Entsorgung in Großwohnanlagen

Im Landkreis Darmstadt-Dieburg gehen Bürger nicht mehr ohne Chipkarte zum Müllcontainer. Schon seit Jahren setzt der Zweckverband Abfall- und Werkstoffeinsammlung (ZAW) auf Müllschleusen – auch bei Großwohnanlagen. Der Vorteil: Die Kosten für alle Beteiligten sinken.

ZAW spart Kosten mit Müllschleusen


Die automatische Erfassung von Müllbehältern ist in Deutschland in der kommunalen Abfallentsorgung schon gängige Praxis. Rund 60 Prozent aller Abfallbehälter sind bereits mit so genannten Transpondern, also kleinen RFID-Chips, ausgerüstet. Damit können Behälter während der Leerung eindeutig identifiziert und verursachergerecht abgerechnet werden. Aber nicht nur bei kleinen Abfallbehältern, sondern auch bei großen Müllcontainern, die meist in Großwohnanlagen eingesetzt werden, bringen Identifikationssysteme Vorteile.

Das zeigt auch die Praxis im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Dort gibt es inzwischen 115 Standorte, die über entsprechende Müllschleusen verfügen. „Gerade erst wieder haben wir eine Großwohnanlage ausgestattet“, sagt Manuela Philipps, tätig in der Gebührenabrechnung des Zweckverbands Abfall- und Werkstoffeinsammlung (ZWA). Pro Monat gebe es etwa eine Anfrage von Eigentümergemeinschaften oder Wohnungsbaugesellschaften. Grund des Interesses: Mit dem Müllschleusensystem spart der Landkreis mehr als 50 Prozent der Entsorgungskosten im Vergleich zur konventionellen Leerung ein. Davon profitiert auch der Gebührenzahler.

Sinnvoll ist das System, wenn bei 14-tägiger Leerung mindestens 27 Haushalte beteiligt sind, bei wöchentlicher Leerung mindestens 38, berichtet der Systemspezialist Moba. Der Hersteller hat die Müllschleusen im Landkreis mit der RFID-Zugangskontrolle ausgestattet. Er macht folgendes Rechenbeispiel: Bei einer Wohnanlage mit 43 Haushalten und einer konventionellen zweiwöchentlichen Leerung der Restmüllcontainer liegt die jährliche Leerungsgebühr im Landkreis bei insgesamt 10.238,40 Euro. Mit dem Müllschleusen-System hingegen betragen die Kosten bei wöchentlicher Entleerung pro Jahr 4.356,60 Euro. Diese Summe setzt sich zusammen aus 2.476,80 Euro für die Mindestentleerung der Haushalte und 1.878 Euro für die Jahresgrundgebühr pro Müllschleuse bei wöchentlicher Entleerung. Im Vergleich zur konventionellen Leerung beträgt die Einsparung somit knapp 6.000 Euro jährlich.

Vorteile für Entsorger

Als weiteren Vorteil des Systems sieht ZWA-Vertreterin Philipps die einfache Abrechnung. Die Anwohner zahlen nur für diejenige Müllmenge, die sie auch entsorgt haben. Um das zu gewährleisten, erhält jeder Anwohner eine Karte mit einem RFID-Chip, auf der eine individuelle Nummer gespeichert ist, die eindeutig identifiziert werden kann. Damit lässt sich die Müllschleuse öffnen und der Müllbeutel kann eingeworfen werden. Die erfassten Daten werden via GSM-Mobilfunk an den Zweckverband geschickt und einmal im Jahr von der Hausverwaltung individuell mit den Anwohnern abgerechnet.

Gleichzeitig mit der Registrierung der Einwürfe wird auch der Füllstand an den Zweckverband gemeldet. Diese Daten werden genutzt, um die Abfallsammeltouren zu planen und zu optimieren. So kann sich das Entsorgungsunternehmen einige Fahrten sparen, indem gezielt nur volle Behälter zur Leerung angesteuert werden.

Und offenbar dient die strikt mengenbezogene Abrechnung auch der besseren Abfalltrennung. So fallen im Landkreis Darmstadt-Dieburg pro Jahr 20.603 Tonnen Restmüll an. Das entspricht 72 Kilogramm je Einwohner – der niedrigste Wert in Hessen.

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