Nahrungs- und Küchenabfälle

Die getrennte Erfassung von Nahrungs- und Küchenabfällen ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, doch in der Praxis verläuft sie völlig unbefriedigend. Nur ein kleiner Teil landet in der Biotonne. Der Rest geht in anderen Entsorgungswegen verloren, wie eine aktuelle Untersuchung belegt.

Großes Potenzial, kleine Ausbeute


Nur gut ein Fünftel der vorhandenen Nahrungs- und Küchenabfälle wird über die Biotonne entsorgt. Das belegt die aktuelle Untersuchung „Bio-Opti“, die das Witzenhausen-Institut durchgeführt hat. Rund die Hälfte der vorhandenen Nahrungs- und Küchenabfälle landet demnach im Restmüll. „Die Erfassung von Nahrungs- und Küchenabfällen verläuft bislang vollkommen unbefriedigend“, betonte Michael Kern, Geschäftsführer des Witzenhausen-Instituts, bei der Vorstellung der Studienergebnisse am Mittwoch vergangener Woche (26. Oktober) beim Biomasseforum in Bad Hersfeld.

Nach den Erhebungen des Witzenhausen-Instituts werden bundesweit durchschnittlich 55 Kilogramm Biogut pro Einwohner und Jahr erfasst. Davon entfallen durchschnittlich 16 Kilogramm auf Nahrungs- und Küchenabfälle. Deutlich besser fallen die Werte aus, wenn man ausschließlich die Einwohner mit Biotonne betrachtet: Bei ihnen liegt die durchschnittlich erfasste Menge an Biogut bei 120 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Davon machen Nahrungs- und Küchenabfälle im Durchschnitt 29 Kilogramm aus.

Betrachtet man jedoch das Potenzial an Nahrungs- und Küchenabfällen, zeigt sich, dass der Anteil, der über die Biotonne entsorgt wird, vergleichsweise niedrig ist. Nach Darstellung des Witzenhausen-Instituts stellen sich die Zahlen wie folgt dar:

  • Das technische Potenzial an Nahrungs- und Küchenabfällen in Deutschland beträgt 72,5 Kilogramm pro Einwohner und Jahr.

Aufgegliedert nach Entsorgungswegen ergeben sich folgende Mengen und Anteile:

  • Im Restmüll landen 36,4 Kilogramm Nahrungs- und Küchenabfälle pro Einwohner und Jahr. Das entspricht einem Anteil von 50 Prozent am Gesamtpotenzial.
  • In der Biotonne landen 15,8 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Das entspricht einem Anteil von 22 Prozent am Gesamtpotenzial.
  • In die Eigenkompostierung gehen 12,3 Kilogramm Nahrungs- und Küchenabfälle, was einen Anteil von 17 Prozent am Gesamtpotenzial darstellt.
  • Weitere 5,7 Kilogramm oder 8 Prozent verschwinden in der Kanalisation.
  • 1,7 Kilogramm Nahrungs- und Küchenabfälle bzw. 2 Prozent werden für die Tierfütterung verwendet.
  • Im Gelben Sack schließlich finden sich noch 0,6 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Das entspricht einem Anteil von 1 Prozent am Gesamtpotenzial.

Um insbesondere die Potenziale aus dem Restmüll in die Biotonne zu überführen, hat das Witzenhausen-Institut verschiedene Szenarien entworfen. Dabei wurde die Annahme zugrunde gelegt, dass 10 Prozent der Nahrungsmittel und verpackten Lebensmittel sowie 2 Prozent der Küchenabfälle vermieden werden können. Ferner wurde davon ausgegangen, dass alle anderen Entsorgungswege abseits des Restmülls bestehen bleiben. Das Ergebnis zeigt: Wenn 50 Prozent der Nahrungs- und Küchenabfälle im Restmüll in die Biotonne überführt werden könnten, würde sich die Menge an Biogut von bundesweit durchschnittlich 16 Kilogramm pro Einwohner und Jahr mehr als verdoppeln.

Gleichwohl wäre in diesem Fall aber auch zu diskutieren, welche Auswirkungen dies für Anlagen und deren Betrieb hätte, erklärte Kern. Dennoch zeigten die Zahlen, dass vor dem Hintergrund des klaren gesetzlichen Auftrags im Kreislaufwirtschaftsgesetz zur getrennten Erfassung von Nahrungs- und Küchenabfällen ein dringender Handlungsbedarf bestehe.


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