NEWAPP-Konferenz in Berlin

Der Entsorgerverband bvse beklagt den zunehmenden Anteil von Störstoffen im Biomüll. Er fordert von den Kommunen, mehr zu tun. Auch bei der Erfassung sei noch Luft nach oben.

Zu viele Störstoffe im Biomüll


Der Anteil der Störstoffe im Biomüll ist deutlich gestiegen. Darauf verwies der Entsorgerverband bvse bei der heutigen NEWAPP-Konferenz zur Nutzung des stofflichen Potenzials von Biomasse in Berlin. Lag die Störstoffquote vor einigen Jahren noch bei durchschnittlich 4 Gewichtsprozent, würden mittlerweile Werte von 10 bis 15 Gewichtsprozent erreicht, wie bvse-Referent Andreas Habel ausführte.

Der bvse fordert die Gebietskörperschaften auf, mehr dagegen zu tun. „An erster Stelle erwarten wir, dass über entsprechende Informationsschriften darauf hingewiesen wird, welche gesetzliche Getrennthaltungspflicht besteht, warum es wichtig ist, Bioabfälle zu separieren sowie darüber, was in die Biotonne hineingehört und was nicht“, so Habel. So sollte beispielsweise auch darüber informiert werden, dass die im Handel erhältlichen kompostierbaren Beutel ebenfalls als Fremdstoffe einzustufen sind. Eine vollständige Zersetzung könne in der üblichen Behandlungszeit in der Kompostanlage nicht garantiert werden. Der bvse-Vertreter wies darauf hin, dass eine Nachsortierung für die Aufbereiter aufwendig und teuer sei. Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass Sichtkontrollen sinnvoll seien.

Habel unterstrich auch die bvse-Forderung nach verbindlichen Vorgaben zur Getrenntsammlung von Bioabfällen aus privaten Haushalten. Zwar konnten die Unternehmen im Jahr 2015 laut einer Umfrage unter bvse-Mitgliedern ihre Erfassungsmengen für biogene Abfälle um 3 Prozent steigern, trotzdem sei noch Luft nach oben. „Noch immer zögerten viele Kommunen, die Biotonne einzuführen“, sagte Habel.

HTC als neuer Impuls

Nach Auffassung von bvse-Referent Thomas Probst und Achim Loewen vom ANS-Arbeitskreis zur Nutzung von Sekundärrohstoffen und für Klimaschutz besteht auch noch Nachholbedarf hinsichtlich der energetischen Nutzung von Biomasse durch die Hydrothermale Carbonisierung (HTC). Die Technologie beschrieb Loewen als neuen Impuls für die energetische Nutzung von Biomasse und insbesondere von biogenen Rest- und Abfallstoffen. Fachverbandsreferent Thomas Probst ergänzte, dass die hierfür notwendigen Anlagen hinsichtlich Größe und finanziellem Aufwand mittelstandsgerecht seien. Beide betonten darüber hinaus, dass die Technik die Rückgewinnung von Klärschlamm und darin enthaltener Nährstoffe erleichtere. Die Forderungen, das Düngepotenzial des Klärschlamms zu nutzen, würden erfüllt.

Nichtsdestotrotz forderte Habel, qualitativ hochwertige Klärschlämme weiterhin landwirtschaftlich einzusetzen. Denn bis dato stünden flächendeckend keine serienreifen Anlagen zur Phosphorrückgewinnung zur Verfügung. Hinzu komme eine Anforderung aus dem Düngerecht, die ab dem Jahr 2017 synthetische Polymere verbiete.

Habel befürchtet, dass deshalb qualitativ hochwertige Schlämme, die bislang stofflich verwertet werden, nun bereits 2017 in die Verbrennung/ Mitverbrennung umgeleitet werden. Dann würden ressourcenrelevante Rohstoffe wie Phopshate vernicht. Der bvse hält daher den generellen Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Nutzung des Klärschlamms als ressourcenpolitisch nicht durchdacht und lehnt diesen ab. Die bodenbezogene Ausbringung qualitätsgesicherter Klärschlämme sollte auch nach 2025 weiter möglich sein, so der Verband. Die Implementierung einer begleitenden Qualitätssicherung sei allerdings notwendig. Diese sollte jedoch nicht so weit gehen, dass schon heute eine landwirtschaftliche Nutzung unwirtschaftlich wird.

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