Restmüllheizkraftwerk

Die hohe Auslastung macht es möglich: Der Verbrennungspreis im Restmüllheizkraftwerk Böblingen ist gesunken. Doch der Preis könnte in den kommenden Jahren noch weiter sinken.

Zweckverband Böblingen stellt niedrigere Verbrennungspreise in Aussicht


Für Wolf Eisenmann war es die letzte Sitzung als Geschäftsführer des Zweckverbands Restmüllheizkraftwerk Böblingen (RBB). Und die Umstände brachten es mit sich, dass er ein gutes Fazit ziehen konnte: „Ich freue mich, dass ich in meiner letzten Sitzung als Geschäftsführer erneut einen erfolgreichen Jahresabschluss vorstellen konnte. Würde es sich um einen Wein handeln, würde man 2016 von einem guten Jahrgang sprechen.“

Was das vergangene Jahr für den Zweckverband brachte, zeigen die Zahlen, die Eisenmann vorstellte: Demnach konnte im Müllheizkraftwerk eine Rekordmenge von 167.340 Tonnen Müll verarbeitet werden – das sind rund 20 Prozent mehr als die für die Anlage ausgelegten 140.000 Tonnen. Auch das Biomasseheizkraftwerk konnte mit 12.115 Tonnen einen Höchstwert erzielen.

„Damit rutscht der Endpreis für die Verbrennung erstmals unter 140 Euro pro Tonne“, erklärte der Vorsitzende des Zweckverbands, Landrat Roland Bernhard. Im Kostenvergleich mit anderen Anlagen schneide RBB zu Unrecht schlecht ab, da dort immer mit Nettopreisen gearbeitet werde – also 19 Prozent Mehrwertsteuer fehlen, erklärte er. Bei RBB seien zudem noch 30 Euro Investitionskosten im Preis enthalten, die in den nächsten Jahren wegfielen.

„Damit sind wir schon heute für andere Landkreise eine hochinteressante Adresse für die thermische Verwertung von Müll“, so Bernhard. Die Verantwortlichen rechnen daher in den kommenden Jahren mit einem weiteren Rückgang des Verbrennungspreises. Vor sechs Jahren lag der Preis noch bei 175 Euro pro Tonne.

Gute Aussichten für 2017

Die Rekordmengen bei der Verbrennung ließen auch die produzierte Menge von Fernwärme und Strom steigen, so dass 2016 Einnahmen von rund sieben Millionen Euro verbucht werden konnten. So konnten 2016 mit 216.200 Megawattstunden mehr Fernwärme ins Netz der Städte Böblingen und Sindelfingen eingespeist werden als jemals zuvor. Zusammen mit den rund 46.100 Megawattstunden Strom erzeugt der Müllmeiler rund 262.300 Megawattstunden Energie.

Damit entlaste die Anlage die Umwelt und leiste mit der Vermeidung von 58.000 Tonnen Kohlendioxid einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz, betonte Eisenmann. Da die von RBB gelieferte Fernwärme zu 50 Prozent als regenerativ anerkannt sei, brauchten Hausbesitzer mit Fernwärmeversorgung bei Renovierungen keine Energiesparmaßnahmen nach dem E-Wärmegesetz nachzuweisen.

Neuer Geschäftsführer ab September

„Für 2017 rechnen wir wieder mit positiven Zahlen – auch weil wir in die Anlage investieren“, ergänzte Eisenmann. In den kommenden beiden Jahren stellt das Restmüllheizkraftwerk auf eine moderne, trockene Rauchgasreinigung um. Durch das neue Verfahren der sogenannten trockenen Rauchgasreinigung fallen laut RBB rund 2.000 Tonnen weniger gefährliche chemische Substanzen wie Salzsäure und Additive an als bei der bisherigen nassen Abgasreinigung. Dadurch werde der Arbeitsschutz in der Anlage verbessert. Zudem könnten 6.800 Megawattstunden mehr Strom und rund 22.500 Megawattstunden mehr Fernwärme produziert werden.

Ab September wird der neue Geschäftsführer, Frank Schumacher, den Zweckverband leiten. Schumacher war zuvor bei Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe. Er wird den Verband erstmals als hauptamtlicher Geschäftsführer leiten. Bisher gab es einen ehrenamtlichen Geschäftsführer mit zwei Werkleitern. Alle Abteilungen des RBB werden künftig Schumacher direkt unterstehen. Die bisherigen Positionen der Werkleiter entfallen.

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