Neue Quoten

Mehr Recycling, weniger Einweg: Das Europäische Parlament hat am Mittwoch die EU-Verpackungsverordnung verabschiedet. Die Verordnung sei eine „echte Chance“, meint Umweltministerin Lemke.

EU-Parlament stimmt Verpackungsverordnung zu


Das Europäische Parlament hat am Mittwoch in Straßburg wichtige Entscheidungen im Kampf gegen Verpackungsmüll getroffen. Die Abgeordneten beschlossen mehrheitlich, bestimmte Einwegverpackungen wie Umverpackungen aus Kunststoff, leichte Plastiktüten oder Einwegverpackungen in Hotels bis 2030 zu verbieten. Dieser Schritt ist Teil eines umfassenden Plans, den Verpackungsabfall in der Europäischen Union bis 2040 um mindestens 15 Prozent zu reduzieren.

Auch die Gastronomie wird von den neuen Bestimmungen betroffen sein. Restaurants und andere Gastronomiebetriebe müssen es künftig akzeptieren, dass Kunden eigene Behälter zum Transport von Speisen verwenden dürfen. Darüber hinaus sind sie dazu verpflichtet, bis zum Ende des Jahrzehnts mindestens zehn Prozent ihrer Produkte in wiederverwendbaren Verpackungen anzubieten.

Rezyklateinsatzquoten ab 2030 und 2040

Die neuen Regelungen sehen außerdem vor, dass fast alle Verpackungsarten – mit Ausnahmen wie Textilien, Keramik oder Gummi – recyclingfähig sein müssen. Teil der neuen Verordnung sind ebenfalls Rezyklateinsatzquoten. So müssen „kontaktsensitive“ PET-Verpackungen (außer Getränkeflaschen) bis zum 1. Januar 2030 zu mindestens 30 Prozent aus Rezyklat bestehen. Ab dem 1. Januar 2040 steigt der Anteil auf 50 Prozent.

Für kontaktsensitive Verpackungen aus anderen Materialien als PET (außer Getränkeflaschen) gelten Anteile von 10 Prozent ab 2030 und 25 Prozent ab 2040. Einweggetränkeflaschen müssen ab 2030 zu 30 Prozent und ab 2040 zu 65 Prozent bestehen. Für alle anderen Kunststoffverpackungen gelten künftig Rezyklatanteile von 35 beziehungsweise 65 Prozent.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bezeichnete die neuen Regelungen als „echte Chance“, die Menge an Verpackungsabfällen zu reduzieren. Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßte die Neuregelung. Vizepräsident Patrick Hasenkamp betonte, dass die Reduzierung von Verpackungsabfällen nur durch die Förderung von Wiederverwendung und Recycling erreicht werden könne.

Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat fielen im Jahr 2021 durchschnittlich 188,7 Kilogramm Verpackungsabfälle pro Kopf an. In den vergangenen zehn Jahren sei die Menge an Verpackungsabfällen in der EU um mehr als 20 Prozent gestiegen, rechnet die EU-Kommission vor. Ohne Gegenmaßnahmen könnte sie bis 2030 um weitere 19 Prozent steigen, bei Kunststoffverpackungen sogar um 46 Prozent.

Nach der Zustimmung des Europaparlaments müssen die neuen Regeln nun noch von den EU-Staaten bestätigt werden.

320°/dpa/re

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