Schwache Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft wird dieses Jahr kaum wachsen, glauben führende Forschungsinstitute. Sie haben das Wachstum nochmals deutlich nach unten korrigiert. Seit der Corona-Pandemie sei die Produktivität nicht mehr gestiegen

Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum


Führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose deutlich gesenkt. Sie erwarten für das Jahr 2024 nur noch ein geringfügiges Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent. Im Herbst des Vorjahres waren die Experten noch von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,3 Prozent ausgegangen. Für das Jahr 2025 prognostizieren die Institute ein leicht verbessertes Wachstum von 1,4 Prozent, was nahezu der bisherigen Vorhersage entspricht.

Die Forschungseinrichtungen, zu denen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, das Kiel Institut für Weltwirtschaft, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle und Essen sowie das Ifo-Institut in München gehören, beschreiben die Situation der deutschen Wirtschaft als „angeschlagen“. Im Jahr 2023 verzeichnete die größte Volkswirtschaft Europas einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent. Aktuell, so die Institute, bewege sich die Wirtschaftsleistung auf einem Niveau, das kaum höher sei als vor der Corona-Pandemie. Seitdem habe die Produktivität nicht zugenommen.

Die Analyse spricht von einer „zähen konjunkturellen Schwächephase“, begleitet von nachlassenden Wachstumskräften. Auch wenn ab dem Frühjahr mit einer leichten Erholung gerechnet wird, dürfte die wirtschaftliche Dynamik insgesamt bescheiden bleiben. Im laufenden Jahr wird vor allem der private Konsum als Konjunkturmotor gesehen, während im kommenden Jahr eine stärkere Belebung durch das Auslandsgeschäft erwartet wird.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Zusätzlich zur gedämpften Wachstumsprognose machen die Wirtschaftsforschungsinstitute eine signifikante „Politikunsicherheit“ aus, die sich negativ auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen auswirke. Ein klarer wirtschaftspolitischer Kurs der Bundesregierung könnte die Investitionszurückhaltung der Unternehmen verringern, mahnen sie. Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einem Konjunkturpaket, allerdings verfolgen Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterschiedliche Ansätze.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt die getrübte Stimmung in der Wirtschaft auf verschiedene Faktoren zurück. So lägen die Energiekosten in Deutschland weiterhin deutlich über dem Niveau anderer Industrieländer; hinzu kämen hohe bürokratische Hürden, ein zunehmender Fachkräftemangel und geopolitische Unsicherheiten, die vor allem den Export belasteten. Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen sei essenziell, um private Investitionen anzukurbeln.

Ein Lichtblick ist die Entwicklung der Inflation. Nach einer Phase sehr hoher Teuerungsraten sehen die Institute nun eine Beruhigung. Für das laufende Jahr prognostizieren sie einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 Prozent und für das kommende Jahr eine weitere Abschwächung auf 1,8 Prozent.

320°/dpa/re

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