check prüfen die Mitarbeiter nun mithilfe einer Smartphone-App die Transportbehälter auf Herz und Nieren.

Und künftig sollen auch die Kunden von Karle Recycling von digitalen Helfern profitieren. „Wir planen, unseren Kunden eine App zur Verfügung zu stellen, mit der sie ihre eigenen Abfallströme erfassen und dokumentieren können“, sagt Lauer. Denn für abfallerzeugende Gewerbetreibende gelten seit Inkrafttreten einer Novelle der Gewerbeabfallverordnung am 1. August 2017 neue Anforderungen für die Sortierung, Trennung und Dokumentation von Abfällen. Auch für diese Prozesse könnte eine App gute Dienste leisten.

 

© 320° | 02.10.2019

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