Branchenzahlen 2015 veröffentlicht

Noch nie sind weniger Biogasanlagen ans Netz gegangen als im vergangenen Jahr. Für dieses Jahr sieht die Prognose nur wenig besser aus. Ein Lichtblick ist jedoch der Einsatz von Gülle in Biogasanlagen. Hier gibt es Ausbaupotenzial.

Fachverband Biogas sieht Ausbaupotenzial für Gülle


Gerade einmal 150 Biogasanlagen mit einer Leistung von insgesamt 23 Megawatt sind im vergangenen Jahr neu ans Netz gegangen. Das geht aus den Branchenzahlen 2015 hervor, die der Fachverband Biogas am Mittwoch (3. August) veröffentlicht hat. Das ist der geringste Zubau seit Bestehen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000.

Wie der Fachverband mitteilt, waren unter den 150 Anlagen über 130 Güllekleinanlagen. Der restliche Zubau verteile sich auf Biomethaneinspeisung, Abfallvergärungsanlagen und landwirtschaftliche Vor-Ort-Verstromungsanlagen. Weiterer Wermutstropfen: Von der zugebauten Leistung seien nur 12 Megawatt arbeitsrelevant und erzeugten tatsächlich kontinuierlich Strom. Die restlichen 11 Megawatt seien überbaut und stünden als flexible Leistung zur Verfügung.

„Das, was wir heute an Zahlen veröffentlichen, ist das sichtbare Ergebnis des EEG 2014“, kommentierte Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas. „In der Gesamtbilanz müssten von den 150 neuen Biogasanlagen sogar noch 20 Anlagen (entspricht neun Megawatt) abgezogen werden, die 2015 stillgelegt wurden.“ Die vom Bundeswirtschaftsministerium gewünschte Entwicklung der Branche – ,mehr Biogas aus biogenen Reststoffen und aus Gülle‘ – sei damit eingetreten.


aufkommen-landwirtschaftlicher-reststoffarten (5)


Über acht Millionen Haushalte werden laut Fachverband heute schon mit Strom aus Biogas versorgt. Derzeit liege die gesamtinstallierte Leistung aller 8.856 Biogasanlagen (Stand Ende 2015) in Deutschland bei 4.018 Megawatt. Davon stünde knapp die Hälfte der (1.800 Megawatt) flexibel zur Verfügung. „Wie viele dieser Anlagen ihre Stromeinspeisung tatsächlich nach dem Bedarf im Stromnetz orientieren, bestimmt der Markt“, sagte da Costa Gomez.

Um die Anlagenbetreiber zu einer bedarfsgerechten Einspeisung zu motivieren, fordert der Hauptgeschäftsführer entsprechende Strompreissignale: hoher Preis bei großer Nachfrage und niedriger Preis bei geringer Nachfrage. Daneben könnten solche Signale die geringe Investitionsbereitschaft bei Bestandsanlagen beenden.

EEG 2017 als Chance

Die Lage für die Biogasbranche wird sich im laufenden Jahr nicht verbessern. Der Fachverband erwartet für 2016 einen zusätzliche Leistung von 26 Megawatt im Anlagenneubau, wovon 14 arbeitsrelevant sind und 12 überbaut. Wie schon 2015 basiere dieser Zubau vor allem auf Güllekleinanlagen (150) sowie Biomethan-Einspeiseanlagen. Wie der Verband betont, gebe es vor allem bei den Güllekleinanlagen noch erhebliches Ausbaupotenzial. Gerade mal ein Fünftel der anfallenden Gülle werde aktuell in Biogasanlagen vergoren.

Trotz der schwierigen Situation sieht da Costa Gomez langfristig wieder ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Ausgerechnet das viel diskutierte EEG 2017, das Anfang Juli verabschiedet wurde, soll der Branche nutzen. „Das EEG 2017 ist zwar bestimmt nicht das Gesetz, das wir uns gewünscht hätten, aber es lässt doch zumindest wieder eine Zukunftsperspektive für die Branche zu“, so da Costa Gomez. Jetzt gelte es, dort, wo es möglich ist, bestehende und neue Biogasprojekte effizient umzusetzen. „Denn nur in einem stabilen heimischen Markt wird sich der Weltmarktführer auch international behaupten können.“

Mehr zum Thema
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?