Verhandlungen in Ottawa

Ein weltweites Abkommen soll die Plastikverschmutzung eindämmen. Noch wird über den Text verhandelt. Doch es gibt Fortschritte. Bis Ende des Jahres soll das Abkommen unterschriftsreif sein.

UN-Umweltchefin sieht Fortschritte auf Weg zu Plastikabkommen


Die Leiterin des UN-Umweltprogramms (Unep), Inger Andersen, sieht die Verhandlungen über ein weltweites Plastikabkommen nach der vierten Verhandlungsrunde im kanadischen Ottawa auf einem guten Weg. „Die Arbeit ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen“, sagte sie am Dienstag. „Die Plastikverschmutzungskrise verschlingt weiterhin die Welt und wir haben nur noch wenige Monate bis zur 2022 vereinbarten Frist am Jahresende.“

Während der Verhandlungen hatten die mehr als 2.500 Delegierten unter anderem über Emissionen, Abfallmanagement und problematische oder vermeidbare Kunststoffe beraten. Die nächste Verhandlungsrunde (INC-5) ist für November im südkoreanischen Busan geplant.

„Wir sind nach Ottawa gekommen, um den Text voranzutreiben, und in der Hoffnung, dass sich die Mitglieder auf die zwischen den Sitzungen erforderliche Arbeit einigen würden, um vor INC-5 noch größere Fortschritte zu erzielen. Wir verlassen Ottawa, nachdem wir beide Ziele erreicht haben und einen klaren Weg vor uns haben, um in Busan ein ehrgeiziges Abkommen abzuschließen“, sagte Andersen.

Lemke zeigt sich zufrieden

Der Exekutivsekretär des Verhandlungskomitees, Jyoti Mathur-Filipp, sprach von Kompromissbereitschaft und Engagement in den Verhandlungen. „Dies ist mehr als ein Prozess, es ist die Erfüllung des Engagements, künftige Generationen vor der globalen Geißel der Plastikverschmutzung zu bewahren.“

Auch Bundesumweltministerium Steffi Lemke (Grüne) zeigte sich zufrieden mit den Verhandlungen. „Als G7 wollen wir mit unserer Erklärung ein starkes und klares Signal senden, dass die Verhandlungen für ein globales Plastikabkommen bis zum Ende des Jahres abgeschlossen werden sollen“, erklärte sie. „Wir haben als Industrieländer eine besondere Verpflichtung, die Auswirkungen der massiven Verschmutzungskrise einzudämmen. Als G7-Staaten bekennen wir uns dazu, die globale Plastikproduktion und den globalen Plastikkonsum zu reduzieren.“

In vielen zentralen Fragen müssten sich die Staaten aber noch annähern, betonte Florian Titze von der Naturschutzorganisation WWF. „In Ottawa wurden zwar Fortschritte am Abkommenstext erzielt, aber die zentrale Frage, ob es verbindliche oder freiwillige Regeln geben soll, ist weiter offen.“ Es sei daher ein wichtiges Signal der Entschlossenheit, dass Deutschland gemeinsam mit Ghana, Ecuador und Kanada zusätzlich eine Ministerkonferenz zu Plastik initiieren wolle, um den Verhandlungen weiteren politischen Schub zu geben.

320°/dpa/re

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