Zukunft der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung

Die Betreiber von MBA müssen sich auf verschärfte Bedingungen, weniger Input und wertloseren Output einstellen, zeigt ein Gutachten. Nach wie vor muss noch zu viel Output deponiert werden.

MBA: Nur wer umrüstet, ist zukunftsfähig


Die Zukunft der mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA) ist nicht gerade rosig: um 8 und 15 Prozent sollen die Kapazitäten bis zum Jahr 2025 sinken. Zu diesem Fazit kam Dirk Briese, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Trendresearch auf der Regionalversammlung der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) vergangene Woche in Hannover. Bei seiner Vorstellung des Gutachtens „Zukunft der MBA im Abfallmarkt Deutschland“ wird klar: Die derzeit 39 MBA mit einer Kapazität von 5,1 Millionen Tonnen müssen umrüsten und ihre Kapazität verringern, um am Markt künftig bestehen zu können.

Dabei sind es mehrere Aspekte, die laut Trendresearch dafür sorgen, dass die Anlagen immer weniger ausgelastet und rentabel sind. So verschärfen die immer weniger werdenden Restmüllmengen den Wettbewerb massiv. Hinzu kommt, dass mit abnehmender Auslastung die spezifischen Behandlungskosten steigen. Außerdem wird durch die Einführung der Biotonne der Organikanteil immer mehr sinken. Letztlich wird die Wertstofftonne dem MBA-Input vor allem Metalle entziehen. Durch das Fehlen der Wertstoffe wird dann auch der Output unrentabler.

Darüber hinaus gebe es hohe Anforderungen nach der Bundesimmissionsschutzverordnung, weil die Werte für MBA strenger seien als für Müllverbrennungsanlagen (MVA), erklärt Briese. Zwar betont er, dass die MBA die Abgaswerte einhalten, aber es komme aufgrund technischer Probleme häufig zu höheren Instandhaltungskosten als ursprünglich kalkuliert wurde.

Hohe Outputmengen

Viele MBA haben inzwischen eine Betriebszeit von rund 15 Jahren erreicht. Nach dieser Zeit stellt sich in der Regel die Frage, ob es sich lohnt, in die Anlage neu zu investieren oder Kapazitäten vom Markt zu nehmen. Zusätzlich bekommen die Betreiber immer wieder Gegenwind aus der Bevölkerung. Auch die Politiker seien keine Hilfe: Die Parteien verfolgen keine einheitliche Linie, was die Wahl der Entsorgungstechnologien angeht, sagt Briese.

Ein weiteres Problem sieht Briese darin, dass nach der Behandlung in der MBA vergleichsweise hohe Outputmengen beseitigt werden müssen. Wie der Trendresearch-Vertreter vorrechnet, wurden im Jahr 2012 rund 4,3 Millionen Tonnen Abfälle in den MBA behandelt. Der Output betrug etwa 3,6 Millionen Tonnen. Davon wurde etwa 67 Prozent verwertet, 2 Prozent wurden unter „Sonstiges“ aufgeführt. Die restlichen 31 Prozent – rund 1,1 Millionen Tonnen – fielen demnach zur Beseitigung an.

Im Vergleich resultiert bei Müllverbrennungsanlagen aus einem Input von 20,2 Millionen Tonnen nur ein Output von 6,2 Millionen Tonnen, erklärt Briese. Davon könnten aber knapp 92 Prozent verwertet werden – zur Beseitigung fallen also lediglich 6 Prozent des Outputs an. Sowohl das stoffliche als auch das energetische Potential des Abfalls werde in MBA geringer genutzt als in MVA, resümiert er.

Stärke der MBA ausspielen

Um den Veränderungen und Trends zu folgen, sollten die Anlagenbetreiber eine Stärke der MBA ausspielen, empfiehlt der Marktforscher. Nämlich die Möglichkeit, flexibel auf geänderte Anforderungen zu reagieren. Das können Teilstillegungen, Umrüstungen und Optimierungen der ganzen Anlage mit beispielsweise einer Vergärungsstufe oder einer Abscheidetechnik und/oder die Optimierung einzelner Komponenten und Prozesse sein. Darunter fallen zum Beispiel Energiekosteneinsparungen. Und dennoch: An den prognostizierten Kapazitätsverringerungen von 8 bis 15 Prozent bis 2025 werde auch das nichts ändern.

Dem durchaus düsteren Bild wiederspricht der Geschäftsführer des Ingenieurbüros für Abfallwirtschaft und Energietechnik in Hannover (iba GmbH), Ketel Ketelsen, zumindest in Teilen. Nach seinen Angaben deponieren MBA heute nur noch 20 Prozent des Inputs, nicht 31 Prozent, wie Briese angibt. Außerdem hätten MBA den Vorteil, dass sie auch als Sortieranlagen oder Verwertungsanlagen für biologische Abfallströme genutzt werden könnten.

© 320°/ek | 26.03.2015

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