Studentenprojekte

Mit der Entwicklung von Apps wollen Studierende der DHBW Heilbronn das Recycling verbessern. Und sie wollen es auch sicherer machen: Eine Objekterkennung bei der Abfallsortierung soll Batterien zuverlässig ausschleusen.

6 Ideen für eine bessere und einfachere Kreislaufwirtschaft


Die Digitalisierung kann helfen, das Recycling zu verbessern, sind Studierende des Studiengangs Wirtschaftsinformatik an der DHBW Heilbronn überzeugt. Sie haben sechs Ideen entwickelt und im Rahmen einer Projektpräsentation vorgestellt:

1. Sperrmüll-App: Eine digitale Version der „Sperrmüllkarte“ ist die Vision der Studierenden, die einen Prototyp der App „Schrott & Weg“ programmiert haben. Nach der kostenlosen Registrierung können Nutzer*innen ihren Sperrmüll anmelden und abholen lassen. Ein „Live-Timer“ soll minutengenau anzeigen, wann das Müllauto den Schrott abholt. Gut erhaltene Möbelstücke sollen von der Software erkannt und zum Weiterverkauf angeboten werden. Der Vorteil für die User*innen: Die Nutzung des Services ist kostenfrei.

2. Objekterkennung für Gefahrgut: Falsch entsorgte Akkus und Batterien verursachen deutschlandweit täglich 30 Brände. Eine lernfähige Software soll helfen, Gefahrgut rechtzeitig zu erkennen und auszusortieren. Anhand bestimmter Bildmerkmale berechnet das System Wahrscheinlichkeiten, mit denen die richtigen Objekte erkannt werden. Die Software steuert dann einen Mechanismus, der die Batterien aussortiert. So soll Personal eingespart und Gefahrgut zuverlässiger identifiziert werden. Eine weitere Idee der Studentin: Einen Recyclingcode einzuführen, damit dieser in der Sortieranlage maschinell gescannt werden kann und der Müll leichter sortiert und klassifiziert werden kann.

3. Heat-Map für Müll: Die Plattform „CleanUpNow“ soll Daten zur Umweltverschmutzung in Echtzeit sammeln und anzeigen. Über eine App bzw. Website können die User*innen herumliegenden Müll fotografieren und mit Standortdaten versehen hochladen, die Software generiert daraus dann eine Müll-Heat-Map. Über die Plattform sollen Gemeinden und Städte, aber auch Umweltaktivisten und engagierte Bürger*innen sehen können, wo Handlungsbedarf besteht und Müll entsorgt werden muss. Zudem will die App freiwillige Müllsammler*innen zusammenbringen. Als Anreiz stellen sich die Studierenden Rabattcoupons vor, die von Unternehmen gesponsert werden, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen.

4. Greenback statt Payback: Es soll die nachhaltige Version des Payback-Systems werden: Die App „Greenback“ vergibt Punkte für den Einkauf nachhaltiger Produkte. Dafür haben die Studierenden einen eigenen Algorithmus entwickelt, der gescannte Kassenbons auf ihre Nachhaltigkeit hin bewertet und sogenannte „Green-Coins“ an die Nutzer vergibt. Diese können später über Rabattcoupons oder Gutscheine für nachhaltige Produkte eingelöst werden.

5. Recycling4You: Mit der App für Recyclinghöfe „Recycling4You“ wollen die Studierenden den Gang zum Wertstoffhof vereinfachen: Die User*innen können ihre Wertstoffe digital in der App anmelden beziehungsweise über eine KI identifizieren und zuordnen lassen. Das System soll dann sowohl automatisch einen Termin auf dem Wertstoffhof reservieren als auch die Rechnung für die Entsorgung kostenpflichtiger Sonderabfälle erstellen.

6. Routenplaner zum nächsten Mülleimer: Eine Karte mit öffentlichen Mülleimern und Sammelstellen soll Heilbronn und anderen Städten künftig zu mehr Sauberkeit verhelfen, so die Idee der Studierenden. Mittels einer App sollen die User*innen selbst Mülleimer, Glascontainer, Recyclinghöfe usw. in einer Karte hinterlegen können. Das Routing zum nächsten Mülleimer soll darüber ebenso möglich sein wie auch die Terminvereinbarung auf dem Recyclinghof oder die Erinnerungsfunktion für die Müllabfuhr.

„Ihre Ideen zeigen, wie die Digitalisierung die Circular Economy transformieren und auf das nächste Level anheben wird“, kommentiert Professor Andreas Reichert, Studiengangsleiter im Studiengang Wirtschaftsinformatik an der DHBW Heilbronn, die Projektergebnisse. „Es geht nicht nur darum, mit der Digitalisierung Prozesse in der Kreislaufwirtschaft effizienter zu machen, sondern sie kann dazu beitragen, Nachhaltigkeit zu dezentralisieren und demokratisieren“. Die digitale Schnittstelle schaffe mehr Bürgernähe und auch Partizipationsmöglichkeiten, um sich im Alltag für Umweltschutz und einen ressourcenschonenden Umgang mit Wertstoffen zu engagieren.

320°/re

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