Stahlindustrie

Wer klimafreundlichen Stahl produziert, soll das künftig auch zeigen können. Dafür gibt es ein neues Kennzeichnungssystem, das eine Skala von A bis E vorsieht. Die Kennzeichnung soll europaweit eingeführt werden.

Neue Kennzeichnung für CO2-armen Stahl


Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gemeinsam mit Branchenvertretern ein neues Kennzeichnungssystem für klimafreundlichen Stahl vorgestellt. Die neue Kennzeichnung „Low Emission Steel Standards (LESS)“ sei „ein wichtiger und begrüßenswerter Vorstoß der deutschen Stahlindustrie für nachhaltige Standards und mehr Vergleichbarkeit bei den Transformationsanstrengungen“, sagte Habeck am Montag bei einer Veranstaltung auf der Hannover Messe. Das Label sei wichtig, um sowohl Transparenz als auch Anreize für eine klimafreundliche Produktion zu schaffen, so der Grünen-Politiker.

„Die Stahlindustrie ist im Bereich der Industriesektoren, einer der Hauptemittenten von CO2“, sagte der Vizekanzler. Nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl verursacht die Branche jährlich 55 Millionen Tonnen CO2. Damit sei sie für ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen der deutschen Industrie verantwortlich.

Das Kennzeichnungssystem sieht eine stufenförmige Skala von A bis E vor. Dabei steht E für konventionellen Hochofenstahl und A für besonders CO2-armen Stahl. So lässt sich vergleichen, wie viel CO2 bei der Stahlproduktion freigesetzt wird. An der Entwicklung des Labels waren nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl mehr als
60 Vertreter aus der Politik, Industrie sowie Wissenschaft beteiligt. Ziel sei es, das neue Label europaweit einzuführen.

Standard vereint beide Routen der Stahlproduktion

„LESS ist der erste Standard in einem der größten stahlproduzierenden Länder der Welt, der beide Routen der Stahlproduktion hinter sich vereint: Sowohl die konventionelle Hochofenroute im Übergang zu CO2-armen wasserstoffbasierten Produktionsverfahren als auch die heute schon CO2-arme schrottbasierte Elektrostrahlproduktion“, erklärt die Wirtschaftsvereinigung. LESS ermögliche einen Vergleich der Dekarbonisierungsanstrengungen beider Routen.

„Ziel von LESS ist, diese Transformation zur Klimaneutralität mit marktwirtschaftlichen Mitteln zu beschleunigen“, so der Verband. „LESS macht sowohl den aktuellen Stand der Transformation als auch die unternommenen transformativen Anstrengungen auf dem Weg zur Herstellung von „Near-Zero“-Stahl über alle Prozessrouten sichtbar und damit marktfähig. Diejenigen, die mit Investitionen in klimaneutralen Stahl mutig vorangehen, können so am Markt belohnt werden.“

Der Umweltverband Germanwatch begrüßte den Vorstoß. Die Industrie zeige, dass sie es mit dem Wandel ernst meine. „Jetzt muss die Politik weitergehende Instrumente für die Entstehung grüner Leitmärkte implementieren“, sagte Tilman von Berlepsch, Referent für klimaneutrale Industrie bei Germanwatch. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen seien nötig, um die Verwendung des neuen Labels im Bau und in der Automobilindustrie zum Standard zu machen.

320°/dpa

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