Neues Verfahren

Ein neues Verfahren bietet für Schmutzwasser aus Biogas-, Klär- oder Industrieanlagen eine interessante Alternative. Die Prozesswässer werden genutzt, um Wasserstoff herzustellen. Durch die Mischung mit Biogas entsteht ein Kraftstoff für Fahrzeuge.

Aus Schmutzwasser wird umweltfreundlicher Kraftstoff


Das Berliner Technologie-Unternehmen Graforce hat vergangene Woche ein Verfahren vorgestellt, mit dem Abwasser in einen umweltfreundlichen Kraftstoff für Fahrzeuge umgewandelt werden kann. Dafür setzt das Unternehmen das selbst entwickelte Plasmalyse-Verfahren ein.

Bei der Plasmalyse wird Schmutzwasser, das beispielsweise bei Produktionsprozessen in Biogas-, Klär- oder Industrieanlagen anfällt, mithilfe von elektrischem Strom in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten – ähnlich der Elektrolyse. Anschließend wird der so gewonnene Wasserstoff mit Biogas gemischt, und es entsteht E-Gas, das als Kraftstoff in Erdgasfahrzeugen sowie als Brennstoff in Blockheiz- und Gaskraftwerken eingesetzt werden kann.

Da für das Verfahren regenerativer Strom genutzt wird, sei die Wasserstoff-Herstellung vollständig klimaneutral und schadstofffrei, erklärt Graforce. Dasselbe gelte für die anschließende Verwendung des Wasserstoffs. Die Schadstoffemissionen der Fahrzeuge (CO2, CO, HC) würden dadurch um 30 bis 60 Prozent reduziert. Der Stickoxid-Ausstoß sinke ebenfalls um bis zu 60 Prozent.

Auch während des Verfahrens entstehe kein schädliches Abfallprodukt, sondern wiederum nur gereinigtes Wasser und Sauerstoff, betont das Unternehmen. Während die Kosten für die Wasserstoff-Herstellung in herkömmlichen Verfahren bei sechs bis acht Euro pro Kilogramm Wasserstoff liegen, seien es mit dem Plasmalyzer lediglich drei Euro (Basis: 0,08 Euro Stromkosten pro kWh).

Berliner Wasserbetriebe planen Pilotanlage

„Die Klimaziele bis 2020 werden deutlich verfehlt. Es ist also höchste Zeit, alle Chancen zu ergreifen, die zu einer Reduktion von Schadstoffemissionen führen“, erklärt Jens Hanke, Gründer von Graforce. „Sich auf eine einzige Technologie wie derzeit den Elektroantrieb zu fokussieren, ist dabei nicht zielführend. Es bedarf der Vielfalt und eines gesunden Wettbewerbs innovativer Ansätze, um eine erfolgreiche Verkehrswende herbeizuführen. E-Gas kann hierzu einen maßgeblichen Beitrag leisten.“

Graforce kooperiert bislang mit den Berliner Wasserbetrieben, die das zur Energiegewinnung nötige Abwasser zur Verfügung stellen. Weiterer Partner ist die Audi Industriegas GmbH: Das Unternehmen prüft, ob die Plasmalyse-Technologie am Standort Werlte nutzbringend eingesetzt werden kann, um die Wasserstoffausbeute und die Gesamteffizienz zu erhöhen.

Die Berliner Wasserbetriebe planen inzwischen eine Pilotanlage auf einem Berliner Klärwerk. Dort soll der aus den Abwässern gewonnene Kraftstoff unter anderem zur Betankung der eigenen Fahrzeugflotte genutzt werden. Die Berliner Wasserbetriebe wollen insbesondere prüfen, ob der Kraftstoff sich auch für Großfahrzeuge eignet. Außerdem soll untersucht werden, ob sich das E-Gas auch als Brennstoff für die betriebseigenen Blockheizkraftwerke zur Emissionsreduktion eignet.

„Im Rahmen der vielfältigen Aktivitäten der Berliner Wasserbetriebe ist die Umwandlung der in den Abwässern enthaltenen Schadstoffe in Kraft- und Brennstoff und die gleichzeitige Reinigung eine Chance für uns“, kommentiert Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe, „weil sie eine Lösung für die hochkonzentrierten und schwer behandelbaren Prozesswässer bei der Abwasserreinigung bieten kann.“

 

© 320° | 24.10.2018

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