Dekarbonisierung

Eine neue Technologie macht es möglich: In der Hamburger Müllverbrennungsanlage Borsigstraße wird künftig mehr Wärme erzeugt, ohne mehr Abfälle zu verbrennen. Rund 35.000 Haushalte profitieren davon.

Mehr Fernwärme aus Abfällen: Neue Technologie in MVA Borsigstraße


In der Hamburger Müllverbrennungsanlage Borsigstraße (MVB) ist am Montag eine neue Technologie zur Wärmeerzeugung in den Regelbetrieb gegangen. „Die vorhandene Abwärme wird hier umgenutzt, um Haushalte, Industrie und Gewerbe mit Wärme zu versorgen – ohne zusätzliche Brennstoffe“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Rund 35.000 Hamburger Haushalte könnten durch das bundesweit einmalige Wärmeprojekt zusätzlich versorgt werden. Jährlich würden dadurch 104.000 Tonnen CO2 eingespart.

Herzstück der Anlage sind drei dampfbetriebene sogenannte Absorptionswärmepumpen. Sie kühlen die bei der Müllverbrennung entstehenden Rauchgase ab und koppeln so die Wärme aus. „Dem Hamburger Fernwärmenetz stellen wir so pro Jahr 350.000 zusätzliche Megawattstunden zur Verfügung“, erklärte der Geschäftsführer der Hamburger Stadtreinigung, Rüdiger Siechau. 

Neues Gebäude mit Adsorptionswärmepumpen (im Vordergrund) | Foto: Stadtreinigung Hamburg

Rund 55 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, knapp 15 Millionen Euro kamen je zur Hälfte vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und von der Umweltbehörde über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die Bauarbeiten begannen 2021.

Seit Mitte 2023 seien die einzelnen Elemente schrittweise in Betrieb genommen und getestet worden, sagte Anlageningenieur und Projektleiter Steffen Wendland. „Jetzt sind wir an der Schwelle zum Regelbetrieb.“

„Wichtiger Schritt zum Kohleausstieg“

In der Borsigstraße werden jährlich mehr als 320.000 Tonnen Abfall verbrannt. Die dabei gewonnene Energie wurde bisher in Form von Dampf an das mit Steinkohle betriebene Heizkraft Tiefstack geliefert und von dort in das Fernwärmenetz eingespeist.

Durch den direkten Anschluss der MVA an das Fernwärmenetz sei es nun möglich, auch die heißen Rauchgase zu nutzen und die Leistung zu erhöhen. Dadurch müsse das Heizkraftwerk Tiefstack, das einen Großteil des Hamburger Fernwärmebedarfs deckt, weniger Steinkohle verbrennen. Das Wärmeprojekt sei daher auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Hamburger Kohleausstieg, sagte Kerstan.

„Die erweiterte Wärmelieferung der MVB zahlt direkt auf die Transformation unseres Heizkraftwerkes Tiefstack ein und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Kohleausstieg“, sagte Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke. Rund 20 bis 30 Prozent der Fernwärme in Hamburg seien heute schon „grün“. Bis 2030 sollen es bereits 80 Prozent sein, bis 2045 dann 100 Prozent.

320°/dpa/re

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