Batteriesammlung

1998 wurden in Supermärkten die ersten Boxen zum Recycling von Altbatterien aufgestellt. Doch dort landet nur knapp die Hälfte der alten Batterien. Warum bringen Verbraucher nicht mehr zurück?

„Wir sind nicht zufrieden“


Einfacher geht es eigentlich kaum: In fast jedem Supermarkt oder Baumarkt stehen Sammelboxen für alte Batterien. Ob Knopfzelle aus dem Hörgerät oder Alkali-Mangan-Batterie aus dem Rasierer, Verbraucher können ihre gebrauchten Energiespender bundesweit in 180.000 Sammelstellen kostenlos abgeben. Vier Rücknahmesysteme kümmern sich um das Recycling, der größte ist die von den Herstellern eingerichtete Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien (GRS). Deren grüne Sammelbehälter wurden vor 20 Jahren erstmals aufgestellt.

Grundlage war die damals in Kraft getretene Batterieverordnung. Mit Schwermetallen belastete Batterien sollten nicht länger im Restmüll landen, sondern auf Kosten der Hersteller umweltverträglich entsorgt werden. Inzwischen bringen Verbraucher in Deutschland knapp 47 Prozent der verkauften Gerätebatterien in die grünen Boxen zurück. Vorgeschrieben ist europaweit eine Quote von 45 Prozent; die Vorgabe ist also erfüllt.

Für Falk Petrikowski vom Umweltbundesamt (UBA) könnte der erzielte Wert trotzdem deutlich höher sein. „Wir sind nicht zufrieden“, sagt er. Seit zehn Jahren habe sich die Quote nur leicht erhöht. Dabei sind alle Verbraucher gesetzlich verpflichtet, ihre Altbatterien zurückzubringen.

Warum aber geschieht das nicht in höherem Maße? „Eine richtige Erklärung habe ich dafür auch nicht“, sagt Petrikowski. Viele Energiespender lagerten vermutlich jahrelang in Schubläden, auch würden immer mehr Akkus verkauft. Andere landen nach wie vor im Hausmüll.

„Die Hemmschwelle ist relativ gering, eine kleine Knopfzelle in den Restmüll zu werfen“, sagt der UBA-Vertreter. Dabei sei angesichts der Konzentration an Schwermetallen wie Cadmium oder Blei schon eine kleine Batterie umweltschädlich. Verbrauchern mit Migrationshintergrund sei die Problematik manchmal erst gar nicht bewusst. Das Umweltbundesamt überlegt deshalb, Info-Broschüren nicht nur auf Deutsch, sondern in mehreren Sprachen zu veröffentlichen.


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Tobias Schulze Wettendorf vom Rücknahmesystem GRS findet die Sammelquote von 47 Prozent dagegen hoch. Schließlich seien Batterien immer langlebiger. Lithium-Batterien, wie sie etwa in Rauchmeldern stecken, können eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren erreichen und bräuchten erst dann entsorgt werden.

Er räumt aber ein: „Bei der Quote ist noch Luft nach oben.“ In Ländern wie Belgien oder der Schweiz liegt sie bei über 50 Prozent. Dort sei die Aufklärung schon in den Grundschulen verpflichtend verankert. Auch das GRS setzt auf frühkindliche Bildung, mit der Bildungsinitiative „Inspektor Energie“. Den Kleinen wird beigebracht, dass in den Batterien wertvolles Material steckt, das wiederverwertet werden kann.

Großteil der grünen Box landet bei Redux

Im Jahr 2016 wurden 19.500 Tonnen Gerätebatterien zurückgegeben. 70 Prozent des Inhalts der grünen Sammelboxen landen bei Redux in Bremerhaven. Die Batterien werden in dem Recyclingunternehmen erst durch eine Röntgenanlage geschickt. Sie erkennt, um welche Art es sich handelt.

„40 Batterien pro Sekunde werden so bearbeitet“, sagt Geschäftsführer Holger Kuhlmann. Danach wird das Material geshreddert, eine spezielle Siebetechnik trennt die Bestandteile. Die Rohstoffe können durch Schmelzen oder Auswaschen mit Chemikalien verfeinert werden.

Gewonnen werden schließlich Rohstoffe wie Kobalt, Aluminium oder Nickel. Daraus sollen teils neue Energiespender entstehen. Rund 80 Prozent einer Altbatterie kann laut Umweltbundesamt verwertet werden.

Für die Zukunft stellt sich Redux vor allem auf einen hohen Zulauf an alten Lithium-Ionen-Batterien ein. Schließlich werden immer mehr Geräte verkauft, die damit betrieben werden, sei es der Rasenmähroboter oder das Elektro-Fahrrad. Kürzlich hat Redux eine Spezialanlage in Betrieb genommen, die bis zu 10.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien im Jahr recyceln kann. „Es ist möglich, dass wir in drei Jahren schon Vollauslastung erreichen“, sagt Kuhlmann.

 

© 320°/dpa | 20.06.2018

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