Textilrecycling

Das Ikea-Sofa könnte einen neuen Bezug gebrauchen? Wie wär’s mit einem Bezug, der teilweise aus recycelten Jeans-Hosen besteht? Bei Ikea gibt es das jetzt. Die Aktion ist Teil von Ikeas Vorhaben, ein Kreislaufunternehmen zu werden.

Zwei Paar alte Jeans für einen Sofabezug


Das Klippan-Sofa von Ikea ist zwar nicht ganz so bekannt wie das Billy-Real, aber das schlichte Sofa zählt zu den am meisten verkauften Ikea-Möbeln: Allein zwischen 1998 und 2005 wurde es weltweit 1,5 Millionen Mal erworben. Doch was tun, wenn das Sofa in die Jahre gekommen ist und der Bezug sich abgenutzt hat?

Ikea hat dafür einen Vorschlag: Das Einrichtungshaus bietet neuerdings einen Bezug an, der zum Teil aus recycelten Jeans besteht. Für die Kollektion hat sich Ikea mit der Fair-Trade-zertifizierten Denim-Marke MUD Jeans zusammengeschlossen, dessen Hosen zu 40 Prozent aus ausrangierten Jeans und zu 60 Prozent aus Biobaumwolle hergestellt.

Aus der gleichen Materialmischung bestehen auch die neuen Sofabezüge für Klippan – auch sie enthalten zu 40 Prozent recycelten Denim und zu 60 Prozent Biobaumwolle. Der Anteil aus recyceltem Denim entspricht demnach zwei Paar ausgedienten Jeans pro Sofabezug.

„Verglichen mit branchenüblichen Produktionsmethoden für Denim spart Ikea mit jedem Bezug 27.000 Liter Wasser ein und reduziert den CO2-Fußabdruck um 67 Prozent“, heißt es aus dem Unternehmen. Die neuen Bezüge, die voraussichtlich ab Mitte April in den Einrichtungshäusern und online verfügbar seinen werden, erscheinen in zwei Varianten: eine aus hellblauem Jeansstoff, eine aus dunkelblauem.


Ikea-Sofabebezüge aus recycelten Jeans und Biobaumwolle:

Foto: Ikea

Kollektion ab Mitte April verfügbar

Der nachhaltige Bezug ist Teil von Ikeas Strategie, bis 2030 ein Kreislaufunternehmen zu werden. Unter kreislauffähig versteht der Konzern, dass das Produktdesign in erster Linie auf Reuse, Refurbishment und leichte Reparierbarkeit ausgelegt ist. Außerdem sollen alle Produkte ausschließlich aus erneuerbaren und recycelten Materialien bestehen.

Um dem Zirkularitätsziel näherzukommen, will Ikea unter anderem in Anlagen zur Verarbeitung von recyceltem Holz investieren. Damit soll mehr Recyclingholz in Spanplatten eingesetzt werden. Darüber hinaus erprobt Ikea den Einsatz von recycelten Polyolen in Matratzen. Die organischen Verbindungen dienen zur Herstellung von Polyurethan, dem Grundstoff für nahezu jeden Matratzenschaumstoff.

In Sachen Kunststoffen kann Ikea bereits auf einige Fortschritte verweisen. So betrage der Anteil von recyceltem Polyester in Textilprodukten aktuell 83 Prozent. Im Jahr 2019 lag er noch bei 59 Prozent. Außerdem basieren aktuell 44 Prozent der Ikea-Kunststoffprodukte auf recycelten und/oder erneuerbaren Materialien (2019: 40 Prozent).

Darüber hinaus plant Ikea Fundgruben, in denen bislang gebrauchte Möbel wiederverkauft werden, nach und nach zu sogenannten Circular Hubs umbauen. Womöglich werden die Circular Hubs sogar in einem neuen Geschäftsmodell aufgehen. In Schweden testet Ikea Secondhand seit September vergangenen Jahres, wie gut ein reiner Secondhand-Laden läuft.

 

© 320° /ek | 08.04.2021

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