Reifenproduktion

Mehr als 1.500 Stellen bei Michelin, rund 1.800 Arbeitsplätze bei Goodyear: Beide Reifenhersteller kündigen die Schließung von Werken in Deutschland an. Sie klagen über Billigimporte aus Asien.

Michelin und Goodyear schließen Werke in Deutschland


Der französische Reifenhersteller Michelin reagiert mit einem massiven Stellenabbau auf steigende Produktionskosten und die Konkurrenz aus Billiglohnländern. Das Unternehmen werde die Produktion an den Standorten Karlsruhe und Trier sowie die Fertigung von Lkw-Neureifen und Halbzeugen im saarländischen Homburg bis Ende 2025 schrittweise einstellen, teilte der Konzern am Dienstag mit.

Davon seien in Deutschland insgesamt 1.410 Mitarbeiter betroffen. Zudem verlagert Michelin sein Kundenzentrum von Karlsruhe nach Polen. Davon seien weitere 122 Mitarbeiter betroffen.

Der größte europäische Produktionsstandort von Michelin für die Runderneuerung von Lkw-Reifen in Homburg (480 Beschäftigte) und das Pkw-Reifenwerk in Bad Kreuznach seien nicht betroffen, hieß es. Die Produktion an diesen Standorten werde fortgeführt.

Als Grund für den Stellenabbau nannte Michelin den Import von Billig-Lkw-Reifen aus Niedriglohnländern und steigende Produktionskosten, die das Unternehmen unter Druck setzen, Marktanteile schwinden ließen und die Wettbewerbsfähigkeit mindere.

„Das Engagement unserer Mitarbeitenden, die innerbetrieblichen Fortschritte und die Investitionen der vergangenen Jahre in die betroffenen Aktivitäten können den starken Wettbewerbsdruck nicht länger ausgleichen“, sagte Maria Röttger, Präsidentin der Region Nordeuropa von Michelin. Das Unternehmen wolle die betroffenen Mitarbeiter bei der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven unterstützen.

Die Gewerkschaft IG BCE will die Stellenstreichungen und Werksschließungen „nicht so einfach akzeptieren“. „Michelin will allein den Profit maximieren und lässt dafür hochengagierte und hochqualifizierte Beschäftigte fallen“, sagte der Konzernbetreuer der Gewerkschaft, Matthias Hille. „Wir geben die Standorte nicht auf und werden weiter an Alternativkonzepten arbeiten.“

Auch Goodyear schließt Werke

Erst kürzlich hatte der US-Konzern Goodyear angekündigt, die Reifenproduktion in Fürstenwalde bis Ende 2027 einzustellen. Auch das Werk in Fulda soll geschlossen werden – nach Unternehmensangaben bereits bis Ende September 2025. Insgesamt fallen rund 1.800 Arbeitsplätze weg.

„Dies ist eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, um Überkapazitäten zu reduzieren und unsere Produktionsstruktur mit der Nachfrage in Einklang zu bringen“, teilte das Unternehmen vergangene Woche mit. Die Marktaussichten in allen Bereichen der Reifenindustrie hätten sich in den vergangenen Monaten „deutlich und rapide“ verschlechtert, sagte ein Unternehmenssprecher. „Diese Situation hat sich durch den Zuwachs von Billigimporten aus Asien weiter verschärft, die eine erhebliche Belastung für die europäischen Hersteller darstellen.“

Darüber hinaus habe der anhaltende Inflationsdruck die Herausforderungen für die Wettbewerbsfähigkeit verschärft. Die Entscheidung, Überkapazitäten abzubauen, ermögliche es Goodyear, seine Kostenstruktur zu verbessern und seine Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität langfristig zu sichern.

Goodyear ist nach eigenen Angaben einer der größten Reifenhersteller der Welt. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 74.000 Mitarbeiter und produziert in 57 Werken in 23 Ländern. In Deutschland beschäftigt Goodyear rund 5.000 Mitarbeiter.

320°/dpa

Mehr zum Thema
Neste testet Pyrolyseöl aus Altreifen
Weltwirtschaft droht durch Klimafolgen stark zu schrumpfen