Solarindustrie

Nun reagiert auch Solarwatt auf den Marktdruck. Die Produktion in Dresden wird eingestellt. Der sächsische Umweltminister macht dafür Finanzminister Lindner verantwortlich.

Auch Solarwatt stellt die Produktion ein


Das Dresdner Unternehmen Solarwatt hat angekündigt, die Produktion von Solarmodulen aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen und fehlender politischer Unterstützung vorerst einzustellen. Das Werk mit einer Kapazität von 300 Megawatt wird Ende August die Produktion einstellen.

„Der aggressive Verdrängungswettbewerb in der Solarbranche lässt uns keine andere Wahl“, erklärte Detlef Neuhaus, Geschäftsführer von Solarwatt. Trotz der Produktionspause werden die Entwicklung und Optimierung von Photovoltaik-Hardware sowie die Arbeit des PV-Labors am Standort Dresden fortgesetzt. Sollten sich die Marktbedingungen verbessern, sei eine schnelle Wiederaufnahme der Produktion möglich, betonte Neuhaus.

Von der Entscheidung sind rund 190 Beschäftigte betroffen. Das Unternehmen plant, möglichst vielen von ihnen alternative Arbeitsplätze im Unternehmen anzubieten, zum Beispiel als Monteure, Servicemitarbeiter oder Planer. Die Umschulung soll über die unternehmenseigene Solarwatt-Akademie erfolgen. Insgesamt beschäftigt Solarwatt in Europa 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 650 in Deutschland.

Günther macht Lindner verantwortlich

Der Produktionsstopp bei Solarwatt reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Vorfälle in der deutschen Solarindustrie. Erst Ende März hatte Meyer Burger angekündigt, seinen Standort in Freiberg zu schließen und rund 500 Mitarbeiter zu entlassen.

Der sächsische Umweltminister Wolfram Günther von den Grünen macht vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) für die aktuellen Schwierigkeiten verantwortlich. „Dass China massive Dumping-Attacken gegen die europäische Solarindustrie fährt, ist seit Monaten bekannt“, sagte Günther. Der Bundesverband Solarwirtschaft hatte deshalb einen sogenannten Resilienzbonus vorgeschlagen, der die unter Druck geratenen Hersteller in Europa vor billigen Importen aus China schützen sollte. Allerdings hatte der Bundesfinanzminister große Subventionen für die heimische Solarindustrie abgelehnt.

Günther rief erneut dazu auf, die Energiewende mit „Technologie made in Europe“ zu gestalten und nicht auf Billigimporte aus China zu setzen, die „zu Dumpingpreisen bei uns verscherbelt werden“. Der angekündigte Produktionsstopp sei „ein Tiefschlag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien“. „Das ist ein weiterer schwarzer Tag für die sächsische und europäische Solarindustrie und für die Energiewende insgesamt“, so der Minister.

„Niemand darf überrascht sein“

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sagte, die Entscheidung von Solarwatt sei absehbar gewesen, nachdem die Bundesregierung den geforderten Resilienzbonus abgelehnt habe.

Auch Stefan Hartmann, Vorsitzender der sächsischen Linksfraktion, kritisierte die Bundesregierung: „Es darf wirklich niemand überrascht sein. Die Bundesregierung hat es schon bei Meyer Burger verpasst, eine Lösung zur Rettung der sächsischen und deutschen Solarindustrie zu präsentieren.“ Er sieht das Produktionsende bei Solarwatt als direkte Folge der Sparpolitik der Bundesregierung, die die Solarindustrie ins Ausland treibe.

320°/dpa/re

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