Klimawandel

Die Klimakrise bedroht nicht nur Mensch und Natur, sondern auch den wirtschaftlichen Wohlstand. Am härtesten könnte es die armen Länder treffen, aber auch die Wirtschaft in Deutschland und den USA müsste erhebliche Einbußen hinnehmen.

Weltwirtschaft droht durch Klimafolgen stark zu schrumpfen


Die Weltwirtschaft droht durch die Folgen der Erderwärmung bis 2050 um rund ein Fünftel zu schrumpfen – selbst dann, wenn der Ausstoß klimaschädlicher Gase künftig drastisch reduziert wird. Am härtesten trifft es die ärmsten Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, heißt es in einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Für Deutschland und die USA sagen die Forscher ein Schrumpfen der Wirtschaft um 11 Prozent im Vergleich zu einem Szenario ohne Klimafolgen voraus.

In der am Mittwoch im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie errechnen die Forscher, dass bis 2050 Schäden in Höhe von 38 Billionen US-Dollar pro Jahr zu erwarten sind. Die Schäden wären damit sechsmal höher als die geschätzten Kosten für den Klimaschutz, um die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen.

„Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind“, schreibt Maximilian Kotz, einer der Studienautoren. „Diese Verluste werden durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur.“ Schäden durch Stürme oder Waldbrände sind dabei noch nicht berücksichtigt – sie könnten die Schadenssumme noch weiter erhöhen.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Für die Berechnung haben die Forscherinnen und Forscher Daten der vergangenen 40 Jahre aus mehr als 1.600 Regionen dahingehend ausgewertet, wie Wetterextreme das Wirtschaftswachstum beeinflusst haben. Auf Basis von Klimamodellen errechneten sie, wie sich diese voraussichtlich in den kommenden 26 Jahren wirtschaftlich auswirken werden.

Die zu erwartenden Schäden seien Folgen der bereits ausgestoßenen Treibhausgase, betonte PIK-Forscherin Leonie Wenz. Um diese abzufedern, seien Anpassungsmaßnahmen notwendig. „Zusätzlich müssen wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren – andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen“, sagte Wenz. 

Die aktuellen Berechnungen des Potsdamer Teams liegen erstaunlich nahe an den als Stern-Report bekannten Prognosen, die der Ökonom Nicholas Stern bereits vor knapp 20 Jahren im Auftrag der britischen Regierung errechnet hatte: Durch den Klimawandel drohe der Weltwirtschaft ein Rückgang um rund 20 Prozent, hieß es in der 2006 vorgelegten Studie. Das Fazit lautete schon damals: Klimaschutz ist teuer – kein Klimaschutz aber noch viel teurer.

„Die Dringlichkeit des Handelns kann nicht oft genug betont werden“, sagte Matthias Kopp vom Umweltverband WWF Deutschland der dpa. „Je länger wir zögern, desto schwieriger und kostspieliger wird es, die Folgen der Klima- und Umweltkrise abzumildern.“

320°/dpa/re

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