Wochenrückblick

Wie kann der TÜV helfen, die Probleme der Altautoverwerter zu lösen? Und welche Probleme könnten in Zukunft auf Kunststoffrecycler zukommen? Unser Blick zurück auf die Woche.

Das war die Woche


In dieser Woche fand in Berlin wieder der Internationale Automobil-Recycling Kongress IARC statt. Gut möglich, dass der ein oder andere Teilnehmer ein Déjà-vu-Erlebnis hatte. Schon seit Jahren diskutiert die Branche über die gleichen Probleme. Und trotzdem gelingt es nicht, die bestehenden Verwertungsanlagen mit ausreichend Altautos zu versorgen. Manche Altautos werden illegal entsorgt, andere werden zu Gebrauchtfahrzeugen umdeklariert und exportiert. Was also tun?

Interessant war der Vorschlag, den Willy Tomboy, Vorsitzender des europäischen Batterieverbands Recharge, beim IARC präsentierte. Er fordert, dass jeder Autobesitzer, der sein Fahrzeug verkaufen möchte, zuvor zum TÜV oder einer ähnlichen Inspektionsstelle muss. Der TÜV stuft das Fahrzeug dann als Gebrauchtwagen oder Altauto ein. Die Abgrenzung zwischen Gebrauchtwagen und Altautos würde somit von einer kompetenten Stelle entschieden. In Belgien wird dieses System bereits praktiziert. Verbunden mit einer Nachweispflicht für die ordnungsgemäße Entsorgung von Altfahrzeugen könnte dies ein richtiger Schritt sein, um die Auslastung von Verwertungsanlagen zu verbessern.

Der nächste Schritt müsste sein, die Recyclingfähigkeit der Altautos sicherzustellen und zu verbessern. Auch das ist kein einfaches Unterfangen. Wenn die Recyclingwirtschaft hier etwas erreichen will, dann wird das nur im Dialog mit den Automobilherstellern gelingen. Da hat Kay Oppat, COO der Scholz Gruppe, Recht. Er hat beim IARC für eine gemeinsame Initiative von Recyclingindustrie, Herstellern und Zulieferern geworben. Nur auf diesem Weg wird es möglich sein, die Automobilindustrie zum Handeln zu bewegen.

Das zeigt sich auch am Beispiel kohlenfaserverstärkter Kunststoffe. Sie sind zwar für die Recyclingwirtschaft ein Problem, doch für die Automobilindustrie ist die Dimension eine andere. Im Durchschnitt werden pro Fahrzeug nur 70 Gramm CFK verwendet – gemessen an einem durchschnittlichen Fahrzeuggewicht von über einer Tonne. Hinzu kommt, dass die Umweltbilanz der Fahrzeuge überwiegend von der Gebrauchsphase bestimmt wird. Die Umwelteffekte am Ende des Produktlebenszyklus‘ hingegen machen nur einen Anteil von rund einem Prozent aus. Die Forderungen der Recyclingwirtschaft sind berechtigt, stehen aber bei der Automobilindustrie nicht an oberster Stelle. Es braucht deshalb viel Überzeugungskraft und gerade deshalb den Dialog mit den Stakeholdern.

Robuste Verfassung

Durchwachsen waren die Nachrichten, die in dieser Woche vom bvse kamen. Der Verband hat seine Mitglieder befragt, wie sie die aktuelle Geschäftslage einschätzen. Das Ergebnis: Die Geschäfte stagnieren. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die Investitionsbereitschaft sich offenkundig in Grenzen hält. Auch die Diskussion um das Wertstoffgesetz dürfte nicht geeignet sein, der Branche die nötige Sicherheit für Investitionen zu geben.

Interessant war auch eine Meldung aus der Kunststoffindustrie. Forschern ist es gelungen, aus Karbonat, CO2 und Pflanzenabfällen einen Kunststoff herzustellen, der als Ersatzstoff für PET in Frage kommen soll. Noch befindet sich das Verfahren im Versuchsstadium, doch es reiht sich ein in viele Maßnahmen, die inzwischen ergriffen werden, um biologisch abbaubare Kunststoffe herzustellen.

Für Kunststoffrecycler heißt das perspektivisch, dass sich die Zusammensetzung ihrer Materialien ändern könnte. Schon heute besteht das Material zunehmend aus Verbundstoffen, die sich nur schwer verwerten lassen. Im schlimmsten Fall würden damit zwei Strömungen immer ausgeprägter: Der Materialstrom aus biologisch abbaubaren Kunststoffen, der nicht recycelt werden muss, und der Materialstrom aus Verbundstoffen, die nicht recycelt werden können.

Das ist zugegebenermaßen kein besonders positives Szenario, um mit gutem Schwung in das Wochenende zu starten. Deshalb an dieser Stelle auch noch die gute Nachricht aus dieser Woche: Die überwiegende Anzahl der bvse-Mitgliedsunternehmen hat die schwierige Zeit bislang einigermaßen gut überstanden. Die Verfassung der bvse-Mitgliedsfirmen sei „robust“, teilt der bvse mit. Das wird hoffentlich auch so bleiben.

Ich wünsche Ihnen ein sonniges und erholsames Wochenende!

Ihr
Stephan Krafzik
Chefredakteur

P.S: Alle Artikel der zurückliegenden Woche haben wir wieder hier für Sie zusammengestellt.

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