Zahlen für März

15 Millionen Elektroautos sollen bis 2030 durch Deutschland rollen. Doch derzeit kommen immer weniger neue batteriebetriebene Fahrzeuge auf die Straßen. Verkehrsminister Wissing sieht sich bestätigt.

Neuzulassungen von Elektroautos brechen ein


Der Hochlauf der Elektromobilität auf der Straße kommt in Deutschland nur langsam voran. Seit Jahresbeginn ist die Zahl der neu zugelassenen batterieelektrischen Pkw (BEV) rückläufig. Im März kamen nur noch rund 31.400 Pkw mit batterieelektrischem Antrieb neu auf die Straße, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Donnerstag mitteilte. Das waren knapp 29 Prozent weniger als im März des Vorjahres. Im gesamten ersten Quartal dieses Jahres ging die Zahl der neu zugelassenen E-Autos um 14 Prozent zurück, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte.

Der Anteil an sämtlichen Neuzulassungen lag laut KBA im März bei knapp zwölf Prozent. Auch das war deutlich weniger als im Vorjahr: Im März 2023 machten Elektroautos noch fast 16 Prozent aller Neuzulassungen aus.

„Beim Einbruch der Neuzulassungszahlen von batterieelektrischen Pkw bestätigt sich jetzt in aller Deutlichkeit, in welch schwieriger Situation wir uns befinden“, sagt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). „Elektromobilität funktioniert nur als Gesamtsystem – von der Erzeugung des Ökostroms zu marktgerechten Preisen über die Ladeinfrastruktur bis hin zu den Servicekonzepten. Hier muss die Politik ganzheitlich denken und gezielte Anreize setzen.“

Wenig Hoffnung für 2024

„In diesem Jahr wird sich auf dem Elektromarkt wenig tun“, glaubt Verkehrsexperte Constantin Gall von der Beratungsgesellschaft EY. „Wir rechnen mit einem Absatz bestenfalls auf Vorjahresniveau.“ Die Hersteller würden ihre Investitionen in die Elektromobilität überdenken und wieder mehr Geld in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren stecken.

Denn nach wie vor sind Elektroautos insbesondere für viele Privatleute deutlich teurer als Verbrenner. Noch im vergangenen Jahr förderte die Bundesregierung den Kauf von BEVs mit der sogenannten Umweltprämie. 2,3 Milliarden Euro vergab die Regierung über den Klima- und Transformationsfonds (KTF) bis 2023, wie aus einem Bericht des Finanzministeriums hervorgeht. Doch nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts musste die Regierung milliardenschwere Ausgaben aus dem KTF streichen.

So fiel im Dezember überraschend die Förderung von Elektroautos für private Nutzer weg, nachdem bereits im September die Förderung für gewerbliche Nutzer gestrichen worden war. Das habe das Vertrauen der Kundinnen und Kunden in den BEV-Markt nachhaltig beeinträchtigt, teilte der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) am Donnerstag mit. „Kontraproduktiv sind auch die aktuellen Diskussionen zu einem möglichen Aus des für 2035 von der EU geplanten Verbrenner-Ausstiegs.“

Eigentlich will die Bundesregierung, dass bis 2030 mindestens 15 Millionen batteriebetriebene Autos in Deutschland unterwegs sind. Doch dieses Ziel rückt in immer weitere Ferne. Zum 1. Januar waren laut Kraftfahrt-Bundesamt knapp 1,41 Millionen rein batteriebetriebene Elektroautos in Deutschland zugelassen. Bis 2024 müssten also jährlich knapp zwei Millionen neue Fahrzeuge hinzukommen, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen – oder 162.000 pro Monat.

Bereits im Februar hatte die Politikberatung Agora Verkehrswende die Regierung zum Handeln aufgefordert. Um dem Elektromotor auf die Sprünge zu helfen, nannte die Organisation eine ganze Reihe von Maßnahmen. Die Liste reicht von erneuten Kaufprämien über eine stärker CO2-orientierte Besteuerung von Kfz, Dienstwagen und Kraftstoffen bis zu Mindestquoten für E-Pkw und einen forcierten Ausbau der Ladeinfrastruktur. „Die erste Stufe des Plans müsste sofort greifen, weil die bisherige Marktentwicklung eindeutig nicht ausreicht.“

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht sich durch die aktuelle in seiner Haltung bestätigt. „Wir sehen jetzt nicht nur in Deutschland, sondern überall, auch in Europa, dass die Elektrofahrzeuge nicht in dem Maße gekauft werden, wie man das erwartet hat“, sagte er am Donnerstag im ZDF-“Morgenmagazin“. Er bekräftigte seine Position, bei der Verkehrswende nicht allein auf Elektroautos zu setzen. „Wir haben die größere Chance, Klimaschutz zu erreichen, wenn wir mehrere Technologien offen halten“, sagte Wissing. Er verwies auf Antriebe wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe für Verbrenner, sogenannte E-Fuels.

Doch diese werden für den Autoverkehr kritisch gesehen. „Der Verweis auf E-Fuels führt in die Irre, weil diese teure und energieintensive Technologie dort gebraucht wird, wo es auf absehbare Zeit keine klimaneutrale Alternative gibt, also vor allem im Schiff- und Flugverkehr sowie in Teilen der Industrie“, betont die Agora Verkehrswende. „Für Verbrenner-Pkw wird es bis auf Weiteres keine nennenswerten Mengen an E-Fuels zu erschwinglichen Preisen geben.“

320°/dpa

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