Wochenrückblick

Die Reihen des Mittelstands lichten sich, die Betreiber von Biogasanlagen erhalten eine neue Perspektive und der Kunststoff PEF schickt sich an, die Märkte zu erobern. Auch sonst gab es in dieser Woche etliche interessante Themen. Wir blicken zurück: Das war die Woche.

Das war die Woche


Foto: SchönmackersNun auch Landers. Die Reihen in der mittelständischen Entsorgungswirtschaft beginnen sich zu lichten. Zahlreiche Firmen wurden bereits von Remondis übernommen, nun ergreift auch Schönmackers die Gunst der Stunde. Die Gruppe hat das Entsorgungsgeschäft von Landers übernommen. Wird nun doch der Konzentrationsprozess in Gang gesetzt, der schon seit etlichen Jahren beschworen wird? Ein solcher Prozess wäre gefährlich. Denn je stärker er in Gang kommt, umso stärker werden die Zwänge: Für die Kleinen, weil der Konkurrenzdruck der Großen immer stärker wird und die Option Unternehmensverkauf sich immer stärker aufdrängt. Und für die Großen, weil die wirtschaftliche Zukunft im Wesentlichen durch die Größe des Unternehmens bestimmt wird. Der Konzentrationsprozess beginnt sich dann selbst zu ernähren. Wie sich kleine und mittlere Firmen helfen können? Mit neuen Ideen, mit Innovationen und mit neuen Dienstleistungsangeboten. Microsoft-Gründer Bill Gates hat schon vor einiger Zeit erkannt: „Die größte Gefahr für unser Geschäft ist, dass ein Tüftler irgendetwas erfindet, was die Regeln in unserer Branche vollkommen verändert.“ Mehr zu diesem Thema


Quelle: ©iStock.com/IPGGutenbergUKLtdHaben Sie schon mal was von PEF gehört? Klingt ähnlich wie PET und zielt auch auf den gleichen Markt. PEF steht für Polyethylenfuranoat und ist als neues Material für Getränkeflaschen im Gespräch. Der Kunststoff hat vieles, was heutzutage wichtig erscheint. Er gilt als ökologisch, weil er auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt wird. Und er verfügt über Eigenschaften, die in der Industrie immer mehr Bedeutung bekommen: Hohe mechanische Festigkeit verbunden mit einer verbesserten Dichtigkeit, was schließlich die Haltbarkeit der verpackten Produkte verlängert. Über die Recyclingfähigkeit ist allerdings noch wenig bekannt. Schließlich ist PEF noch ein junger Kunststoff, für den es aber bereits große Pläne gibt. Mehr zu diesem Thema


Quelle: Fachverband BiogasWie groß die Veränderungskraft von Innovationen ist, könnte im besten Fall auch die Biogasbranche demonstrieren: Seit der Novelle des EEG steht die Branche unter Druck. Doch möglicherweise wird sie sich zu helfen wissen: Ein Konsortium aus Wissenschaft und Industrie arbeitet an einem Alternativprodukt aus der Herstellung von Biogas. Gelingt das Vorhaben, könnte Biogas künftig zu Biowachs umgewandelt werden. Gleich zwei große Abnehmerindustrien rücken damit ins Blickfeld: Die Schmierstoffindustrie und die Kosmetikindustrie. Die Naturkosmetik erfreut sich bekanntlich einer wachsender Nachfrage – wie so vieles, was mit dem Label „Bio“ verbunden sind. Wenn es der Biogasbranche noch irgendwie gelänge, ihre Produkte auch noch als „fair“ bezeichnen zu können, bräuchte man sich keine Sorgen mehr um die Branche machen. Wenn selbst der Absatz von fairer Eiscreme sich zwischen 2012 und 2016 verdoppelt hat, warum sollte das dann nicht auch mit fairem Biogas möglich sein? Mehr zu diesem Thema


Quelle: ©iStock.com/fpmGröße allein ist bekanntlich nicht alles. Das zeigt das Beispiel BIR. Der Weltrecyclingverband ist viele Jahre im Fahrwasser der florierenden internationalen Recyclingwirtschaft gut vorangekommen. Doch seit einiger Zeit läuft das Kreuzschiff BIR nur noch mit gedrosselten Tempo. Denn auch der Weltrecyclingverband spürt die Auswirkungen der Branchenflaute. Für viele Branchenvertreter ist der Kongress zu teuer geworden. Das gilt in diesem Jahr erst recht für die Europäer. Die Frühjahrstagung fand in Hongkong statt, die Herbsttagung wird in der indischen Hauptstadt Neu-Dehli ausgerichtet. Das bedeutet hohe Reisekosten und hohen Zeitaufwand. Für den BIR ist es ein Spagat: Will er neue Mitglieder anziehen, muss er sich noch internationaler ausrichten. Folgt er jedoch dem Ruf der Welt, droht er seine Unterstützer in Europa zu verlieren. Für den neuen Generaldirektor Arnaud Brunet gibt es also einiges zu tun. Er muss die divergierenden Interessen der Mitglieder unter einen Hut bekommen – was in einem Weltverband keine einfache Sache ist. Wie gut, dass der neue BIR-Chef ein Lobbyist ist. Damit dürfte er gewohnt sein, Löcher in dicke Bretter zu bohren. Für einen Unternehmer wäre der Job wohl nichts – er würde zu schnell die Geduld verlieren. Mehr zu diesem Thema


Quelle: RWTH Aachen, Institut für Aufbereitung und RecyclingEs war eines der Vorhaben, mit denen die Grünen gerne die Wirtschaft revolutionieren wollten. Der Gegner war damals die ungeliebte Müllverbrennung. Unter der Führung des damaligen Bundesumweltministers Jürgen Trittin wollten die Grünen zeigen, dass es mit einer mechanisch-biologischen Abfallbehandlung besser geht. Das Projekt darf man als gescheitert bezeichnen. Die Anlagen haben heute sowohl ein Input- als auch Outputproblem. Auf der Inputseite machen sich die rückläufigen Restmüllmengen bemerkbar, hinzu kommen die Auswirkungen der vielerorts getrennten Biomüllerfassung. Auf der Outputseite schlägt der vergleichsweise hohe Anteil der zu deponierenden Fraktion nieder. Die Schätzungen für das Deponat schwanken zwischen 20 und 30 Prozent des Inputs. In Zeiten knapper werdender Deponiekapazitäten ist das am Ende auch ein Kostenproblem. Doch was in Deutschland nicht funktioniert, kann in anderen Ländern dennoch Erfolg haben. Das sieht auch eine aktuelle Studie so: In manchen europäischen Ländern hat die MBA-Technik durchaus Chancen, zum Einsatz zu kommen – immerhin. Mehr zu diesem Thema


Und sonst? Sonst gab es natürlich noch viele andere Themen in dieser Woche. Wir haben alle Artikel und Themen nochmals für Sie in einer Übersicht zusammengestellt. Die Artikel-Übersicht finden Sie hier. Viel Spaß beim Lesen!

Ich wünsche Ihnen ein sonniges und erholsames Wochenende!

Ihr

Stephan Krafzik
Chefredakteur

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