Schlackeaustrag

In der Feinfraktion der Müllverbrennungsschlacke stecken noch Metalle, die in vielen Fällen verloren gehen. Tests mit einem neuen Verfahren zeigen jedoch, dass die Metalle zurückgewonnen werden können. Dafür wird die trockene Austragung der Schlacke mit der nassen kombiniert.

Neue Hybridtechnologie für MVA-Schlacke


Die Frage, ob die bei der Müllverbrennung anfallende Schlacke besser trocken oder nass ausgetragen wird, beschäftigt die Branche schon seit einiger Zeit. Das Schweizer Technologieunternehmen Hitachi Zosen Inova (HZI) hat nun ein Verfahren vorgestellt, das beides kombiniert. Es hört auf den Namen ‚Grate for Riddlings’ und soll die Metallrückgewinnungsraten aus der Schlacke deutlich erhöhen.

Die Methode fokussiert laut HZI auf die Feinfraktion kleiner 10 Millimeter, die etwa 40 Prozent der Schlacke ausmacht. Bislang fiel diese Fraktion größtenteils den Abbindereaktionen mit inerten Mineralien zum Opfer. Dabei weist diese Fraktion einen besonders hohen Metallanteil auf. Untersuchungen von HZI zeigen, dass in einer Tonne Schlacke (Fraktion 1 bis 5 Millimeter) noch rund acht Kilogramm leichte und rund sechs Kilogramm schwere NE-Metalle stecken.

Erst trocken, dann nass

Um an diese NE-Metalle, etwa Aluminium und Kupfer heranzukommen, setzt das HZI auf eine Art Sieb-Rost (Grate for Riddling). Dieser ermögliche, die feine Fraktion direkt vom Rost abzuziehen und die Partikel größer 10 Millimeter weiterhin nass auzutragen, erklärt HZI. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Verbrennungsrost sei der Sieb-Rost hierzu in der letzten Rostzone modifiziert.

In der Folge fallen die Feinpartikel durch schmale Ritzen mit definierter Breite zwischen den Rostelementen. Aufgefangen wird das Material anschließend in einen Unterbau, der durch eine präzise Installation von Klappen staubdicht ist. Unterstützt wird dieser Prozess mittels mechanischer Vor- und Rückbewegungen sowie spezieller ‚Abweiser’ auf dem Rost.

Zu guter Letzt wird die ausgesiebte Feinfraktion ausgetragen und kann weiterverarbeitet werden. Der Austrag der Rostaschefraktion größer 10 Millimeter läuft über den bestehenden Nassaustrag.


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Grate for Riddlings: Sieb-Rost für höhere Metallausbeute; Foto: HZI

HZI testet den ‚Grate for Riddlings’ bereits seit August 2015 in der Kehrichtverbrennungsanlage Emmenspitz in Zuchwil. Hierbei werden laut HZI 30 Prozent der gesamten Schlacke als Feinfraktion abgesiebt. „Die Ergebnisse sind hocherfreulich und zeigen, dass sich die jahrelange Arbeit gelohnt hat“, sagt Helen Gablinger, Leiterin der Forschungsabteilung bei HZI. Man arbeite daran, diese Werte durch eine noch höhere Abscheideeffizienz weiter zu verbessern.

Gablinger zeigt sich zudem erfreut, dass die Feuerung durch das neue System nicht gestört werde. Der Betreiber habe die gewohnte hohe Verfügbarkeit des Rostes bestätigt. Darüber hinaus hebt das Unternehmen die hohe Qualität der zurückgewonnenen Metalle hervor. Leichte wie schwere NE-Metalle seien direkt verwertbar.

Ob sich die Technik künftig rechnet, lässt sich nicht genau vorhersagen. Entscheidend sind sicherlich die Kapazität der Anlage und der Metallgehalt der Schlacke. Darüber hinaus dürfte der Metallpreis eine wesentliche Rolle spielen.

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