Vierte Ofenlinie

Bis spätestens 2029 müssen Großstädte in Klärschlamm enthaltenen Phosphor recyceln. In Würzburg wird derzeit überlegt, wie das Gebot umgesetzt werden könnte. Im Raum steht eine zusätzliche Verbrennungslinie auf dem Gelände des hiesigen Müllheizkraftwerks.

Würzburg erwägt Monoverbrennung von Klärschlamm


Nach dem Willen der Bundesregierung soll Deutschland künftig große Teile seines jährlichen Phosphorbedarfs selbst decken. Dazu muss der Wertstoff landauf, landab in spätestens elf Jahren aus Klärschlamm zurückgewonnen werden. Viele Kommunen arbeiten bereits jetzt an Konzepten. Beim Zweckverband Abfallwirtschaft Raum Würzburg (ZVAWS) ist eine vierte Ofenlinie beim Würzburger Müllheizkraftwerk im Gespräch, um Klärschlamm zu verbrennen.

Wie es seitens der Verantwortlichen heißt, verfügt das MHKW über die nötigen Platzreserven für den Bau einer Monoverbrennung mit Wirbelschicht-Feuerung. Darüber hinaus ergäben sich Synergien. Zum Beispiel ließe sich überschüssige Abwärme aus der Müllverbrennung nutzen, um nassen Klärschlamm vorzutrocknen. Rechnen soll sich die mögliche neue Verbrennungslinie ab einer Materialmenge von 50.000 Tonnen pro Jahr (Trockengehalt: 25 Prozent).

Der Input könnte aus dem Verbandsgebiet Würzburg/Kitzingen kommen. „Dort haben alle Anlagen mit einer Größe von über 10.000 Einwohnerwerten bei einer Umfrage gegenüber dem Zweckverband ihre Kooperationsbereitschaft bekundet“, sagt ZVAWS-Geschäftsleiter Alexander Kutscher. Allein bei den Würzburger Entwässerungsbetrieben fallen jährlich 20.000 Tonnen Klärschlamm an. Die übrigen Mengen könnten kommunale Kläranlagen aus den vertraglich angeschlossenen Landkreisen liefern.

Noch keine Entscheidung gefallen

Fest steht jedoch noch nichts. Auch für Antworten auf die Fragen nach Kapazität der Anlage sowie den Kosten ist es Kutscher zufolge noch zu früh. Sollte sich der Verband für die zusätzliche Linie entscheiden, rechnet der Geschäftsleiter mit einer Realisierungssphase von etwa fünf Jahren.

Das Müllheizkraftwerk Würzburg verfügt derzeit über drei Verbrennungslinien, wovon zunächst eine ab 2019 erneuert werden soll. Die Gesamtkapazität der Anlage liegt bei 215.000 Tonnen pro Jahr. Der Input besteht unter anderem aus:

  • rund 65.000 Tonnen Siedlungsabfällen aus dem Verbandsgebiet,
  • 85.000 Tonnen aus fünf Landkreisen in Mittelfranken und Baden-Württemberg, mit denen feste Verträge bis Ende des nächsten Jahrzehnts bestehen, sowie
  • 30.000 Tonnen Gewerbeabfällen und
  • etwa 6.000 Tonnen Klärschlamm (Mitverbennung).

Betreiber des MHKWs ist der Zweckverband Abfallwirtschaft Raum Würzburg. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts wurde 1979 von der Stadt Würzburg und den Landkreisen Würzburg und Kitzingen gegründet. Verbandsvorsitzender ist Eberhard Nuß, gleichzeitig Landrat des Landkreises Würzburg. Geschäftsleiter ist Alexander Kutscher.

 

© 320°/bs | 31.07.2018

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