Neue Pilotanlage

In den kommenden Wochen wird eine neue Pilotanlage getestet. Ihr Ziel: Die industrielle Verwertung von Ammonium aus Gärresten und Trübwässern. Das Verfahren soll sich besonders für Biogas- oder Kläranlagen mit hoher Stickstofffracht aus Co-Substraten eignen.

Verfahren gewinnt Ammonium aus Gärresten


An der Montanuniversität Leoben in Österreich wurde vor kurzem eine neue Pilotanlage zur Abwasserreinigung eingeweiht. Sie basiert auf einem neuen, vom Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes (VTIU) entwickelten Verfahren. Die mobile Pilotanlage, welche in einem 20-Fuß-Container aufgebaut wurde, wird in den kommenden Wochen an die Kläranlage Knittelfeld übersiedelt und dort erstmals im praktischen Einsatz erprobt.

Im Rahmen des dreijährigen Forschungsprojekts „ReNOx“ arbeitet der Lehrstuhl am Einsatz von Biogas und Gärresten bei der Zementproduktion. Das „Ionentauscher-Loop-Stripping“ genannte Verfahren zielt auf die Rückgewinnung und industrielle Verwertung von Ammonium aus Gärresten und Trübwässern ab und wurde vom Projektleiter Markus Ellersdorfer im Rahmen seiner Dissertation entwickelt. Es verbindet einen Ionenaustauschprozess an natürlichem Zeolith mit simultaner Strippung der Regenerationslösung.

Industrielle Nutzung

„Das Verfahren eignet sich besonders für Biogas- oder Kläranlagen mit hoher Stickstofffracht aus Co-Substraten, in denen es entweder zu vermehrten Kosten durch die Stickstoffrückbelastung oder zu Limitierungen bei der Gärrestausbringung auf landwirtschaftliche Flächen kommt“, so Ellersdorfer. In landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen könnten dadurch die Überdüngung und die Ausmaße der Nitratauswaschung ins Grundwasser bzw. Ammoniakverluste reduziert werden.

Darüber hinaus könne das gewonnene Ammonium industriell genutzt beziehungsweise Produkt verkauft werden. Insgesamt könnten somit die Abwasserreinigung, die Biogaserzeugung und die Grundstoffindustrie zu einem ökonomisch und ökologisch vorteilhaften Gesamtsystem verbunden werden, betonen die Wissenschaftler.

Das Projekt „ReNOx“ ist im Forschungsbereich „Renewable Materials Processing“ angesiedelt, welcher in den letzten Jahren von Ellersdorfer am Lehrstuhl neu aufgebaut wurde. Partner im Projekt „ReNOx“ sind Christof Industries, Lafarge sowie der AWV Knittelfeld und Umgebung, die BOKU Wien, das Energieinstitut an der JKU Linz und der Lehrstuhl für Rohstoffmineralogie der MUL. Das Projekt wird im Programm „Produktion der Zukunft“ durch die FFG gefördert und läuft noch bis Mitte 2017.

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