Globale Erwärmung

Wie viel Schnee wird es künftig noch geben? Und reicht das aus für den Skitourismus? In europäischen Skigebieten macht sich die Klimakrise schon jetzt bemerkbar. Künftig dürfte es noch schlimmer werden.

Klimakrise trifft Europas Skigebiete


Der Klimawandel wird drastische Folgen für den europäischen Skitourismus haben. Forscher des Centre National de Recherches Météorologiques in Grenoble haben errechnet, für welche Skigebiete es wahrscheinlich besonders kritisch wird. Bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau werde es bei der Hälfte der Skigebiete in 28 europäischen Ländern ein sehr hohes Risiko für Schneemangel geben, prognostiziert das Expertenteam im Fachjournal «Nature Climate Change».

Bei einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad wären der Analyse zufolge rund ein Drittel (32 Prozent) der Skigebiete Europas stark gefährdet. Dieser Anteil könne durch Beschneiung, also die Nutzung von Schneemaschinen, auf 14 bis 26 Prozent begrenzt werden. Allerdings geht eine Reihe von Klimaexperten davon aus, dass eine Begrenzung auf 1,5 Grad selbst bei sofortigen größten Anstrengungen kaum mehr zu erreichen wäre.

Skitourismus dürfte zurückgehen

Noch drastischer fallen die Ergebnisse aus, wenn die Erderwärmung auf vier Grad zunehmen würde. Dann hätten praktisch alle Skigebiete ein sehr hohes Risiko einer unzureichenden Schneelage. Schon bei drei Grad gäbe es in allen Skigebieten in den deutschen Alpen keinen natürlichen Schnee mehr.

Europa gilt als der bedeutsamste Standort für den Skisport: Etwa die Hälfte aller Skigebiete weltweit liegen hier. Über 80 Prozent der Skigebiete haben mehr als eine Million Nutzer pro Jahr.

Die Forscher warnen, dass der Klimawandel sich noch weiter beschleunigen werde, wenn der Skitourismus mithilfe künstlicher und energieintensiver Beschneiung am Laufen gehalten wird. Von daher sei es fraglich, ob CO2-intensive Tourismusaktivitäten wie der Skitourismus mit dem Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad vereinbar sei. Hinzu komme, dass Kunstschnee-Pisten inmitten einer grünen Umgebungslandschaft wenig attraktiv auf Touristen wirken dürften.

In einem Kommentar zur Studie schreibt Paul Peeters von der Breda University of Applied Sciences (Niederlande), dass davon auszugehen ist, dass Größe und Zahl der europäischen Skigebiete infolge der in den meisten Berggebieten schwindenden Schneedecke abnehmen werden. Für viele betroffene Gebirgsregionen könne ein Umschwenken auf andere Formen des Tourismus sinnvoller sein, sowohl in wirtschaftlicher als auch ökologischer Hinsicht.


Link zur Studie:

Climate change exacerbates snow-water-energy challenges for European ski tourism

320°/dpa/re

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