E-Schrottkongress IERC in Salzburg

Die Recyclingbranche für Elektro- und Elektronikschrott bewegt sich in einem schwierigen Umfeld. Das wurde auch beim diesjährigen International Electronics Recycling Congress IERC 2016 deutlich. Eines der viel diskutierten Themen waren die neuen Herausforderungen, vor denen E-Schrott-Recycler derzeit stehen.

„Kein ewig boomendes Eldorado“


Die aktuelle Lage der E-Schrott-Recycler ist alles andere als einfach. Nicht nur, weil nach wie vor beträchtliche Mengen illegal exportiert werden, sondern auch, weil die Geräte, die neu auf den Markt kommen und später als Elektro- und Elektronikschrott anfallen, immer kleiner werden. In vielen Bereichen führt das dazu, dass die Geräte immer weniger Edelmetalle und Metalle enthalten. Hinzu kommt der starke Einbruch der Rohstoffpreise, der auch für einen Rückgang der Metallpreise gesorgt hat: Der Materialwert vieler Elektro- und Elektronik-Altgeräte ist dadurch deutlich zurückgegangen.

Die Folge sind rückläufige Erträge, die bei vielen Recyclingunternehmen schwer zu Buche schlagen. Insbesondere in Europa und Nordamerika habe es bereits Betriebsschließungen gegeben, berichtete Thierry Van Kerckhoven, Global Sales Manager beim Materialtechnologie-Konzern Umicore, bei der Pressekonferenz zum IERC 2016. Inzwischen sei vielen Marktteilnehmern klar geworden, dass die E-Schrott-Branche kein „ewig boomendes Eldorado“ sei. Umso wichtiger seien gesetzliche Rahmenbedingungen, die das Recycling fördern, wie etwa das neue Kreislaufwirtschaftspaket, das die EU-Kommission vor Kurzem veröffentlich hat.

statistic_id169232_elektronikschrott---zusammensetzung-nach-materialienDie zunehmende Miniaturisierung werfe auch die Frage auf, ob traditionelle Aufbereitungsverfahren wie Shreddern oder Post-Shredder-Technologien noch ausreichend sind, um den künftigen Recycling-Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen, sagte Van Kerckhoven. Darüber hinaus sehen manche Branchenvertreter auch die Notwendigkeit, die traditionelle Rolle der Recycler zu hinterfragen. „Der Wandel hin zu Wertschöpfungsketten der Kreislaufwirtschaft wird sich vollziehen. Recycler müssen sich entscheiden, welche Rolle sie hierbei spielen“, sagte Markus Laubscher, Program Manager Circular Economy bei Royal Philips, bei der Pressekonferenz. „Der Fokus auf die Aufbereitung von mehr Abfällen wird nicht ausreichen, um die zusätzliche Wertschöpfung zu ermöglichen.“

Recycler als Partner der Hersteller

Das sieht auch Steve Skurnac so. Er ist Global President von Sims Recycling Solutions, eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Elektronik-Recycling. Skurnac war neben Laubscher einer der beiden Keynote-Speaker beim IERC 2016. „Die Rohstoffpreise werden in absehbarer Zeit weiter unter Druck stehen“, sagte er bei der Pressekonferenz. „Recyclingfirmen, die zusätzliche Dienstleistungen anbieten und mit Herstellern zusammenarbeiten, werden innerhalb der gesamten Lieferantenkette wertvolle Dienste erbringen können.“

Wie der Sims-Repräsentant betonte, benötigen Hersteller geeignete Partner, um ihre Recycling- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Recyclingfirmen könnten hierfür wertvolle Dienste hinsichtlich Produktdesign, Sammlung und Recyclinginitiativen leisten. „Recycler können helfen, neue Märkte für Recyclingprodukte zu entwickeln“, sagte Skurnac. Denn sie seien diejenigen, die über das nötige Material und die nötigen Marktbeziehungen verfügen.

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