Branchenzahlen

Kein nennenswerter Anlagenzubau und eine tendenziell rückläufige Stromeinspeisung ins Netz: Die Biogasbranche tritt auf der Stelle. Sie beklagt Investitionshemmnisse.

Biogasbranche stagniert


Die Zahlen, die der Fachverband Biogas am Donnerstag präsentiert, sind bescheiden. Sowohl für den Anlagenbau als auch für die Stromproduktion. Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland um 97 auf 9.632 gestiegen. Die installierte Leistung erhöhte sich um 376 Megawatt (MW) auf 5.666 MW. Davon sind 3.793 arbeitsrelevant, was einen Rückgang um 1 MW gegenüber 2019 bedeutet.

Doch immerhin hat es einen Zubau von 381 MW an flexibler Leistung gegeben. „Biogas ist – anders als Wind und Sonne – speicherbar“, erklärt Verbandspräsident Horst Seide. „Biogasanlagen können Strom erzeugen, wenn er gebraucht wird – auch nachts, an windstillen Tagen oder bei hoher Nachfrage. Dies ist von elementarer Bedeutung für das Gelingen der Energiewende. Die Betreiber sind sich dessen bewusst und bauen ihre Anlagen entsprechend um.“

Die meisten Neuanlagen gingen 2020 in Bayern ans Netz (34), gefolgt von Baden-Württemberg (20) und Niedersachsen (19). Damit stehen nach wie vor die meisten Biogasanlagen in Bayern (2.588) vor Niedersachsen (1.709) und NRW (1.129). Die höchste installierte Leistung verzeichnet allerdings Niedersachsen mit 1.426 MW vor Bayern mit 1.298 MW und Baden-Württemberg mit 535 MW.

Grafik: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe

Für das laufende Jahr erwartet Seide keine Verbesserung – im Gegenteil. Voraussichtlich werde die Biogasbranche in diesem Jahr weniger Biogasstrom ins Netz einspeisen. Grund seien Investitionshemmnisse wie die Südquote oder die endogene Mengensteuerung in den Ausschreibungen, die de facto für einen Rückgang der Stromproduktion sorgten.

Auch der Nettozubau neuer Biogasanlagen werde sich voraussichtlich auf 60 Neuanlagen verringern, da aufgrund der „zahlreichen und komplexen rechtlichen Anforderungen“ zunehmend mehr Biogasanlagen nach 20 Jahren Laufzeit im EEG den Betrieb einstellten. Ein Zubau finde 2021 fast ausschließlich bei den Güllekleinanlagen statt, von denen nach Einschätzung des Verbands voraussichtlich 93 neue Anlagen ans Netz gehen werden.

Spürbar verlangsamt hat sich nach Angaben des Verbandes auch die Flexibilisierung im Bestand, die nur noch einen Leistungszubau von etwa 120 MW Ende des Jahres umfassen könnte. Für Ende 2021 prognostiziert der Verband 9.692 Biogasanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 5.787 MW.

„Wir müssen den Bestandsanlagen eine reelle Perspektive zum Weiterbetrieb anbieten“, mahnt Seidel. „Wir können weder auf die klimafreundliche Energie noch auf das Knowhow von zwei Jahrzehnten verzichten.“ Dafür bräuchten die Akteure aber verlässliche Rahmenbedingungen, neue Anreize für die Flexibilisierung im Bestand und weniger kostenintensive Auflagen.

320°/sr

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