Forschungsprojekt

Lithium gilt als einer der wichtigsten Rohstoffe für Batterien von Elektroautos. Wissenschaftler wollen den Stoff nun auch in Norddeutschland gewinnen. In der Lüneburger Heide startet ein Testprojekt.

Wissenschaftler starten Lithiumgewinnung in der Lüneburger Heide


Lithium für Elektroautobatterien soll künftig auch in der Lüneburger Heide abgebaut werden. In Eimke (Landkreis Uelzen) hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) damit begonnen, den Rohstoff aus Tiefenwasser zu gewinnen – zunächst nur in kleinen Mengen zu Forschungszwecken. Der hohe Lithiumgehalt von 192 Milligramm pro Liter sei vielversprechend, teilte die Behörde am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin an der Bohrung Horstberg mit. Nun soll untersucht werden, wie der Rohstoff am besten aus dem Wasser gefiltert werden kann.

„Die BGR führt als erste Forschungseinrichtung überhaupt Versuche zur Gewinnung von Lithium aus Tiefenfluiden in Norddeutschland durch“, erklärt BGR-Präsident Ralph Watzel. Das Potenzial sei vielversprechend. Für das Forschungsprojekt wird in einem Bohrloch
150 Grad heißes Wasser aus 3.800 Metern Tiefe an die Oberfläche gefördert. Die Wissenschaftler wollen dabei untersuchen, wie effektiv sich das Lithium aus dem Tiefenwasser lösen lässt und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Rohstoff für bis zu 10.000 E-Auto-Batterien pro Jahr

Die Menge, die dabei gewonnen wird, ist noch überschaubar. In dem zunächst auf drei Wochen angelegten Erprobungsbetrieb werde man am Ende 40 bis 100 Gramm Lithium gewinnen, sagte Projektleiter André Stechern. „Aber das reicht für die Laboruntersuchung völlig.“ Das Potenzial, dass man mit größeren Anlagen ausschöpfen könnte, sei aber gewaltig, fügte Stechern hinzu. „Hier könnte man ungefähr 250 bis 500 Tonnen Lithiumcarbonat-Äquivalent pro Jahr gewinnen“, so der BGR-Experte. „Das entspricht etwa der Menge, die benötigt wird für 5.000 bis 10.000 E-Auto-Batterien.“

Für das Vorhaben nutzt die BGR eine alte Bohrstelle einer erfolglosen Gassuche, die die Behörde seit 20 Jahren als Forschungsbohrung nutzt, bisher vor allem für die Geothermieforschung. Nun soll hier versuchsweise auch Lithium gefördert werden.

Ähnliche Projekte gibt es im Oberrheingraben. In Landau (Pfalz) ging Ende 2023 eine erste Pilotanlage zur Lithiumgewinnung aus Tiefenwasser in Betrieb – als Vorstufe für eine industrielle Nutzung ab 2026. Im sächsischen Erzgebirge gibt es Pläne, das Lithium dort im klassischen Bergbau direkt aus dem Gestein zu fördern. Im Norddeutschen Becken von der Ems bis Rostock seien die Lithiumgehalte noch deutlich höher als am Oberrheingraben, erklärte BGR-Präsident Watzel.

Steigende Nachfrage

Lithium wird vor allem in Lithium-Ionen-Akkus verwendet, wie sie beispielsweise in Smartphones und Elektroautos zum Einsatz kommen. Wegen der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos rechnet die BGR in den kommenden Jahren mit einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage. Bisher ist Deutschland auf Importe angewiesen, die wichtigsten Lieferländer sind Chile, Australien und China, wo der Stoff im Bergbau oder in großen Salzseen gewonnen wird.

Mit einer Lithiumgewinnung in Deutschland könnte die Abhängigkeit von solchen Importen verringert werden, hofft die BGR. Die Menge, die in Deutschland insgesamt gewonnen werden könnte, wird allerdings nicht ausreichen, um den steigenden Bedarf zu decken. Zusammen mit dem Recycling könnten sie nach Einschätzung der BGR aber einen wichtigen Beitrag leisten, um unabhängiger von Importen zu werden.

320°/dpa

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