Schleswig-Holstein

Wichtiger Schritt für die europäische Batterieindustrie: Die EU-Kommission hat Beihilfen für den Bau einer Batteriefabrik des schwedischen Unternehmens Northvolt in Schleswig-Holstein genehmigt. Auch eine Recyclinganlage ist geplant.

EU genehmigt Förderung für Northvolt-Batteriefabrik


Eines der größten Industrieprojekte in Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten rückt näher. Die EU-Kommission hat am Montag die geplanten deutschen Beihilfen für den Bau einer Batteriefabrik für Elektroautos bei Heide genehmigt. Damit können Bund und Land das Projekt des schwedischen Unternehmens Northvolt mit insgesamt 902 Millionen Euro unterstützen. „Ich bin sehr, sehr froh, dass dies heute geschieht“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei der Verkündung der Entscheidung in Brüssel.

„Die positive Beihilfeentscheidung der EU-Kommission ist nicht nur wegweisend für das Ansiedlungsvorhaben von Northvolt in Heide, sondern für die europäische Batteriezellindustrie insgesamt“, sagte ein Northvolt-Sprecher. „Wir warten nun auf die kommunalen Beschlüsse im Rahmen des laufenden Bauleitplanverfahrens.“

Die IG Metall begrüßte die Genehmigung. „Wir freuen uns über die Entscheidung der EU-Kommission, mit der Industrie in Europa gesichert wird. Mit der Förderung von Bund und Land sind die Weichen für gute, tarifliche Arbeit in einer Zukunftsindustrie gestellt“, sagte der Bezirksleiter der größten deutschen Gewerkschaft, Daniel Friedrich.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Die Bedeutung des geplanten Werkes geht weit über Norddeutschland hinaus. Das geplante Werk ist Teil der Strategie der EU-Kommission, unabhängiger von Zulieferern aus Asien zu werden. Hohe Marktanteile haben beispielsweise die südkoreanischen Elektronikkonzerne LG und Samsung sowie der chinesische Konzern CATL, der seit rund einem Jahr auch in einem Werk in Thüringen produziert.

Die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager verkündete die Genehmigung gemeinsam mit Habeck. „Diese Maßnahme im Umfang von 902 Millionen Euro ist die erste Einzelbeihilfe, die genehmigt wurde, um zu verhindern, dass eine Investition in ein Land außerhalb Europas verlagert wird“, sagte Vestager. Sie ermögliche es Deutschland, den Bau des Werks zu unterstützen. „Damit wird unter Wahrung fairer Wettbewerbsbedingungen im Binnenmarkt ein wichtiger Beitrag zu den ehrgeizigen Klimazielen Europas geleistet.“

Northvolt-Chef Peter Carlsson hatte zwischenzeitlich signalisiert, dass sich der Bau in Heide verzögern könnte. Als Gründe nannte er die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA. Deshalb könnte sich das Unternehmen zunächst dort ansiedeln.

Recyclinganlage für Altbatterien

Northvolt will in der Fabrik im Kreis Dithmarschen ab 2026 Batteriezellen für Elektroautos produzieren. Die 4,5 Milliarden Euro teure Investition soll 3.000 Arbeitsplätze schaffen. Das Unternehmen habe bereits rund 100 Millionen Euro aus eigenen Mitteln in das Bauvorhaben in Heide investiert, heißt es aus dem Umfeld des Projekts. Parallel soll eine Anlage zum Recycling von Altbatterien aus ausrangierten Elektroautos entstehen.

Bund und Land fördern das Projekt mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen rund 564 Millionen Euro auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf das Land.

320°/dpa

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