Getränkeverpackungen

Nun ist der Handel am Zug: Das Umweltbundesamt fordert den Lebensmittelhandel auf, mehr Getränke in Mehrwegverpackungen anzubieten. Auch die Kosten des Verpackungsmülls sollten sehr viel stärker in die Lizenzentgelte der dualen Systeme eingepreist werden. Hintergrund ist das geplante Verpackungsgesetz.

UBA fordert mehr Mehrweg-Alternativen


Das Umweltbundesamt (UBA) fordert den Lebensmittelhandel auf, neben Getränken in Einwegverpackungen immer auch Mehrwegalternativen anzubieten. „Die im neuen Verpackungsgesetz vorgesehene Kennzeichnung an den Regalen als Einweg und Mehrweg wird nur dann zum Erfolg führen, wenn auch beide Varianten angeboten werden. Deshalb sollten sich auch die Mehrwegverweigerer im Handel zu mehr Abfallvermeidung bekennen und durchgängig Getränke als Mehrweg anbieten“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger anlässlich der Woche der Abfallvermeidung in Berlin. „Wir sehen ja bei Plastiktüten, dass die Bevölkerung Vermeidung unterstützt und vielfach nun auf Einwegtragetaschen verzichtet.“

Die UBA-Präsidentin begrüßte, dass im Entwurf des Verpackungsgesetzes das Ziel enthalten sei, den Anteil an Mehrweggetränkeverpackungen weiter zu stärken, kritisierte aber, dass es bislang nicht gelungen ist, den Einzelhandel zu einem flächendeckenden Angebot an Mehrwegflaschen zu bewegen. „Derzeit werden nur 26,9 Prozent der Erfrischungsgetränke und 40,6 Prozent des Wassers als Mehrweg angeboten. Eine Mehrwegflasche vermeidet aber bis zu 40 Einwegflaschen oder Dosen. Mehrweg ist und bleibt daher der beste Weg, um Abfall zu vermeiden“, sagte Krautzberger.


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Neben der Notwendigkeit, Mehrweg optional immer kaufen zu können, riet sie auch dazu, die Kosten des Verpackungsmülls sehr viel stärker in die Lizenzentgelte der dualen Systeme einzupreisen: „Die Lizenzentgelte müssen die tatsächlichen Kosten widerspiegeln, die eine Verpackung in der Entsorgung verursacht. Ihre Höhe sollte künftig nicht nur von dem Material, sondern auch von der Recyclingfähigkeit der Verpackung abhängen. Die Recyclingfähigkeit sowie den Anteil von Rezyklaten in den Verpackungen sollten wir bei der Bemessung der Lizenzentgelte in Ansatz bringen“, sagte Krautzberger.

Kunststoffschalen aus hellem Polypropylen (PP) ließen sich beispielsweise sehr gut recyceln, solche aus mehrschichtigem Polyethylenterephtalat (PET) mit Barriereschichten dagegen kaum. Auch wasserunlösliche Klebstoffe oder falsche Druckfarben könnten das Recycling negativ beeinträchtigen. Diese Faktoren sollten künftig bei den Lizenzentgelten berücksichtigt werden.

Immer mehr Verpackungsmüll

Nach Angaben des UBA ist die Menge an Verpackungsabfällen zwischen 1996 und 2014 generell um über 30 Prozent gestiegen. Bei privaten Haushalten sind es vor allem Verpackungen für Getränke, hrungsmittel und Haustierfutter, die den Großteil des Verpackungsmülls ausmachen. Die Produkte binden zwar nur 12 Prozent der Konsumausgaben, führen aber zu fast 68 Prozent des Verpackungsmülls in privaten Haushalten.

Schuld am höheren Aufkommen seien zum einen zu aufwändig gestaltete Verpackungen oder solche mit besonderen Funktionen: Etwa Sprühflaschen bei Glas- oder Badreinigern, die automatisch unnötigen Müll in Form des aufwändigen Sprühaufsatzes produzieren. Besser seien langlebige Flaschen mit einem stabilen Aufsatz, die der Hersteller mit kostengünstigen und umweltfreundlichen Nachfüllverpackungen anbiete. So ließen sich Kunden auch stärker an ein Produkt binden.

Ein wichtiger Grund für mehr Verpackungsmüll sind laut UBA auch demografische Faktoren. Vor allem in Großstädten lebten immer mehr Menschen als Singles, vom Studenten bis zur Seniorin. Sie wählten beim Einkauf oft eher kleinere Verpackungseinheiten und vorportionierte Produkte. So entstehe pro Kopf mehr Abfall.

Außerdem würden immer mehr Menschen öfter auswärts essen oder lassen sich diese Gerichte nach Hause liefern. Allein für Pizza zum Mitnehmen stiegen die Verpackungsabfälle beispielsweise von 2000 bis 2012 um 170 Prozent und für Coffee-To-Go sogar um ein Vielfaches.

Neben Verpackungsabfällen entstehen beim Außer-Haus-Verzehr auch große Mengen an Lebensmittelabfällen. Etwa ein Drittel aller für den Außer-Haus-Verzehr hergestellten Speisen landen in Deutschland im Abfall. Viele dieser Nahrungsmittel, die in Restaurants, in Cafés, beim Imbiss oder beim Catering auf Tagungen, Messen oder bei privaten Anlässen im Abfall landen, wären noch genießbar gewesen, betont das UBA.

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