Messeneuheit

Zwei Jahre haben Textilhersteller an einer Funktionsjacke getüftelt, die zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. Nun haben sie das Kleidungsstück vorgestellt. Wie es heißt, ist die Jacke auch problemlos recycelbar - durch eine Kombination aus mechanischen und chemischen Verfahren.

Erste Outdoorjacke aus 100 Prozent Recyclingmaterial


Grüne Farbe und grüne Produktion: Auf der Sportmesse Ispo in München ist die laut Hersteller weltweit erste vollständig upgecycelte Funktionsjacke vorgestellt worden. Das Kleidungsstück mit dem Namen „rEvolution Hybrid“ besteht zu 30 Prozent aus Alttextilien und zu 70 Prozent aus recycelten PET-Flaschen.

Entwickelt wurde die dreilagige High-Performance Jacke von der Industriepartnerschaft wear2wear. Die Partner haben sich zum Ziel gesetzt, aus Textilfasern von gebrauchten Kleidungsstücken in Europa neue Funktionstextilien produzieren. Zu den Gründunstmitgliedern zählen die Unternehmen Sympatex und Schoeller Textil.

Wie die Unternehmen mitteilen, bietet die Jacke zertifizierten Regenschutz und ist nach den Umweltstandards Standard 100 by OEKO-TEX und bluesign geprüft. Bei der Herstellung der Jacke werden demnach zunächst sortenreine Alttextilreste aus 100 Prozent Polyester (PES) mechanisch aufgelöst und durch ergänzende Polymerschmelzverfahren zu Granulaten aufbereitet. Anschließend werden diese erneut aufgeschmolzen und zu neuen PES-Filamentgarnen ausgesponnen.

In einem weiteren Schritt verarbeitet Schoeller Textil die Garne zu textilen Polyester-Flächengebilden. Diese werden dann mit einer 100 Prozent recycelbaren Sympatex-Membran aus Polyesterresten zu einem sortenreinen, wiederum recycelbaren hochfunktionellen und vollständig wasserdichten Funktionstextil laminiert.


Sympatex-Outdoorjacke aus 100 Prozent Recyclingmaterial:

Foto: Sympatex

Jacke ist auch recycelbar

„Auch Fremdbestandteile wie PU-Kleber können durch chemische Upcyclingprozesse auf eine ausspinnbare Konzentration verdünnt werden und somit nach und nach aus den recycelten Textilien verschwinden“, teilen die Unternehmen weiter mit. Ziel sei es, in den kommenden Monaten den Anteil an recycelten Alttextilien auf 100 Prozent zu erhöhen.

Damit die Jacke nach Gebrauchsende auch problemlos recycelt werden kann, wurden nach Unternehmensangaben möglichst sortenreines Material und nahtreduzierte Schnitte verwendet. Außerdem wurden umweltverträglichen Ausrüstungs- und Färbemitteln eingesetzt, die den Recyclingprozess nicht stören.

Zudem wurde in die Jacke ein RFID-Chip integriert, der zeigt, dass die Jacke zum wear2wear-Konzept gehört und speziell recycelt werden kann. Für dieses Recycling-Verfahren wird eine spezielle Kombination aus mechanischen und chemischen Verfahren genutzt: Durch die Anwendung eines wasserlöslichen PVA (Polyvinylalkohol)-Nähgarns im Design2Recycle-Prozess lassen sich demnach verbleibende nicht recycelfähige Bestandteile kosten- und materialschonend entfernen. Nach der Rohstoffwiederaufbereitung entsteht so erneut PES-Filamentgarn, das zu neuen upgecycelten Polyesterflächengebilden verarbeitet wird. „Der wear2wear-Kreislauf ist geschlossen – ein hochwertiges nachhaltiges Funktionstextil kann erneut entstehen“, resümieren die Unternehmen.

Schoeller Textil ist ein globaler Textilhersteller mit Hauptsitz im schweizerischen Sevelen und auf die Entwicklung und Produktion von Funktionstextilien und Textiltechnologien für die Warenkategorien Sport, Outdoor, Lifestyle und Arbeitsbekleidung spezialisiert. Sympatex mit Sitz in München stellt Hightech-Funktionsmaterialien für Bekleidung, Schuhe, Accessoires und technische Anwendungsbereiche her.

 

© 320°/ek | 29.01.2020

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