Verpackungsentsorgung

Im Landkreis Bad Kreuznach werden trotz Gelber Tonne massenweise Gelbe Säcke verbraucht. Der Entsorger Veolia zieht jetzt die Reißleine und will die Verteilung drastisch reduzieren.

Zoff um Gelbe Säcke im Landkreis Bad Kreuznach


Im Landkreis Bad Kreuznach gibt es derzeit Zoff um die Verteilung der Gelben Säcke. Der zuständige Entsorger Veolia möchte die Verteilung der Plastiktüten deutlich reduzieren, dem Abfallwirtschaftsdezernent Hans-Dirk Nies passt das gar nicht.

Nach Angaben von Veolia stehen derzeit etwa 42.000 Gelbe Tonnen vor den Haustüren in dem rheinland-pfälzischen Entsorgungsgebiet. Die Zahl der Behälter hat sich in den vergangenen Jahren stetig erhöht: „Waren es im Jahr 2009 beispielsweise nur 34.000 240-Liter-Behälter, kamen allein im vergangenen Jahr knapp 1.800 Tonnen hinzu“, sagt Unternehmenssprecher Andreas Jensvold.

Inzwischen könnten 82 Prozent der Haushalte ihre Verpackungen über die Tonne entsorgen und den Gelben Sack ignorieren. Doch das tun sie offenbar nicht. Denn der Verbrauch an Gelben Säcken hat laut Jensvold keineswegs abgenommen: „Auffallend ist, dass die Anzahl an Gelben Säcken, etwa 2,3 Millionen Stück oder 177.000 Rollen zu je 13 Säcken, unverändert hoch bleibt.“ An 16 Stellen im Landkreis werden derzeit die Säcke ausgegeben.

Fehl- und Doppelnutzung

Die Zahl von 2,3 Millionen Stück ist gemessen am Bundesdurchschnitt hoch. Im Durchschnitt werden pro Haushalt in Deutschland vier Rollen verbraucht. Würden die Bad Kreuznacher diesem Beispiel folgen, müssten statt der 2,3 Millionen nur rund 800.000 Stück ausgegeben werden. Bei der Kalkulation sind auch Fehlnutzungen von immerhin 50 Prozent eingerechnet, so der Unternehmenssprecher.

Veolia
Veolia

Die extrem hohe Sacknachfrage liegt nach Einschätzung von Jensvold vor allem an der Fehl- und Doppelnutzung: „Unsere Fahrer haben Gelbe Säcke auch schon als Laubsäcke oder Abdeckung für Tomatenpflanzen vorgefunden.“ Außerdem würden viele Gelbe Säcke in den Gelben Tonnen landen – eine Doppelnutzung, die vertraglich unzulässig sei.

Veolia hat deshalb beschlossen zu reagieren. Um der „immensen Verschwendung entgegenzuwirken“, wird der Entorger künftig nur noch sechs der bisher 16 Ausgabestellen beliefern. Damit will Veolia die Kosten für die Gelben Säcke reduzieren. Wie teuer ein Sack beziehungsweise eine Rolle ist, wollte der Unternehmenssprecher nicht sagen.

Beim Kreis Bad Kreuznach trifft die Ankündigung auf Ablehnung. Der Abfallwirtschaftsdezernent Nies befürchtet laut der Allgemeinen Zeitung den „erheblichen Unmut der Bevölkerung“. Er habe bereits die Anweisung erteilt, die Säcke nur noch sparsam auszugeben. Zwar könne er verstehen, dass Veolia auf die Verschwendung reagieren wolle, der Zeitpunkt sei aber entgegen anderer Absprachen überraschend.

© 320°/ek | 07.03.2016

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