Neue Trends

Wein in Aluminiumdosen, einer Bag-in-Box oder in Papierflaschen – die Weinflasche aus Glas bekommt Konkurrenz. Dahinter verbergen sich ökologische Gründe, aber auch ökonomische. Der neuste Clou: Wein in der bewährten 0,5-Liter-Bier-Pfandflasche.

Die neuen Verpackungsalternativen für Wein


Die Weinwelt steht an der Schwelle zu einer Verpackungsrevolution. Davon ist zumindest die Messe Düsseldorf überzeugt, die vom 19. bis 21. März die Weinmesse „ProWein“ ausrichtet. „So selbstverständlich heute Schraubverschlüsse den guten alten Korken auf vielen Weinflaschen abgelöst haben, so selbstverständlich werden in wenigen Jahren Alternativen zur Weinflasche aus Glas sein.“

Die Alternativen, die sich da anbahnen, sind vielfältig: Bag-in-Box, Weinschlauch, PET, recycelbare Aluminiumdosen oder sogar Weinflaschen aus Papier sind auf dem Vormarsch. Ebenfalls neu auf dem Markt: Wein in Pfandflaschen – und das deutschlandweit.

Die Gründe für diesen „Mega-Trend“ sind nach Angaben der Messegesellschaft sowohl ökologischer als auch ökonomischer Natur. So reduziere beispielsweise eine 3 Liter-Bag-in-Box, verglichen mit den entsprechenden vier Standard-750-ml-Glasflaschen, den CO2-Fußabdruck um 84 Prozent. Hinzu komme die CO2-Einsparung beim Transport und in der Gesamtbetrachtung eine Kostenreduktion, sodass der Wein günstiger angeboten werden kann.

Auch der Ukraine-Krieg verstärkt den Trend. Denn die wachsenden Energiekosten haben die Kosten für Weinflaschen aus Glas erhöht. „Je nach Land stiegen sie von 30 Prozent auf bis über 100 Prozent – falls überhaupt eine ausreichende Menge von Weinflaschen auf dem Markt verfügbar ist“, erklärt die Messegesellschaft.

USA: Großer Zuwachs für Wein-Aluminiumdosen

In Skandinavien ist die Bag-in-Box-Wein bereits weit verbreitet, weil deutsche Spitzenerzeuger wie Dönnhoff, Maximin Grünhaus und Leitz oder auch Anbieter wie die Weinspezialisten MEJS bereits mit an Bord sind. „Von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert, hat sich das Angebot von deutschen Weinen im Bag-in-Box-Verfahren in letzter Zeit vergrößert“, meint die Messe Düsseldorf. Führende Händler wie Jacques Weindepot und Rindchen’s Weinkontor hätten die Marktlücke und die Vorteile erkannt. „Die neue 3-Liter-Bag-in-Box ist schmal genug, um in die Kühlschranktür zu passen und breit genug, um Verpackungsdesigner zu inspirieren.“

Auch die Aluminiumdose könnte sich ihren Weg Weinbehälter bahnen: In den USA gab es in den vergangenen Jahren einen großen Zuwachs bei Wein und weinhaltigen Getränken in recycelbaren Aluminiumdosen.

Demgegenüber habe man sich in großen Teilen Europas dafür entschieden, in Bars und Restaurants Wein aus Edelstahl-Mehrwegfässern (Kegs) im offenen Ausschank anzubieten. Der Weinhändler Miguel Torres habe vor kurzem seinen roten Rio Claro Organic Carmenère in der Packamama PET-Flasche beim staatlichen schwedischen Alkoholmonopolisten Systembolaget eingeführt. Dabei handele es sich um eine flache Flasche, die zu 100 Prozent aus recyceltem PET besteht und für eine Wiederverwendung konzipiert ist, erklärt die Messegesellschaft. Dies sei zwar keine grundlegend neue Technologie, sage aber viel über die neue und dringend benötigte Offenheit für Alternativen aus.

Pfandsystem für Wein

Einen anderen Weg geht die neu gegründete Wein Mehrweg eG aus Württemberg: Die Genossenschaft, die aktuell zwölf Mitglieder hat, stellt auf der Messe „ProWein“ das bundesweit erste 0,75-Liter-Mehrweg Pfandsystem für Wein vor. Diese Flasche kann den Angaben zufolge bis zu 50-mal befüllt werden.

Die Gründungsmitglieder sind ausschließlich Württemberger Weingärtnergenossenschaften – was kein Zufall ist. Denn dort gibt es – bundesweit einmalig – bereits seit Jahrzehnten ein funktionierendes Mehrwegsystem für 1-Liter-Flaschen. Auch das Bioland Weingut Ansgar Galler aus der Pfalz setzt auf das Pfandsystem und wird es auf der ProWein erstmal präsentieren. Der besondere Clou hier: Der Wein wird in die bewährte 0,5-Liter-Bier-Pfandflasche abgefüllt und ist damit schon Teil des deutschlandweiten Pfandsystems.

320°/dpa/re

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