Neues Verfahren für Biogassubstrate

Bislang liefern Biogasanlagen vor allem zwei Produkte: Gas und flüssigen Dünger. Möglicherweise kommt bald ein drittes hinzu: In einem Projekt wurde ein neuartiges Verfahren entwickelt, dass insbesondere die festen Bestandteile von Gärprodukten nutzt.

Gärprodukte zu Holzwerkstoffen aufbereitet


Dass Gärreste aus Biogasanlagen einmal als Rohstoff für Laminat-Fußböden verwendet werden, hätten sicherlich die wenigsten erwartet. Aber genau das ist das Ergebnis eines zweieinhalbjährigen Projekts mit dem Namen „Stoffliche Nutzung lignocellulosehaltiger Gärprodukte für Holzwerkstoffe“. Innerhalb des Projekts, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wurde, ist es laut den Verantwortlichen erstmals gelungen, ein entsprechendes Verfahren zu entwickeln.

Größtes Hindernis war dabei der Ammoniumstickstoff, der als geruchsbelastendes Ammoniak aus den Gärresten entweicht. Mit einem neuartigen Verfahren namens ANAStrip konnte das Problem gelöst werden, wie die Projektbeteiligten berichten. Dabei wird der Ammoniumstickstoff zu 70 bis 95 Prozent in Form von Ammoniak aus den festen, faserhaltigen Bestandteilen ausgetrieben. Dies geschieht bei leichtem Unterdruck und Temperaturen von 50 bis 85 Grad.

Vom Geruch befreit, wurden zunächst im Labor Holzwerkstoffe aus den Gärprodukten entwickelt, vornehmlich Spanplatten und mitteldichte Faserplatten (MDF). Anschließend folgte der Test von 10 Tonnen Gärprodukt in einem Betriebsversuch. Daraus wurden hochdichte Faserplatten (HDF) hergestellt, die zu Laminat-Fußboden weiterverarbeitet wurden. Das ist, so die Projektverantwortlichen, aufgrund der Farbeigenschaften der Gärprodukte besonders sinnvoll. Aber auch andere Anwendungen, wie zum Beispiel Holzverbundwerkstoffe (Wood-Plastic-Composites, WPC), seien möglich.

Konkurrenzfähiger Rohstoff

Unter dem Strich ist das Projekt für die Beteiligten ein Erfolg. Mit dem Verfahren könne ein konkurrenzfähiger Rohstoff für unter 75 Euro je Tonne Trockenmasse für die Holzwerkstoffindustrie bereitgestellt werden, sagen sie. Das technische Potenzial des neuen Rohstoffs liege jährlich bei circa 1,5 Millionen Tonnen Trockenmasse. Darüber hinaus kann das Material abschließend energetisch verwertet werden.

Ob sich das ANAStrip-Verfahren für jeden Biogasanlagenbetreiber lohnt, bleibt trotzdem fraglich. Schließlich sind damit Umbaumaßnahmen der Anlage und somit Kosten verbunden. Die Projektverantwortlichen empfehlen daher, solche Anlagen besonders in Veredlungsregionen und in Gemischtregionen zu betreiben. „Nur in Ackerbauregionen wird es schwierig, da hier die Gärreste einen hohen Düngewert besitzen und daher für eine stoffliche Nutzung in der Holzwerkstoffindustrie zu teuer sind“, heißt es im Abschlussbericht.

Das Projekt „Stoffliche Nutzung lignocellulosehaltiger Gärprodukte für Holzwerkstoffe“ wurde unter der Leitung der Gesellschaft nova-Institut für politische und ökologische Innovation durchgeführt und gemeinsam mit dem Meppener Holzwerkstoffhersteller Glunz, der niedersächsischen Gesellschaft Benas Biogasanlagen und der Gesellschaft für nachhaltige Stoffnutzung (GNS) mit Sitz in Halle realisiert.

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