Produktionsrückgang

Im vergangenen Jahr ist die Kunststoffproduktion in Deutschland zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen. In diesem Jahr dürfte es nicht besser werden, meinen Branchenvertreter. Die Produktion werde 25 Prozent unter dem Niveau von 2022 liegen.

Kunststofferzeuger beklagen „schwerste ökonomische Krise“


Schwierige Zeiten für die kunststofferzeugende Industrie in Deutschland: Auch das vergangene Jahr lief schlecht. Der Umsatz brach gegenüber 2022 um 21,9 Prozent ein, die Nachfrage nach Kunststoffen ging um 16 Prozent zurück. Und hohe Produktionskosten aufgrund gestiegener Arbeitskosten und hoher Energiepreise belasteten die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

„Dies ist ohne Frage die schwerste ökonomische Krise seit dem Bestehen unserer Industrie“, sagte Ralf Düssel, Chef des Branchenverbands PlasticsEurope, am Donnerstag in Frankfurt. Der Verband erwartet vorerst keine Besserung. „Wir gehen derzeit davon aus, dass die Produktion auch in diesem Jahr stagniert und rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2022 bleibt.“

Stellenabbau und Kostenanpassungen

Inzwischen reagierten auch die Unternehmen auf die schwierigen Rahmenbedingungen. „Wir beobachten vermehrt Spar- und Effizienzmaßnahmen in den Unternehmen“, sagte Düssel. „Große Chemie- und Kunststofffirmen mussten bereits Stellen abbauen oder haben in den vergangenen Wochen substanzielle Struktur- und Kostenanpassungen angekündigt.“

Die Kunststofferzeuger hoffen nun auf positive Effekte durch das geplante Wachstumschancengesetz und die anstehende Vergabe von Klimaschutzaufträgen. Die deutsche und europäische Kunststoffindustrie habe derzeit einen Technologievorsprung gegenüber anderen Regionen der Welt, den es auszubauen gelte, sagt Verbandshauptgeschäftsführer Ingemar Bühler. „Deshalb ist es wichtig, dass die Investitionen in innovative Technologien gehen, wie den Ausbau mechanischer und chemischer Recyclingverfahren sowie alternativer Kohlenwasserstoffquellen“, sagte er.

Plastics Europe verspricht sich auch Impulse von der geplanten EU-Verpackungsverordnung. Die Einigung zwischen Europaparlament und EU-Rat enthalte gute Marktanreize, um die Nachfrage nach Rezyklaten zu steigern, sagte Bühler. Die geplanten Rezyklateinsatzquoten, die auch für Lebensmittelverpackungen gelten sollen, würde auch zusätzliche Investitionsanreize für das chemische Recycling schaffen.

Hoffen auf Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie

Hoffnungen setzt der Verband nicht zuletzt auch in die von der Bundesregierung angekündigte Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Die Kunststofferzeuger fordern hierfür unter anderem verbindliche Rezyklateinsatzquoten, die Erschließung alternativer Rohstoffquellen, beispielsweise aus biobasierten Rohstoffen, chemisch recycelten Materialien und CO2 sowie verbindliche Vorgaben zum Design for Recycling.

Nach Verbandsangaben steht der öffentliche Beteiligungsprozess zur Kreislaufwirtschaftsstrategie kurz vor dem Abschluss. Der letzte Runde Tisch sei für April geplant, sodass die Strategie im Sommer veröffentlicht werden könnte.

320°/re

Mehr zum Thema
Alpla mit Weinflasche aus PET – und bald auch aus rPET
BDE fordert EU-Agentur für Kreislaufwirtschaft
Furcht vor Dosenpfand an der deutsch-dänischen Grenze
„Der nachhaltigste Bürostuhl aller Zeiten“
Novelle des ElektroG: Verbände fordern mehr Mut
„So verringert sich der Abfall nicht“
Hündgen liefert PET-Abfälle an Carbios
Umweltministerium legt Novelle des ElektroG vor
Chemisches Recycling: 40 Anlagen in Betrieb, über 100 in Planung
UN-Umweltchefin sieht Fortschritte auf Weg zu Plastikabkommen
Erstes öffentliches Gebäude mit Carbonbeton
Tomra wird OMV und Borealis beliefern