Rückblick

Große Konzern taumeln, neue Hoffnung auf höhere Recyclingquoten, erfolgreiche Ansätze im Baustoff-Recycling und die Hoffnung, dass die Talsohle der Rohstoffpreise erreicht ist. Das war die Woche im Rückblick.

Das war die Woche


Liebe Leserinnen und Leser,

ab heute starten wir mit unserem Wochenrückblick, den wir künftig jeden Freitag veröffentlichen werden. Wir blicken damit zurück auf ausgewählte Ereignisse der Woche, versuchen sie einzuordnen und in den Zusammenhang zu bringen. Wir werden den Wochenrückblick künftig jeden Freitag per Newsletter versenden.

Die Zeiten für die Recyclingbranche sind bekanntlich schwierig. Die Konjunktur in Deutschland brummt, aber sie greift nicht auf unsere Branche über. Das liegt vor allem daran, die deutsche Konjunktur vom Verbrauch gestützt wird, weniger von Investitionen. Hinzu kommen vergleichsweise niedrige Rohstoffpreise, die auf die Preise für Sekundärrohstoffe drücken. Deshalb sind es vor allem Ertragsprobleme, die den Firmen zu schaffen machen.

Viele Firmen durchlaufen derzeit den schmerzlichen Prozess der Restrukturierung. Sie müssen sich neu aufstellen, die Kostenstruktur durchforsten und sich möglicherweise auf ein insgesamt schwächeres Marktniveau einstellen. Prominentes Beispiel ist der Metallrecycler Scholz, der verzweifelt versucht, den Konzern am Leben zu erhalten. Aber auch um Alba ranken sich schon seit längerer Zeit diverse Gerüchte um die angeblich schlechte wirtschaftliche Verfassung.

Für neue Spekulationen sorgt in dieser Woche das Handelsblatt. Einige Vertreter von Albas Banken haben der Redaktion offenbar die Info gesteckt, dass sie so langsam die Geduld mit dem Berliner Recyclingkonzern verlieren. Es seien die Banken gewesen, die Alba unter Druck gesetzt hätten, das Dienstleistungsgeschäft zu verkaufen, heißt es. Das mag erklären, dass Alba auch von seiner Position abgewichen ist, nur einen Minderheitsanteil zu verkaufen. Inzwischen sind die beiden Brüder und Inhaber, Axel und Eric Schweitzer, auch bereit, die Mehrheit an Alba zu verkaufen. Die Not muss also groß sein. Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass es einmal so weit kommen wird?

Ambitionierter als vermutet

Die schlechte Ertragslage ist das eine, das andere ist die unsichere Zukunftsperspektive. Niemand weiß zum aktuellen Zeitpunkt, ob das Wertstoffgesetz kommen wird und wenn ja, mit welchem Inhalt. Fest steht nur, dass die Fronten zwischen kommunaler und privater Seite verhärtet sind. Wer die Vertreter der einschlägigen Verbände bei der Fachtagung T.R.E.N.D Anfang Februar in Hamburg erlebt hat, konnte sich einen Eindruck von der Eiszeit machen, die derzeit zwischen kommunalen und privaten Vertretern herrscht.

Möglicherweise wird aber die EU in die Bresche springen und das leisten, was in Deutschland nicht möglich scheint: Höhere und damit anspruchsvollere Recyclingquoten. Denn was als enttäuschende Neuauflage des EU-Kreislaufwirtschaftspakets daher kam, ist ambitionierter als manche glauben. Das liegt vor allem an der neuen Berechnungsmethode für die Recyclingquote, die im Raum steht.

Geplant ist demnach, dass in die Berechnung der Quote nur der Input in abschließende Recyclingverfahren einfließt. Alternativ kann der Teil des Outputs aus Sortieranlagen oder mechanisch-biologischen Behandlungsanlagen gezählt werden, der tatsächlich recycelt wird. Bislang wird für die Berechnung der gesamte Abfall, der einer Verwertungsanlage zugeführt wird, herangezogen – unabhängig davon, ob der Abfall auch wirklich recycelt wird. Mit der neuen Berechnungsform würde es somit erheblich schwieriger, die von der EU geforderte Recyclingquote für Siedlungsabfälle von 65 Prozent für 2030 zu erfüllen. Die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) hat bereits berechnet, dass sich die derzeitige Recyclingquote von 64 Prozent auf 38 Prozent reduzieren würde.

Folglich wären deutlich größere Anstrengungen nötig, um die geforderten Quoten zu erreichen. Der Recyclingwirtschaft würde das Auftrieb geben. BDE-Präsident Peter Kurth fordert vor diesem Hintergrund zu Recht, dass die Mitgliedsstaaten die Marktgängigkeit hochwertiger Recyclate durch eine geeignete Produktpolitik fördern sollten.

Industrie-Rohstoffpreise ziehen an

Dass es auch ohne staatliche Hilfe geht, zeigt das Beispiel Baustoff-Recycling. Der bvse hat am Mittwoch in München den Mineralik-Tag veranstaltet. Über 100 Branchenvertreter kamen. Interessant war vor allem der Vortrag von Walter Feeß, Geschäftsführer des Baustoffrecycling-Unternehmens Heinrich Feeß. Er gilt als Pioneer und starker Verfechter von Recyclingbaustoffen. Sein Vortrag machte allen Mut, die daran zweifeln, dass Recyclingbaustoffe in großem Stil absetzbar sind. Feeß zeigte, dass man damit am Markt erfolgreich sein kann. Mehr dazu erfahren Sie in Kürze in einem unserer Artikel.

Allerdings machte die Veranstaltung auch deutlich, dass die Branche schnellere Fortschritte machen könnte, wenn öffentliche Hand und Wirtschaft endlich eine stärkere Akzeptanz von Recyclingbaustoffen an den Tag legen würden. Bislang gibt es dazu zwar Lippenbekenntnisse, mehr aber leider nicht. Sich mit Recyclingerfolgen zu schmücken, ist verständlich, ehrlicher wäre es, selbst dafür zu sorgen, dass die Erfolge sich einstellen.

Gute Nachrichten sind in der heutigen Zeit rar geworden. Am heutigen Freitag gibt es dann doch eine Nachricht, die Hoffnung schöpfen lässt: Im Februar stieg der HWWI-Rohstoffpreisindex erstmals seit Monaten wieder deutlich. Besonders für Industrie-Rohstoffpreise ging es aufwärts. Sie erreichten das stärkste Monatsplus seit Dezember 2012. Das bestätigt diejenigen, die glauben, dass die Talsohle des jahrelangen Preisverfalls erreicht sein könnte.

Auch bei den Industriemetallen zeigt sich eine Aufwärtsbewegung, die sich inzwischen auch in höheren Schrottpreisen niederschlägt, wie unser aktueller Marktbericht zeigt. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch für die gebeutelte Stahlrecyclingwirtschaft. Der Eisenerzpreis ist zwar leicht gestiegen, bleibt mit rund 50 US-Dollar aber weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau. An den ungünstigen Rahmenbedingungen für die Stahlrecycler, so viel steht heute leider fest, wird sich in absehbarer Zeit wohl kaum etwas ändern.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames und Kraft schöpfendes Wochenende.

Ihr

Stephan Krafzik

Chefredakteur

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