Verwertung von Methan

Ein baden-württembergischer Landkreis nutzt seit kurzem eine neue Anlage für die Verwertung von Deponiegas. Die Anlage kann sowohl Strom als auch Wärme gewinnen. Dazu haben die Ingenieure zwei Verfahren kombiniert.

Deponiegas motorisch und thermisch nutzen


Auf der Deponie Bengelbruck im Landkreis Freudenstadt (Baden-Württemberg) ist in der vergangenen Woche eine neuartige Deponiegasbehandlungsanlage installiert worden. Bei der Anlage handelt es sich um eine energieautarke Anlage, wie das Landratsamt Freudenstadt mitteilt. Sie könne sowohl Strom als auch Wärme aus dem Gas gewinnen.

Entwickelt wurde die Anlage vom Ingenieurbüro Contec aus Herrenberg. Die Ingenieure haben dafür zwei Verfahren kombiniert: die motorische Nutzung via zweier Stirlingmotoren und die thermische Nutzung via VocsiBox. Das sei deutschlandweit einmalig, so das Landratsamt.

Die Stirlingmotoren stammen von der Firma Lambda Gesellschaft für Gastechnik und werden für das „Gutgas“, das heißt für Deponiegas mit mindestens 18 Volumenprozent Methan, eingesetzt. Dabei entstünden pro Jahr 102.000 Kilowattstunden. Das deckt dem Landratsamt zufolge zum einen den Strombedarf der Anlage ab sowie den größten Teil des Deponiebedarfs an Strom.

Für das Schwachgas (Methangehalt: 6 bis 30 Volumenprozent) setzen die Freudenstädter auf einen autothermen Reaktor, die VocsiBox. Hierzu wird das Gas in einen isolierten Behälter gegeben und über ein Keramikbett geleitet, das sich darin befindet. Dort werde es bei etwa 1.000 Grad Celsius ohne Flamme verbrannt. Die entstehende Abwärme nutzt das Landratsamt, um in den Wintermonaten die Deponiegebäude zu beheizen.

Kosten von 840.000 Euro

Landratsamt Freudenstadt
Landratsamt Freudenstadt

Insgesamt hat die Anlage auf der Deponie Bengelbruck 840 .000 Euro gekostet. Ein Teil der Kosten, nämlich 355 .000 Euro, wurde vom Bund und vom Land Baden-Württemberg übernommen. Wie Udo Großwendt, Technischer Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs beim Landratsamt, gegenüber dem Schwarzwälder Boten erklärte, habe sich die Zusammensetzung der Abfälle in den vergangenen 40 Jahren stark verändert. Dadurch entstehe vermehrt Deponiegas.

Der Landkreis Freudenstadt betreibt die Mülldeponie Bengelbruck seit 1972. Insbesondere in den 80er Jahren wurden erhebliche Mengen an organischen Abfällen eingebaut (gemischte Abfälle aus Haushalten und Klärschlämme), teilt das Landratsamt mit. Daher mussten die Freudenstädter schon früh darüber nachdenken, wie sie entstehendes Deponiegas behandeln. Anfangs wurde es über eine Hochtemperaturfackel verbrannt. Von 1992 bis 2008 wurde das Gas motorisch genutzt, um Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen.

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