Stralsunder Volkswerft

Nach der Insolvenz von MV-Werften wird es auf der Stralsunder Volkswerft wieder betriebsam. Dort soll eine Schiffsrecyclinganlage in Betrieb gehen – auch für größere Schiffe.

Deutschland erhält erste Schiffsrecyclinganlage


Der Bremer Schiffsrecycler Leviathan will auf der Stralsunder Volkswerft eine Anlage zum Recycling von Schiffen errichten. Bislang gebe es in Deutschland keine industrielle oder gar genehmigte Schiffsrecyclinganlage, betonte Leviathan-Geschäftsführer Simeon Hiertz am Dienstag anlässlich der Vorstellung der Pläne auf einem Wirtschaftsforum auf der Volkswerft. Auch bei Automatisierung und Standards sieht er sein Projekt weltweit an der Spitze.

Leviathan hat nach eigenen Angaben einen Pachtvertrag mit der Stadt Stralsund geschlossen, die die Werft als maritimen Gewerbepark betreibt. „Die Anlage bietet uns deutliche Vorteile. Mit einem 300 Meter langen Schiffshebewerk und einer 140 Meter langen Schiffbauhalle haben wir viele Möglichkeiten zur Verfügung“, sagte Co-Geschäftsführer Karsten Schumacher.

Fast CO2-frei

Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen ein Konzept zur Schiffszerlegung nahezu ohne CO2-Emissionen erfolgreich getestet. Zum Einsatz kommen demnach Roboter und Wasserstrahlschneider mit hohem Druck. Diese würden mit regenerativer Energie betrieben.

Weitere Entwicklungsarbeiten, etwa im Bereich der Automatisierung, sollen folgen. Zunächst sollen kleinere Schiffe recycelt werden. Später sollen Schiffe bis zu einer Länge von 350 Metern zerlegt werden. Die Signale der Schiffseigner ließen einen klaren Bedarf erkennen.

Bislang werden große Schiffe vor allem in Südasien abgewrackt. Dabei werden die Seeschiffe beim sogenannten „Beaching“ häufig mit hoher Geschwindigkeit auf den Strand gefahren und dort zerlegt. Die internationale Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform prangert seit Jahren an, dass es beim Abwracken alter und schadstoffbelasteter Schiffe immer wieder zu Umweltschäden, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, Krankheits- und Todesfällen kommt.

In der EU ist das Abwracken alter Schiffe bereits streng geregelt. Sie dürfen nur in EU-zertifizierten Anlagen recycelt werden. Ab Mitte 2025 sollen auch für das Schiffsrecycling weltweit einheitliche Umwelt- und Arbeitsschutzregeln gelten. Mit dem klimafreundlichen Umbau der Schiffsflotten dürften die Schiffsfriedhöfe in den nächsten Jahren großen Zulauf bekommen.

320°/dpa

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