Sortiertechnik

In der neuen Aufbereitungsanlage für Leichtverpackungen sollen nicht nur die herkömmlichen Wertstoffgruppen erzeugt werden. Auch schwarze Kunststoffe und Folien sollen wirtschaftlich sortierbar sein. Die Magnet-Separation, NE-Scheider und NIR-Technologie kommen aus einer Hand.

Deutschlands größte LVP-Recyclinganlage ist in Betrieb


Das neue Verpackungsgesetz zwingt die Aufbereiter zu mehr Sortiertiefe. Mit seiner neuen Recyclinganlage für Leichtverpackungen (LVP) reagiert der Entsorger Hündgen nun auf die verschärften Anforderungen. Mit einer Abfallmenge von 270.000 Tonnen im Jahr ist es der derzeit größte genehmigte Einzelstandort für die LVP-Aufbereitung.

Das in der Nähe von Bonn angesiedelte Unternehmen setzt 20 Sortiersysteme des Technologieanbieters Steinert ein. Den Sortieranfang machen die Überbandmagnetscheider UME und der Wirbelstromscheider EddyC. Damit werden alle Metallbestandteile aus dem Wertstoffstrom aussortiert. Danach kommt laut Steinert die UniSort-Reihe zum Zuge.

Die UniSort-Sortiersysteme arbeiten mit Nah-Infrarot-Technologie (NIR). Sie unterscheiden Stoffgruppen aufgrund ihres unterschiedlichen Reflexionsverhaltens. Die Leichtverpackungen würden so wieder in die jeweiligen Wertstoffgruppen getrennt: in Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, schwarze Kunststoffe, in PET-Flaschen und -Schalen, sowie Getränke-Kartonagen, PE/PP- Folien, Papier, Pappe und Karton. Aus den ebenfalls erzeugten Mischkunststoffen wird ein EBS-Vormaterial hergestellt.

Folien und schwarze Kunststoffe

Die Anlage soll auch mit schwierigeren Materialien fertig werden. Dazu zählen unter anderem Folien. Die Erkennung und Sortierung derartiger 2D-Objekte sei anspruchsvoll, erklärt Steinert. Denn sie würden bei hoher Bandgeschwindigkeit zum Schweben neigen. Die speziell entwickelte Luftstromtechnik der UniSort Film behalte aber die Kontrolle über die Objekte – sowohl auf dem Band als auch in der Auffanghaube. Dadurch würden flache und leicht flugfähige Materialien mit der UniSort Film überhaupt erst wirtschaftlich sortierbar.

Neben Folien will der Entsorger Hündgen auch dunkle und schwarze Kunststoffe abtrennen. Das würde sich in einer höheren Recyclingquote niederschlagen. Zugleich würde die Restfraktion reduziert, die in die thermische Verwertung wandert.

Bei dieser Sortieraufgabe kommt Steinerts UniSort Black zum Einsatz. Das Sortiersystem arbeitet wie die anderen auch mit der sogenannten HSI-Kameratechnik. Durch die spezielle Anordnung und angepasste Klassifizierung könne die UniSort Black zusätzlich dunkle oder sogar schwarze Objekte erkennen. Letztere bleiben sonst für Standard-NIR-Sortierer unsichtbar.

Zwei neue Features

Das reibungslose Zusammenspiel zwischen den Sortiersystem verspricht Steinert mit einer dynamischen Kalibrierung zu erreichen, die automatisiert ablaufe. Damit will Steinert eine hohe Wartungsfreundlichkeit und Sortierperformance sowie eine kontinuierliche Verfügbarkeit der Technik garantieren.

Ein weiteres neu entwickeltes Feature sei der sogenannte automatische Weißabgleich. Diese Option für die UniSort-Reihe ermögliche es den Betreibern, den Wartungsaufwand der Systeme weiter zu reduzieren. Das stelle sicher, dass die Maschinen kontinuierlich mit gleichbleibend hoher Sortierperformance arbeiten. Anpassungen der Anlage will Steinert eigenen Worten zufolge zu 95 Prozent per Fernwartung erledigen.

„Nach einer kurzen Phase der Inbetriebnahme erzeugt die Anlage die erwünschten Produkte nach den gesetzlichen Vorgaben“, wie Betriebsleiter Christian Hündgen erklärt. Sie arbeite deutlich effizienter und wirtschaftlicher, der Anteil recyclebarer Wertstoffe sei signifikant erhöht. Die Auslegungsgröße der Anlage betrage derzeit stündlich 15 Tonnen Leichtverpackungen mit weiterer Luft nach oben.

 

© 320° | 21.03.2019

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