Falsch entsorgte Batterien

Jede Woche gehen Entsorgungslager in Flammen auf. Die Ursache sind oft falsch entsorgte Batterien und Akkus. Branchenverbände schlagen Alarm, sie rufen die Regierung zum Handeln auf.

Brände bei Entsorgern: „Das System versagt“


Falsch entsorgte Batterien und Akkus werden die Entsorger zu einem immer größeren Problem: Landen sie im Restmüll oder in anderen Tonnen, werden sie zum Brandrisiko. In Hessen etwa hat die Zahl der Brände in Sortiermaschinen, Shreddern, Müllbunkern und ähnlichen Anlagen stark zugenommen, wie der Frankfurter Entsorger FES berichtet.

An diesem Montag soll die Altpapier-Sortieranlage im Stadtteil Fechenheim endlich wieder anlaufen. Ein ganzes Jahr lang war die Anlage nach einem Brand stillgestanden. Sechs Brände gab es 2022 in den Anlagen der FES, im ersten Halbjahr 2023 waren es bereits sieben
– 2021 nur drei.

„Auch wenn die genaue Ursache der Brände nicht immer eindeutig zu ermitteln ist, sind sich die Fachleute einig: Falsch über die Haus- und Wertstofftonnen entsorgte Lithium-Ionen-Akkus stellen für Menschen und Inventar eine erhebliche Gefahr dar“, sagt der Sprecher des Frankfurter Entsorgers FES, Stefan Röttele.

Nur die Hälfte der Batterien wird richtig entsorgt

Auch das hessische Umweltministerium ist alarmiert. „Leider kommt es trotz entsprechender rechtlicher Vorgaben und Informationen seitens der Industrie, der Entsorgungswirtschaft und der jeweiligen Verwaltungsbehörden immer wieder zu Bränden in Anlagen aufgrund von unsachgemäßer Entsorgung von Akkumulatoren und Batterien“, sagt ein Sprecher auf Anfrage.

Dass Alltagsprodukte solche Akkus enthalten, ist manchmal nicht leicht zu erkennen. Sie stecken nicht nur im Akkuschrauber oder dem Notebook, sondern auch in der E-Zigarette, klingenden Grußkarten oder blinkenden Kinder-Turnschuhen. Eigentlich müssen Akkus und Batterien an speziellen Sammelstellen abgegeben werden – aber nicht immer klappt das. Im vergangenen Jahr wurde gerade mal die Hälfte (52 Prozent) der Batterien richtig entsorgt, wie Zahlen der Deutschen Umwelthilfe zeigen. Die Sammelquote von Lithium-Ionen-Akkus war mit rund 39 Prozent sogar noch geringer.


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Das Problem mit falsch entsorgten Batterien und Akkus haben Müllentsorger bundesweit. In den vergangenen Wochen gab es unzählige Brände in Entsorgungsanlagen – oft wegen falsch entsorgter Batterien. Die vier Recyclingverbände BDE, BDSV, bvse und VDM sprechen inzwischen von einem „Versagen des derzeitigen Systems“.

Ohne zusätzliche Präventionsmaßnahmen, die bereits in der Vorkette der Anlagen ansetzen, sei es nur eine Frage der Zeit, bis solche Brände nicht nur Sachschäden verursachten, warnen die Verbände. „Angesichts der steigenden Absatzmengen in diesem Bereich stehen wir erst am Anfang dieser Problematik.“

Fünf Maßnahmen

Die vier Verbände fordern die Bundesregierung nun auf gegenzusteuern, insbesondere durch Maßnahmen auf kommunalen Wertstoffhöfen, wo der größte des E-Schrotts zurückgenommen wird. Nötig sind aus ihrer Sicht fünf Maßnahmen:

  • Verpflichtende Annahme von Elektro(nik)-Altgeräten durch Fachpersonal und eine damit verbundene zielgerichtete Sortierung batteriehaltiger Altgeräte von batteriefreien Geräten.
  • Erklärung der Batteriefreiheit: Die Übergabestellen sollen mit der Vollmeldung bestätigen, dass die mit Elektroaltgeräten der Sammelgruppen 2 (Bildschirmgeräte), 4 (Großgeräte) und 5 (Kleingeräte) befüllten Behälter frei von Batterien und batteriehaltigen Altgeräten sind.
  • Einführung einer Sammelgruppe für batteriehaltige Altgeräte: „Durch die gemeinschaftliche Erfassung von batteriehaltigen Altgeräten aus den verschiedenen Sammelgruppen in einer neuen, separaten Sammelgruppe kann die Brandgefahr durch Fehlwürfe deutlich reduziert werden“, meinen die Verbände. „Gleichzeitig vereinfacht eine separate Sammelgruppe die operative und logistische Handhabung durch die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger und reduziert den Infrastrukturaufwand für die Erfassung von Elektroaltgeräten.“
  • Leistungsgerechte Finanzierung der kommunalen Erfassungsleistung durch die Hersteller: Um den organisatorischen Mehraufwand bei den Kommunen auszugleichen und dem Fachkräfte- bzw. Personalmangel entgegenzutreten, empfehlen die Entsorgerverbände die Schaffung eines finanziellen Anreizes durch die entsorgungspflichtigen Hersteller und Inverkehrbringer, der Kommunen immer dann zur Verfügung gestellt wird, wenn diese nachweislich sicherstellen, dass keine batteriehaltigen Elektroaltgeräte in falsche Kanäle gelangen und die erfassten Elektroaltgeräte nach den Vorgaben des ElektroG korrekt erfasst wurden.
  • Verstärkung der Informationsarbeit gegenüber den privaten Haushalten. Bürgern und entsorgungspflichtigen Besitzern von Batterien und Elektroaltgeräten mangelt es häufig an klaren Informationen, wie Altbatterien und Altgeräte entsorgt werden müssen, beklagen die Verbände. Sie fordern die Produktverantwortlichen sowie die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger auf, weiterhin und verstärkt auf die Risiken einer unsachgemäßen Entsorgung hinzuweisen.

„Diese Maßnahmen können sofort Abhilfe schaffen und die Bundesregierung wird aufgefordert, diese zügig umzusetzen“, erklären die Verbände. Schließlich leiste das hiesige Recycling einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffversorgung Deutschlands und trage dazu bei, unabhängiger von Importen zu werden. „Die aktuellen Brandprobleme tragen jedoch zu einer Ausdünnung des Recyclingnetzes an Anlagen bei. Es ist unverständlich, dass für eines der drängendsten Probleme der Recyclingwirtschaft kaum politische Impulse zu vernehmen sind.“

320°/dpa/re

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