Solarmodulhersteller

Beim Solarunternehmen Meyer Burger gehen in Freiberg endgültig die Lichter aus. Das Unternehmen hat seinen Mitarbeitern am Standort gekündigt. Mehr als 400 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz.

Meyer Burger entlässt Mitarbeiter – Endgültiges Aus in Freiberg


Das endgültige Aus für die Solarmodulproduktion von Meyer Burger in Freiberg ist besiegelt. Die rund 500 Mitarbeiter hätten am Dienstag ihre Kündigung erhalten, sagte eine Unternehmenssprecherin. Mehr als 400 Menschen verlieren damit ihren Job. Den übrigen seien Arbeitsplätze in anderen Gesellschaften des Schweizer Konzerns angeboten worden. Der sächsische Energieminister Wolfram Günther sprach von einer bitteren Nachricht.

Vorausgegangen war die Absage von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) an den sogenannten Resilienzbonus, der unter Druck geratene Hersteller in Europa schützen sollte. Meyer Burger hatte die Zukunft des Standorts in Freiburg von dieser Unterstützung abhängig gemacht.

Lindner hatte am Sonntagabend sein Nein zu hohen Subventionen für die heimische Solarindustrie bekräftigt. Am Dienstag reagierte nun Meyer Burger mit den Kündigungen. Man habe noch gehofft, dass in Berlin die Einsicht reife, dass die Förderung notwendig sei, sagte die Sprecherin. Dies habe sich nun endgültig zerschlagen.

„Industriepolitischer Tiefschlag“

Meyer Burger hatte im Februar angekündigt, das Werk in Freiberg schließen zu wollen. Seit Mitte März steht die Produktion still. Die meisten Arbeitsverträge laufen wegen kurzer Kündigungsfristen Ende April aus.

Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr einen hohen Verlust eingefahren und als Grund die starke Konkurrenz durch billige Solarmodule aus China genannt. Subventionen für die Produktion von Solarmodulen in China hätten zu einer gravierenden Marktverzerrung geführt, sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt. Das Werk in Freiberg ist nach eigenen Angaben die größte Produktionsstätte für Solarmodule in Europa.

Der Grünen-Politiker Günther sprach von einem „industriepolitischen Tiefschlag“ und gab der FDP die Verantwortung. „Mit zeitlich befristeten, sehr überschaubaren Summen hätte man eine strategisch bedeutende Branche sichern können.“ Nun müsse es eine Perspektive für die verbliebenen Hersteller in Sachsen geben.

Einstige Boombranche

Für den traditionsreichen Standort Freiberg – und auch für die ostdeutsche Solarindustrie – ist das endgültige Aus der zweite große Rückschlag: Bereits 2018 hatte Deutschlands einst größter Solarmodulhersteller Solarworld endgültig Insolvenz angemeldet und den Standort Freiberg mit rund 600 Beschäftigten geschlossen. Neue Hoffnung keimte auf, als Meyer Burger 2021 in die Modulproduktion einstieg und in den ehemaligen Solarworld-Hallen eine neue Fertigung startete.

Die Solarindustrie war seit der Jahrtausendwende rund anderthalb Jahrzehnte lang eine Boombranche und Jobmaschine vor allem in Ostdeutschland – auch dank hoher staatlicher Förderung. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt arbeiteten nach früheren Angaben zeitweise etwa 14.000 Menschen bei Solarzellen- und Modulherstellern und weitere 2.500 bei Photovoltaikausrüstern.

320°/dpa

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